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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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heißenden Schein gegen zunehmende Herbstkälte. Die ersten Ernten wurden eingebracht: frisches Korn, starker, junger Wein…
    Sie erkannte das Muster der Gedanken in ihrem Geist. Sie versuchte, die Tatsache zu meiden, dass sie Tovin gegenüber am Tisch saß, dass sie zum ersten Mal seit ihrer unschönen Trennung miteinander allein waren. Sie hatte von den Dingen geträumt, die sie zu ihm sagen würde. Sie hatte sich die Entschuldigungen vorgestellt, die er vorbringen würde. Sie war daran verzweifelt, dass sie ihn niemals Wiedersehen würde.
    In dem Bemühen, die Wolke händlerunwürdiger Gedanken beiseitezuschieben, die sie bestürmten, sagte sie: »Varna Tinker?«
    »Wenn ich deinen wahren Namen genannt hätte, wäre uns die Gefolgschaft im Handumdrehen auf den Fersen. Du weißt, dass sie dich gewiss suchen. Dich und den König.«
    Sie wusste es zu schätzen, dass er nicht erwähnte, dass sich Ranis König genau in diesem Raum befand, auch wenn sie wünschte, er wäre noch diskreter. Auch wenn sie wünschte, er würde ihre Hand nehmen, seine Finger an ihre Wange legen, an die Haut ihres Halses. Sie räusperte sich. »Was weißt du darüber? Du warst nicht einmal in Morenia?«
    »Ich habe meine Quellen. Natürlich sind meine Gaukler immer noch dort. Sie können Nachrichten schneller übermitteln als Hamids Informanten.«
    Sie durfte nicht in seine kupferfarbenen Augen schauen. Sie durfte nicht darüber nachdenken, wie sich seine Locken unter ihren Fingerspitzen anfühlten. Sie fragte mit rauerer Stimme: »Wenn deine Truppe in Moren ist, mit wem arbeitest du dann hier? Wer wird vor König Hamid aufspielen?«
    »Meine neue Truppe kommt direkt aus Liantine. Sie trafen gleichzeitig mit mir in Riadelle ein. Wir sind jetzt seit sieben Monaten zusammen. Sie hatten einige gute Schauspieler, und ich konnte ihnen noch das Eine oder Andere beibringen.«
    »Aus Liantine?«, fragte Rani. »Dann stehen sie im Kampf gegen Morenia?« Sie konnte die Missbilligung in ihrer Stimme nicht verbergen, auch wenn sie wusste, dass ihre Frage sie und ihre Begleiter gefährdete, auch wenn sie wusste, dass ihre Worte jedermann, der lauschte, zu viel vermitteln könnten.
    »Sie sind Gaukler«, sagte Tovin achselzuckend. »Sie haben keinem König die Treue geschworen, kennen keine Grenzen auf einer Landkarte. Sie ehren ihren Förderer, ihre Stücke und kalte, harte Münzen.«
    »Also empfindest du nichts für das Land, das du verlassen hast, um nach Sarmonia zu kommen? Für die Menschen in der Heimat, die du dir fern von Liantine aufgebaut hast?«
    Sie wusste, dass ihre Stimme verletzt klang. Sie sprach nicht nur von den Gauklern.
    Das war ihm bewusst. »Was kümmert dich das?«
    Sie bemühte sich, einen Anspruch auf Rechtschaffenheit zu stellen, auf moralische Integrität für die Schlacht, die sie führen wollte. »Weißt du, wie sehr deine Mutter dich vermisst hat? Hast du jemals über die Spieler nachgedacht, die du zurückgelassen hast? Sie brauchen dich – deine Glaswaren und deine Führung und dein Können.«
    »Meine Mutter vermisst mich immer. Sie weiß, dass ich auch in der Vergangenheit längere Reisen unternommen habe, als ich Seide kaufte und um Glas handelte. Sie überlebt es. Und was die übrigen Gaukler angeht, so erinnern sie sich kaum, dass ich zur Truppe gehöre, bis ich mit Reichtümern zurückkehre.«
    Rani konnte ihm nicht widersprechen. Sie wusste, dass die anderen wirklich an sein seltsames Kommen und Gehen gewöhnt waren. Auf jeden Fall viel mehr daran gewöhnt, als es ihr je gelungen war. Sie wandte den Blick ab, schien plötzlich vom Saum ihres Ärmels gefesselt.
    Sie hätte Tovin in König Hamids Empfangshalle nicht für die Morenianer sprechen lassen sollen. Sie hätte sich eine andere Fluchtmöglichkeit ausdenken sollen. Sie hätte irgendeine andere Lösung ersinnen sollen, einen Weg finden sollen, ohne in Tovins Schuld zu stehen.
    Denn dieser Weg war einfach zu schwer. Sie wollte ihm so gerne alles sagen, was er falsch gemacht hatte, all die Arten, auf die er sie verletzt hatte, und doch fürchtete sie, seine Anklagepunkte gegen sie zu hören. Sie wusste, dass er sie manipulieren konnte. Sie hatte ihm in der Vergangenheit viele Male die Erlaubnis dazu erteilt. Sie wusste, dass er bewirken konnte, dass sie Schuld empfand, und Mitleid, und Verantwortung…
    Während Rani beruhigend einatmete, nahm Tovin zwei Krüge Ale von einem Schankmädchen entgegen und bestellte eine Platte gebratenen Kapaun. Rani trank einen

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