Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
irgendeinem Dorf an der Küste anlegen, oder noch besser in einem ungeschützten, natürlichen Hafen. Sie sollten sich langsam über Land voranarbeiten, vorsichtig ihre eigenen Boten aussenden, um Informationen zu sammeln, um Hamids Willen zu ergründen, bevor sie ihn zum Handeln zwangen.
    Und so war es geschehen. Die Soldaten, die Hal in der morenianischen Kathedrale gerettet hatten, erwiesen sich als fähige Matrosen, die ihr flaches Boot bewusst an einem verwaisten Küstenstreifen anlandeten. Hal hatte widerwillig dabei geholfen, den Boden des Schiffes einzuschlagen, hatte beobachtet, wie Wasser zwischen den gut kalfaterten Planken eindrang. Der Rückzug über das Meer war damit abgeschnitten.
    Hal hatte seine Männer in den großen Wald geführt, der sich über das nördliche Drittel Sarmonias ausbreitete. Er bemühte sich, dies leichthin zu tun, machte seinen Gefolgsleuten Mut, indem er sich wie auf einer ausgedehnten Jagd verhielt, in den Wäldern scherzte, als wäre dies eine Art spätsommerliche Kurzweil. Er benutzte die Landkarten, um die Pfade durch den Wald zu ermessen, um die uralten Wege zu finden, die unter dem Baldachin des Waldes verliefen.
    Er manövrierte seine Männer ununterbrochen näher an sein wahres Ziel heran, wohl wissend, dass er eine neue Gefahr heraufbeschwor, während er gleichzeitig die Angst zu lindern versuchte, die am tiefsten in seinem Herzen vergraben lag. Mareka verbarg sich in den sarmonianischen Wäldern. Seine Frau und sein Sohn waren innerhalb des Waldes sicher. So viel wusste Hal von einem einsamen Boten, der in besseren Tagen, in einer hoffnungsvolleren Zeit seinen Weg nach Morenia zurückgefunden hatte.
    Wenn sich Hals Männer über seine Vertrautheit mit den Landkarten wunderten, wenn sie in Frage stellten, woher er die Waldwege kannte, so brachten sie ihren Argwohn nicht zum Ausdruck. Stattdessen folgten sie seiner Führung, verhielten sich offiziell, als feierten sie einen ausgedehnten Festtag der Götter. Es gelang ihnen, die Tatsache zu ignorieren, dass sie nachts einen Wächter aufstellen mussten, dass Mair wie der Geist einer Wahnsinnigen im Lager umherschlich, dass Rani Händlerin beobachtete und abwartete, ihr Vorankommen schweigend beurteilte.
    Und Hal lauschte den in seinem Geist zunehmend hörbaren Stimmen, den verzweifelnden Stimmen, die er zum Schweigen gebracht zu haben glaubte, damals in Amanthia, dann wieder in Liantine. Er kannte die verführerische Macht ihrer Reime, begriff die Macht ihres eintönigen Singsangs. Sie zogen ihn tiefer in sich selbst hinein, in seine Sorge, in seine Angst. Sie machten ihn weniger zu einem König und mehr zu einem Sterblichen. Sie isolierten ihn und ließen ihn einsam und ängstlich zurück.
    Angst um den Leib. Angst um das Weib. Angst, die bleibt.
    Und Angst vor einem Messer oder einem Schwert oder einem Giftfläschchen. Die Gefolgschaft könnte ihn hier finden, oder Briantaner könnten ihn finden, oder Liantiner, sogar die guten, treuen Männer König Hamids. Alle könnten den Tod bringen.
    Hal strich mit den Handflächen über die grobe Kleidung, die er auf dem Schiff angelegt hatte, die er jeden Tag getragen hatte, seit sie in Sarmonia angekommen waren. Das Rehleder war gut gegerbt, wofür er dankbar war. Die Hose war passend geschnitten, als wäre der Jäger, der sie vor ihm getragen hatte, sein Zwilling gewesen. Das Wams war so locker, dass er sich mühelos bewegen konnte, und doch fühlte es sich wie ein Schutz an.
    »Sire!«
    Hal erkannte die Stimme, bevor er sich auch nur umwandte. »Rani.«
    »Die Männer versammeln sich zu ihrer Mittagsmahlzeit, Sire.«
    »Dann lass sie essen.«
    »Das wollen sie nicht. Nicht, bevor Ihr Euch ihnen nicht anschließt.«
    Das war irgendeine verdammte Verschwörung, erkannte er, irgendein Plan, um ihn vor den flüsternden Wesen in seinem Geist zu retten. Ob die Intrige von Rani oder von Farso angeführt wurde, oder am wahrscheinlichsten von Puladarati – bisher hatte sie jedenfalls funktioniert. Er war für seine Männer verantwortlich. Sie forderten, dass er sie anführte. Sie zerrten ihn aus den düsteren Orten tief in seinen Gedanken hervor. Wie könnte ein guter König seine treuen Männer hungern lassen?
    Ich bin kein guter König, wollte Hal sagen. Ich kann nicht dieser Anführer sein. Ich kann nicht dieser Mann sein.
    Stattdessen wandte er sich zu Rani um und zwang sich zu einem Lächeln, in der Hoffnung, dass sie verstehen würde, wenn er ein wenig betrübt war. »Dann lass

Weitere Kostenlose Bücher