Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
es fände innerhalb der Stadt ein Aufstand statt. Es sei denn, etwas störte die Besetzer von innen.«
    Hal nickte, zufrieden damit, endlich das Ende der Lügen zu hören. Er wandte sich wieder den Stadtmauern zu, um die letzten Vorbereitungen zu beobachten, so schwach sie auch unter dem mondlosen Himmel zu sehen waren. Um zuzusehen und zu warten – und sich zu fragen, ob der Tod in seinem lärmenden Schädel jemals still wäre.

 
    14
     
     
     
    Ein unbeteiligter Teil von Ranis Geist erkannte, dass sie noch nie in ihrem Leben solche Angst gehabt hatte. Nein, sagte sie sich. Ihr Geist war nicht unbeteiligt. Der Ausgang dieser Konfrontation interessierte sie sehr.
    Nicht ob sie lebte oder starb. Wie ein Gaukler hatte sie sich durch ein Textbuch in ihrem Kopf gearbeitet und sich vorgestellt, was wahrscheinlich geschehen würde. Sie wurde von der Gefolgschaft gefangen gehalten. Ihre Hände waren hinter ihrem Rücken gefesselt. Sie war in weiße Gewänder gekleidet, in Kleidungsstücke, die mehrfach um sie gewickelt waren, als wäre sie ein Neugeborenes. Ein neugeborenes Kind oder ein für den Scheiterhaufen zurechtgemachter Leichnam.
    Nein. Sie konnte keine Möglichkeit erkennen, wie sie überleben könnte. Ihre Zukunft lag wahrlich bei den Tausend Göttern. Sie hatte gelernt, dass sie in ihr waren, dass sie ein Teil von ihr waren, dass sie sie waren, auf eine Art, von der sie sich zuvor niemals hätte träumen lassen. Die Tausend hatten einen Plan für die ganze Welt, und Rani war nur ein Werkzeug in diesem Plan. Sie war nur ein Werkzeug. Und sie kannte das Schicksal von Werkzeugen nur allzu gut.
    Wie viele Male hatte sie ihre Schneideeisen auf ihrem Glasmalertisch liegen lassen, die Spitzen mit Bleimetall verschmutzt? Wie viele Male hatte sie einen Glasrand mit einer Diamantklinge zermahlen, nur um das Messer mit nachlässiger Gleichgültigkeit gegenüber seiner Klinge beiseitezuwerfen? Wie viele Male hatte sie Lampenschwarz am Boden ihres Mörsers zurückgelassen, die nächste Farbe verdorben, die sie mahlen wollte?
    Werkzeuge hatten es nicht leicht auf dieser Welt.
    Aber Werkzeuge konnten Schönheit erschaffen. Sie konnten Kraft erschaffen. Sie konnten neue Dinge erschaffen. Werkzeuge veränderten die Welt, auf Arten, die äußerst positiv und wunderschön und gut waren.
    Das sagte sich Rani, als sie auf einem Podest inmitten eines großen Raumes stand, eines unterirdischen Raumes, den sie nie zuvor gesehen, den sie sich niemals zuvor auch nur im Traum vorgestellt hatte. Das sagte sich Rani, als sie inmitten der großen Versammlungshalle der Gefolgschaft des Jair stand.
    Dartulamino zog an ihren Fesseln, versicherte sich, dass sich die Knoten nicht gelöst hatten, als er sie von ihrer Gefangenenzelle in diesen Raum geführt hatte. Der Mann hatte jedoch gute Arbeit geleistet, weil er keinem der kleineren Lichter am Himmel der Gefolgschaft getraut hatte. Alle Knoten saßen ausgesprochen fest. Jeder Einschnitt in ihre Haut war dergestalt, dass schon die Anspannung ihrer Muskeln ihre Fesseln anzog.
    Rani starrte in finsterem Zorn vor sich hin, und der Priester lachte. »Ja, Ranita Glasmalerin. Du hast nicht gewusst, dass wir diesen Raum besitzen. Du hast nie die volle Kraft der Gefolgschaft erkannt, der du gedient hast.«
    »Allein die Verborgenheit dieses Raumes zeigt, dass die Gefolgschaft korrupt ist. Wenn man seinen Mitgliedern nicht einmal das Wissen über einen Raum anvertrauen kann, wie kann man ihnen dann seine Mission in der Welt anvertrauen?«
    Dartulamino lachte, und der Klang hallte von der hohen Decke wider. Rani konnte erkennen, dass sie sich tief unter der Kathedrale befanden, in einem Raum, der von Hals fernsten Vorfahren ausgehöhlt worden sein musste, als sie Anspruch auf Morenia erhoben. Der Raum war ein vollkommener Kreis. Die Pflastersteine auf dem Boden verfolgten ein Labyrinth, einen Geheimpfad, der zum Podest führte, wo Rani mit dem Priester stand. Sie konnte die Windungen schwarzer Steine auf weißen erkennen, das komplizierte Mosaik ausmachen, das zahllose Handwerker ihre Sehkraft, ihr Leben gekostet hatte.
    Denn wer hätte Arbeitern erlaubt zu überleben, wenn sie den Geheimraum erst gesehen hatten? Wer hätte die Eisenarbeiter überleben lassen, wenn sie die Halterungen für die zwanzig Fackeln ringsherum in die Wände eingelassen hatten? Wer hätte die Steinmetze in ihr normales Leben zurückkehren lassen, nachdem sie den Raum mit dem kunstvollen Gitter versehen hatten, das sich um den

Weitere Kostenlose Bücher