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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lage, eine konkrete Antwort zu geben.
    »Ich weiß es nicht...«, presste er mühsam hervor. Um überhaupt gehört zu werden, hatte er den Kopf etwas angehoben. Er spürte vor seinen Lippen blasigen Schaum und konnte sich vorstellen, dass dieser mit Blut vermischt war.
    »Du lügst!«
    »Nein!«
    »Du warst der Wächter!«
    »Ich kann es nicht sagen!«
    Ecki wunderte sich über sich selbst, wie normal er plötzlich sprechen konnte.
    Er hörte über sich einen wilden und auch sehr schrillen Schrei. Wenn er in der Lage gewesen wäre, hätte er den Kopf angehoben, um nachzuschauen. Das schaffte er nicht, und es war wohl auch gut so, denn so konnte er nicht sehen, was über ihm ablief.
    Der Henker hielt sein Beil wieder mit beiden Händen fest. Die Schneide zielte nach unten und genau auf den Hals des Wachmanns. Dass das Gesicht des Mannes zu einer blutigen Fratze geworden war, interessierte den Henker nicht.
    Er ging seiner Aufgabe nach.
    Er musste es tun.
    Aus seinem Mund drang ein letzter wütender Laut. Dann schlug er zielgenau zu. Er hatte noch nie in seiner gesamten Existenz ein Ziel verfehlt. Auch an diesem Tag nicht...
    ***
    Die beiden Frauen wollten sich um die Vergangenheit kümmern. Harry Stahl und ich waren mit dem neuen Wagen meines deutschen Freundes über die Augustusbrücke hinweg auf die andere Seite der Elbe gefahren und damit hinein in die Neustadt, die in den letzten Jahren wirklich einen sagenhaften Aufschwung erlebt hatte.
    Der blasse Wintertag hatte sich zurückgezogen und den ersten Vorboten der Nacht freie Bahn gegeben. Das Wasser der Elbe besaß einen satten blaugrauen Farbton. Schwerfällig schob sich der Fluss in Richtung Norden. Wie ein träges Gebilde, das immer wieder angestoßen werden musste. Es war wirklich kaum vorstellbar, dass die Region vor zwei Jahren diese schreckliche Hochwasserkatastrophe erlebt hatte. Als wir die Brücke passierten, tauchten die Bilder vor meinem geistigen Auge auf, die ich so oft im Fernsehen gesehen hatte.
    Hinweisschilder führten zum Bahnhof, aber den ließen wir links liegen. Wir gerieten in ein Gebiet, in dem die Straßen ebenso neu waren wie die Fassaden der Häuser. Hier konnte man es wirklich aushalten.
    Ich sagte zu Harry: »Nicht schlecht, wirklich.«
    »Ja, man hat viel getan.«
    »Die Stadt hat es auch verdient – oder?«
    »Stimmt.« Harry lächelte dann. »Wie auch Leipzig, die weitere Perle Sachsens.«
    Die Antwort hatte kommen müssen. Mir war bekannt, dass Harry aus Leipzig stammte, und ich musste daran denken, dass wir auch dort schon manches heiße Abenteuer erlebt hatten.
    Mein Gott, wie lange lag das zurück...
    Die Reifen rubbelten über das neue Pflaster hinweg, und so erreichten wir in kurzer Zeit unser Ziel. Wir hatten nicht lange zu suchen brauchen. Auch in Dresden kannte sich der Leipziger aus, und so hielten wir sehr schnell Ausschau nach einem freien Parkplatz. Es war kein Problem, den zu finden.
    Ein ruhiger Samstag, der allmählich in den Abend hineinlief. Nichts deutete auf ein schreckliches Verbrechen hin, aber nicht nur ich wusste, wie schnell so eine Idylle zerstört werden konnte, wenn die andere Seite es wollte. Die Hölle war immer bereit, ihre Arme auszustrecken und jeden zu packen, der in ihre Nähe geriet.
    Ich stieg kurz vor Harry aus und merkte schon, dass es kalt war. Jetzt war ich froh, den Hals mit einem Schal geschützt zu haben. Der Wind blies über die Straße hinweg wie durch einen Kanal.
    Harry schlug die Tür zu und hörte meine Frage: »Weißt du ganz genau, wo wir hingehen müssen?«
    »Ungefähr.«
    »Gut, das reicht.«
    Nach kurzer Orientierung hatten wir zumindest den Beginn gefunden. Der Weg führte uns in eine Passage, in der es nicht nur Geschäfte gab, sondern auch Wohnungen, wie wir an den Fenstern der Fassaden sehen konnten.
    Wir erreichten schließlich eine Kneipe, wo wir feststellten, dass der Durchgang zu einer Sackgasse geworden war.
    Mein Freund winkte mit dem Zeigefinger. »Hier in der Nähe muss er wohnen.«
    »Okay, dann schau mal nach.«
    Es gab nur eine Haustür. Rechts davon zeichneten sich mehrere Klingelschilder ab. Aufgeteilt in zwei Reihen.
    Den Namen Müller fanden wir sehr schnell. Dem Schild nach zu urteilen wohnte er in der ersten Etage.
    »Hoffentlich ist er zu Hause«, sagte Harry.
    »Wir hätten ihn anrufen sollen.«
    »Stimmt.«
    Wir klingelten. Erfolg erreichten wir damit nicht, und das ärgerte uns beide.
    »Wäre doch wohl besser gewesen, ihn vorher zu kontaktieren«,

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