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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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zuerst zu mir gebracht. Ich verwandelte mich in die Götter, in alle Götter.« Rani sah sich in dem Raum um und konnte erkennen, dass sich die Gefolgschaft regte. Menschen richteten sich mühsam auf die Knie auf, rangen nach Atem, würgten.
    »Ich hasse dich«, sagte Crestman mit Worten so schlicht wie die eines Kindes. Rani hatte noch nie solche Wahrheit gehört.
    »Es tut mir leid.«
    »Du hast mich angelogen. Du hast in Amanthia gelogen, als du sagtest, du würdest dich mit mir gegen Sin Hazar stellen.« Er schien die anderen Menschen in dem Raum, die flüsterten und Rani ehrfürchtig betrachteten, nicht zu bemerken.
    »Ich habe mit dir standgehalten. Aber ich konnte nicht dort bleiben. Mein Leben rief mich woandershin.«
    »Du hast mich in Liantine zurückgelassen.«
    »Aber ich wollte dich wieder holen. Du hast mir nicht genug vertraut.«
    »Ich habe dich geliebt.«
    »Ich weiß.« Da begegnete sie seinem Blick, sah den hoffnungslosen Kummer und den Verlust und den Zorn. »Ich weiß«, sagte sie erneut, und Tränen verdeutlichten ihre Hilflosigkeit, ihre Unfähigkeit zu sein, was er gebraucht hatte.
    »Stirb, du kindstötender Bastard!« Rani erschrak bei dem Aufschrei. Sie wusste, dass sie sich regen sollte, wusste, dass sie die Hand nach Crestman ausstrecken und ihn zu sich ziehen sollte, ihn vor Schaden bewahren sollte. Sie konnte sich jedoch nicht dazu bringen, sich schnell genug zu bewegen, konnte die Energie zu handeln nicht finden.
    Sie erkannte die Klinge, noch während diese durch die Luft pfiff. Sie erkannte die acht Zacken, die den Knauf am Schaft befestigten. Sie sah die Waffe, die Crestman selbst gestohlen worden war, aus seinem Versteck in Sarmonia entwendet worden war. Sie erkannte das Messer, das sie zuletzt auf einer sonnigen Waldlichtung gesehen hatte, an weiche Haut gepresst, einen Blutsfaden hervorbringend. Sie wusste, dass der Dolch Mair gehört hatte, dass er die Tiefen der Schuld und der Qual und des Kummers der Unberührbaren-Frau ermessen hatte.
    Rani hörte die Waffe in Crestmans Brust einsinken, hörte seinen überraschten Ausruf und dann sein scharfes Keuchen, als die Spitze sein Herz durchdrang. Noch während Crestman auf dem Podest zusammenbrach, stellte sich Mair breitbeinig über ihn, trieb das Messer noch tiefer in das tote Fleisch, das nur Augenblicke zuvor ein lebender, atmender Mensch gewesen war. »Das war für dich, Lar. Das war für dich, mein armer, toter Junge.«
    Mair summte die Worte immer wieder, wobei ihr Gesicht über dem Gefolgschaftsgewand totenbleich wirkte. Rani trat an ihre Seite und kniete sich hin, um ihre Freundin an ihre Brust zu drücken. Sie kauerten zusammen auf dem Podest, wiegten sich, als wären sie Kinder, als hätten sie noch ihr ganzes Leben vor sich und nichts mehr zu fürchten als einen Schwarzen Mann in der Nacht.
    »Ich musst es tun, Rai. Den Regeln der Straße gemäß, musst ich es tun.«
    »Ich weiß, Mair. Ich weiß.« Rani schaute zu Crestmans verkrümmtem, gebrochenem Körper, und ein Flüstern in ihrem Hinterkopf betrauerte den Jungen, dem sie in Amanthia begegnet war, den Jungen, der sie zum ersten Mal geküsst hatte, neben einem flackernden Feuer. »Du musstest es tun. Wir alle mussten es tun. Wir haben alle getan, was wir tun mussten.«

 
    15
     
     
     
    Rani zog die Decke fester um ihre Schultern und bemerkte dabei kaum die spätherbstliche Brise, die Tovin und sie umspielte. Einige Monate zuvor, in Kellas Hütte, hätte sie sich vielleicht nach Purn ausgestreckt und den Gott des Tanzes gebeten, seine Wärme über ihre Haut auszubreiten. Die Götter waren jetzt jedoch nicht mehr bei ihr, es gab keine ständigen Übergriffe auf ihre Augen und Ohren, ihre Zunge und Nase, ihre Haut mehr.
    Die Tausend hatten sich zurückgezogen. Sie war sich jedoch bewusst, dass sie noch immer in der Nähe waren. Sie konnte sie in den Schatten verweilen, im Tageslicht schweben spüren. Sie wusste, dass sie sich mit jedem, mit allen Göttern verbinden könnte, wenn sie sie brauchte, wenn Leben in Gefahr wären.
    Aber sie war sich auch bewusst, dass sie eine gewöhnliche Frau war. Sie war eine einfache Morenianerin, die versuchte, ihren Weg in der Welt zu gehen. Die Götter waren zurückgetreten, hatten sie zu dem Leben zurückkehren lassen, das sie vor der letzten Schlacht gekannt und geliebt hatte, bevor Berylina ihr ihre heilige Macht übergeben hatte, bevor die Gefolgschaft auf den Plan getreten war.
    Selbst jetzt gab es einige, die vergessen hatten,

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