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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Kreis zog?
    Die Himmlischen Tore, erkannte Rani. Das Gitter sollte die Himmlischen Tore repräsentieren. Als sie sich in dem Raum umsah, konnte sie erkennen, dass Symbole für die Tausend in die Steinmetzarbeiten eingesetzt waren, die im flackernden Fackellicht unheilvoll wirkten.
    Dort, unmittelbar vor ihr, in seiner Deutlichkeit fast ein Hohn: ein Schneideeisen. Clain, der Gott der Glasmaler, war erkannt. Rani musste bei dem vertrauten Zeichen fast laut auflachen, während sie ein Blitz kobaltblauen Lichts kurzzeitig blendete.
    Zur Rechten des Schneideeisens befand sich eine Kerze. Tren. Rani konnte hören, wie ein Schmiedemeister einen Stab geschmolzenes Metall bearbeitete.
    Jenseits der Kerze war ein Köcher mit Pfeilen eingemeißelt. Bon, der Gott der Bogenschützen, zeigte sich mit dem Wiehern eines Hengstes, aus der Ferne zu hören, als stünde Rani auf windgepeitschtem Heideland.
    Selbst jetzt tröstete sie das Wissen, dass sie in den Händen der Tausend Götter war. Als sie die Abschirmung betrachtete, erkannte sie Freunde, Gefährten, gleichgesinnte Geister, die durch all die Königreiche der Welt gereist waren. Sie erinnerte sich, wie sie die Götter angerufen hatte, als sie in Amanthia lebte, als sie ins Kleine Heer gezwungen wurde. Sie erinnerte sich, wie sie ihre Gegenwart im fernen Liantine gespürt hatte, in dem Königreich, das an der alten Göttin festhielt, der Gehörnten Hirschkuh. Sie dachte daran, wie die Götter in Brianta für sie real geworden waren, wie sie in ihren Augen und Ohren, ihrer Nase und ihrem Mund, in jedem Zoll ihrer Haut lebendig geworden waren.
    Ihr Kampf gegen die Gefolgschaft hatte sie zu all jenen Orten geführt, hatte sie in die Länder geführt, in denen sie die wahre Quelle der Macht auf dieser Welt erfahren konnte.
    Denn das war die Lektion, die sie beherrschen gelernt hatte, die Wahrheit, die sie stärker verinnerlicht hatte als irgendeine ihrer anderen Lektionen: Die Tausend Götter standen unangefochten an erster Stelle. Die Tausend Götter wachten über das Leben der Menschen, beeinflussten die Pfade, die einzelne Menschen zu betreten erwählten.
    Die Götter hatten jene Pfade nicht vorherbestimmt. Sie ließen die Menschen ihre eigenen Wege wählen. Die Tausend konnten durch die Entscheidungen, die ihre Gläubigen trafen, überrascht werden. Einzelne Götter konnten durch die Entscheidungen der Menschen, sie nicht so zu ehren, wie sie geehrt werden sollten, traurig oder zornig werden oder sogar verzweifeln. Unter den Tausend waren einige stärker als andere, einige hatten mehr Einfluss auf das Leben der Menschen als andere.
    Aber eine Wahrheit galt unter den Göttern ohne jeden Zweifel. Jeder einzelne Gott war stärker als jeder einzelne Mensch. Jeder Gott konnte einen Mann oder eine Frau besiegen. Jeder Gott konnte einen Gläubigen beherrschen, wenn er es wollte.
    Ihre Unterlegenheit gegenüber den Göttern zu akzeptieren, brachte Rani einen gewissen Frieden. Sie könnte der Gefolgschaft gegenüber verlieren, aber letztendlich würden die Götter herrschen. Letztendlich würden die Götter die Welt kontrollieren.
     
     
    Hal entzog Puladarati seinen Arm. »Ich kann nicht hierbleiben! Was werden meine Leute denken? Was wird Hamid denken?«
    Der Berater schüttelte den Kopf, so dass sein langes, weißes Haar ihn wie eine Mähne umwogte. »Es kümmert mich nicht, was sie denken. Eure Mission besteht darin, am Leben zu bleiben, Sire. Euer Ziel ist es, die heutige Schlacht zu überleben, damit Ihr wieder siegreich in Moren einreiten könnt.«
    »Und was wird ein Sieg nützen, wenn jeder Mensch, dem ich begegne, denkt, dass ich ein Angsthase bin?«
    Muss ich Angst haben? Mich plagen? Was stört mein Behagen?
    Puladaratis dreifingrige Hand lag fest auf Hals Arm. »Wenn unsere Manöver funktionieren sollen, müsst Ihr zwei getrennte Streitkräfte kontrollieren. Von hier könnt Ihr sowohl den Hafen als auch die Stadtmauern sehen. Ihr werdet Eure Männer bei jedem Schritt, den sie tun, führen.«
    »Ich sollte an ihrer Seite sein, nicht mich wie die Frauen und Kinder verstecken!«
    »Mit welcher Streitkraft würdet Ihr gehen, Sire?« Puladaratis Stimme brach zum ersten Mal. »Wollt Ihr zum Hafen gehen und beobachten, wie dort die Schiffe eingenommen werden, während Ihr Eure Soldaten auf dem Feld im Stich lasst? Oder wollt Ihr zu den Toren gehen und die tapferen Männer ignorieren, die für Euch übers Wasser gingen?«
    Hal schüttelte den Kopf. »So ist es nicht! Ich lasse

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