Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Förderin.«
Tovin beugte den Kopf und murmelte einen Dank. König Hamid ignorierte die Worte, indem er sagte: »Ihr habt mir jedoch Unannehmlichkeiten bereitet. Dafür sollte ich entschädigt werden. Ich werde von Euren Gauklern erwarten, dass sie bei meinem heutigen Abendessen aufspielen, in meinen Privaträumen. Ein kleines Stück, eine Komödie vielleicht. Das wird mir helfen, all diese Umstände zu vergessen.«
»Natürlich, Euer Majestät. Tatsächlich könnten wir, wenn Ihr Zeit habt, nachdem Ihr die übrigen Angelegenheiten Eures Hofes gehört habt, eine Hypnose dazu durchführen, bevor Ihr Euch für den Nachmittag zurückzieht.«
»Eine Hypnose durchführen…« König Hamid wiederholte die Worte, und Rani las das Verlangen in seinen verengten Augen. Der König hatte also bereits die Gelegenheit gehabt, Tovin zu begegnen. Er war bereits in die ruhigen Tiefen der Hypnose des Gauklers gelockt worden. Rani konnte König Hamid den Glanz in seinen Augen nicht verdenken. Sie hatte die Macht der geheimen Orte, zu denen Tovin sie führen konnte, selbst ersehnt. Selbst jetzt, selbst hier, in der gefährlichen Empfangshalle, konnte sich Rani an die seltsame Macht erinnern, die der Gaukler über sie besaß, seine Furcht einflößende Fähigkeit, sie tief in ihre Gedanken zu führen, in ihre eigene Vergangenheit, in so ferne Erinnerungen, dass sie sie nicht bewusst aufrufen konnte. Aber sie erinnerte sich an den Frieden, den sie in der Hypnose empfunden hatte, und an die Macht und die Kraft. »Ja«, sagte der König, als rüttele er sich selbst aus einem Traum auf. »Wir werden später an diesem Nachmittag eine Hypnose durchführen. Bis dahin nehmt Eure Förderin mit und überlasst uns unserer Arbeit.«
Der König vollführte eine verabschiedende Geste, und Rani wurde aus der Halle gedrängt. Erst als sie sich wieder in der Spätsommersonne im Hof befanden, hielten die Wächter es für nötig, ihre Fesseln zu lösen. Rani untersagte sich scharfe Worte, während das Blut in ihre Fingerspitzen zurückkehrte.
Hals Männer machten sich nicht die Mühe, ihre Kommentare zu unterdrücken. Die meisten von ihnen fluchten über den Verdruss. Jedoch war niemand so töricht, die Scharade zu erwähnen, derer sie gerade Zeuge geworden waren. Tovin blickte nur zu den Morenianern, als wäre er ihre Gesellschaft gewohnt, und dann sagte er: »Varna, ich habe in der Goldenen Biene ein Zimmer gemietet. Wollen wir dorthin gehen, damit ich dir über unsere Bestellungen hier in Sarmonia berichten kann?«
Der falsche Name klang für ihre Ohren noch immer seltsam, aber sie stimmte um der sarmonianischen Soldaten willen zu, die noch immer in Hörweite standen. »Ja. Meine Männer könnten eine Halbe im Schankraum gut gebrauchen.«
Es war ein Zeugnis der Ausbildung von Hals morenianischen Truppen, das sie nicht zögerten, sich um sie zu gruppieren, als ihre Eskorte zu fungieren, als sie König Hamids Palast verließen. Sie wandten sich ihr sogar mit der leichten Ehrerbietung zu, die ausgebildete Krieger ihren Arbeitgebern schuldeten. Rani bemerkte unwillkürlich, dass Hal nahe bei ihr blieb – das machte die Aufgabe für diese Männer zweifellos einfacher.
Sie behielten die Formation bis in die Straßen der Stadt hinaus bei, ließen sich von Tovin durch das Gewirr Riadelles führen.
»Gut, Männer«, sagte sie auf der Schwelle der Goldenen Biene. »Tovin Gaukler und ich werden unsere Becher in der hintersten Ecke trinken. Wir werden im Schankraum ausreichend sicher sein. Bestellt euch etwas zu essen – und das erste Ale für jeden von euch geht auf meine Rechnung.« Sie bemühte sich, so zu klingen, als hätte sie schon ihr ganzes Leben lang Karawanenwächter angeleitet, falls irgendwelche Beobachter dem König berichteten.
Die Männer zeigten echte Freude auf ihren Gesichtern, und dann besetzten sie drei lange Tische. Rani war nicht überrascht zu sehen, dass Hal letztendlich inmitten der Menge saß, geschützt, von seinen treuen Männern unsichtbar gemacht. Mair kauerte im Schatten, tat anscheinend ihr Bestes, wie die Dienstbotin eines Händlers zu wirken, obwohl sie ihr schwarzes Stoffquadrat in nervösen Fingern hielt.
Rani verdrängte ihre Sorgen gewaltsam und folgte Tovin zu einem kleinen Tisch in der Ecke. Die Stühle standen nahe am Feuer. Alle anderen in dem Schankraum besaßen genügend Menschenverstand, die Hitze zu meiden. Rani ertappte sich dabei, an Kaminfeuer daheim in Moren zurückzudenken, an einen willkommen
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