Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
gegenüber jemandem außerhalb des Kreises Eurer Familie verwundbar.«
Unter anderen Umständen hätte Hal sich vielleicht laut gewundert. Wie machte Rani das? Wie schaffte sie es, ihre armselige Handvoll Fakten wie eine wertvolle Handelsware klingen zu lassen? Wie manipulierte sie die weise, alte Frau so glatt?
Zama traf eine Entscheidung. »Also gut. Ihr könnt bleiben. Aber er geht.« Sie deutete mit dem Kopf auf Hal, als besäße er keine eigenen Ohren, keine Augen, die die Beleidigung seiner Abfuhr bezeugten. »Dies ist eine Frauenangelegenheit.«
Ranis Erwiderung klang bestimmt, als verhandele sie um einen guten Preis für Eier. »Dies ist eine Angelegenheit, die über Eure üblichen Bedingungen hinausgeht. Er bleibt, denn er ist derjenige, der das wahre Ausmaß der Bedrohung kennt, die Kella für Euch alle bedeutet.«
Mehr prüfende Blicke, dieses Mal von anderen Frauen. Hal widerstand dem Drang, sie eine nach der anderen genau zu betrachten. Was würde es nützen? Er musste zu allererst Zama überzeugen. Wenn ihm das nicht gelänge, bestünde keine Notwendigkeit mehr, sich um die übrigen Schwestern zu bemühen, keine Notwendigkeit mehr für etwas anderes als den Rückzug in den Wald zu seinen dem Untergang geweihten Männern und ihrem unangebrachten Vertrauet.
Vertrauen ohne Sinn. Alles dahin. Kein Gewinn.
»Ich habe sie gesehen«, sagte er laut und übertönte das Flüstern übertönend. »Ich habe gesehen, wie sich Kella mit gefährlichen Leuten traf. Ich habe gesehen, wie sie ihnen in die Nacht gefolgt ist, durch die Wälder. Sie hat Pläne geschmiedet, Pläne, die sie selbst, ihr Handwerk in Gefahr bringen. Ihre Schwestern.«
Zama runzelte die Stirn, als hätte er einen geschmacklosen Witz erzählt. Sie vollführte eine rasche Geste, und die Frau, die der Tür am nächsten stand, rückte einen schweren Holzriegel an seinen Platz. Es würden heute Abend keine weiteren Gäste in den Schankraum eingelassen. Hal und Rani hatten sich in das Treffen der Schwestern eingeschleust.
Obwohl sie als Geheimgesellschaft galten, war die Versammlung der Schwestern nicht rätselhaft und gefahrvoll, wie Hal es zu erwarten gelernt hatte. Es gab keine Kapuzen, keine Umhänge, keine morbiden Losungsworte. Es gab keine Beschwörungen, um das Treffen zur Ordnung zu rufen, keine Versprechen von Rache und Zorn.
Diese Frauen schienen alle entspannt und heiter, sie schienen sich miteinander und mit ihrer Geheimorganisation wohl zu fühlen. Kleine Gruppen plauderten zusammen, zwei diskutierten den Preis für Korkrinde, drei debattierten über die relativen Verdienste von Leinsamenöl oder gepressten Mandeln als Bindemittel für Breiumschläge.
Die Frauen arbeiteten, während sie sich unterhielten. Schon bald hatten sie die sauberen Tische des Gasthauses an die Wände zurückgeschoben. Sie stellten Bänke in einem groben Kreis auf, arbeiteten gemeinsam, um die schweren Holzsitze anzuheben. Während eine junge Schwester ein Scheit aufs Feuer legte, verschwanden mehrere der älteren Frauen in der Küche. Sie kehrten mit glatten Holztabletts zurück, lachten, während sie sich der versammelten Gruppe anschlossen und teilten Becher mit einem Getränk aus.
Als die Schwestern sich Hal und Rani näherten, boten sie die Tabletts dar, als wenn Gäste bei diesen Treffen üblich wären. Hal zögerte, aber dann nahm er das angebotene Getränk an. Vorsichtig wie er war, konnte er doch nichts an dem Getränk entdecken, was ihm schaden würde. Die Schwestern hätten immerhin in keiner Weise vorhersehen können, welchen Becher er wählen würde und welcher Ranis wäre.
Er roch an dem Getränk und war von dem Duft freudig überrascht – Apfelblüten, eine Spur Honig und etwas, das wie frisch geschnittenes Gras roch.
Als alle einen Becher in Händen hielten, trat Zama in die Mitte des Kreises aus Bänken. »Schwestern!«, rief sie, und ihre Stimme durchschnitt das Geplauder mühelos. Drei oder vier der Frauen beendeten rasch ihre Geschichten, und dann schwiegen alle. »Wir haben uns zu unserem Mondtreffen versammelt. Mögen sich alle, die sich uns anschließen wollen, mit uns in unseren Kreis setzen.«
Ein allgemeiner Ortswechsel begann, und alle Frauen ließen sich auf den Bänken nieder. Hal wurde zu einem speziellen Platz geführt, gegenüber von Rani. Zama hob ihren Becher an und sagte: »Wir haben Gäste unter uns, die wir mit einem erfrischenden Getränk und offenen Worten willkommen heißen. Heil, geehrte Gäste!«
»Heil,
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