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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war wirklich eine seltsame Kopfbedeckung für einen Henker. Für ihn hatten sie immer anders ausgesehen, denn die normalen Henker trugen zumeist Kapuzen vor ihren Gesichtern.
    Ja, und dann gab es noch das Beil!
    Diese verdammte Waffe mit dem langen Griff. An dessen Ende saß das schwere Stück Metall, das rostig wirkte. Der Henker hatte die Waffe über seine Schulter gelegt, und es sah aus, als würde er sich darauf abstützen. Er trug nicht mal Handschuhe. Er sagte auch nichts und ging nur einen kleinen Schritt auf Ecki Müller zu, der zusammenzuckte, als er das sah. Er stellte sich bereits vor, wie dieser Mörder ausholen und ihn töten würde, doch das hatte er nicht vor. Das Beil rutschte nur von seiner Schulter nach unten. Beinahe hätte es noch den Boden berührt, aber die schwere Schneide glitt Millimeter darüber hinweg und schlug aus wie ein Pendel.
    Erleichtert war Ecki Müller nicht. Er hatte eine Galgenfrist bekommen, das war alles.
    Nie hätte er gedacht, dass er mal zu einem so hilflosen Menschen hätte werden können. Nur die Harten kommen in den Garten, so lautete sein Wahlspruch. Er hatte sich bisher immer als einen harten Menschen eingeschätzt, aber das war jetzt vorbei. Im Vergleich zu diesem Henker kam er sich klein und verloren vor. Er besaß eine Waffe. Nur lag sie nicht hier, sondern in der Firmenzentrale. Er durfte sie auch nur zu bestimmten Einsätzen tragen. Wenn er sich zu Hause wehren wollte, dann musste er sich schon auf seine Hände und Füße verlassen, was ihm auch nicht schwer fiel, denn Ecki war Kickboxer und Karatekämpfer.
    Jetzt allerdings hatte er das Gefühl, als würden sich die kurz geschnittenen dunklen Haare auf seinem Kopf noch weiter aufrichten. Er kam sich in seinem Körper eingeschlossen vor, und in den Ohren lag ein dumpfer Druck.
    Dann hörte er etwas.
    Zuerst wusste er nicht, was es war. Ein Geräusch, das sich aus unterschiedlich hohen Lauten oder Tönen zusammensetzte. Es wiederholte sich, und erst jetzt stellte er fest, dass ihn der Henker angesprochen hatte. Sogar mir einer Frage.
    Müller hatte sie nicht verstanden. Möglicherweise lag es an seinem Gesichtsausdruck, der dafür sorgte, dass die Gestalt die Frage wiederholte.
    »Wo ist die Krone?«
    Müller reagierte nicht.
    »Wo ist die Krone?«
    Ja, er hatte die Frage verstanden, auch wenn die Stimme so schrill geklungen hatte, als wäre jedes Wort mit einer entsprechenden Musik unterlegt worden.
    »Ich... ich... weiß nicht...«
    »Wo ist die Krone?«
    Ecki gab die Antwort jetzt auf eine andere Art und Weise, denn er schüttelte den Kopf.
    »Sie gehört mir!«
    »Keine Ahnung.«
    »Man hat sie mir versprochen.«
    »Vielleicht, aber...«
    »Ich hole sie mir!«
    »Verdammt, ich weiß doch nicht, was du damit meinst. Die Krone kenne ich nicht!«, schrie er den Henker an.
    Etwas bewegte sich. Schnell und zackig. Müller irritierte die Bewegung. Er schaute hin und zuckte noch im gleichen Moment zurück, was ihm auch nichts einbrachte.
    Das Beil war schneller.
    Es schlug wie ein wuchtiges Pendel von unten nach oben und erwischte das Gesicht des Wachmanns. Zuerst spürte er den Schlag vor sein Kinn, dann einen beißenden Schmerz, als es praktisch in der Mitte gespalten wurde und die Klinge noch ein Stück höher glitt, sodass sie auch andere Teile des Gesichts nicht verschonte.
    Ecki sah es nicht. Aber er wusste, dass seine Nase getroffen worden war und dort Blut hervorschoss. Durch sein Gesicht tobten die Schmerzen, zugleich spürte er einen wahnsinnigen Druck in seinem Kopf. Dann hatte er den Eindruck, als wäre sein Gesicht in zwei Hälften zerrissen worden. Er konnte auch nichts mehr sehen, denn das Blut erwischte auch seine Augen, da es von der Stirn herabsickerte.
    Zur Hälfte blind taumelte der Mann durch sein Zimmer. Er schrie nicht, er schlug nur mit den Armen um sich, weil er irgendwo Halt finden wollte. In seinem Gesicht hatte sich der Mund zu einem fratzenhaften Etwas verzerrt, aus dem Speichel rann und sich mit dem Blut an seinem Kinn vermischte.
    Er sah die Couch nicht, die klein war und nur zwei Personen Platz bot. Er stolperte über sie, fiel dann bäuchlings auf das Polster und blieb liegen, das blutige Gesicht gegen den senfgelben Stoff gedrückt.
    Der Henker war noch da. Ecki sah ihn nicht, doch er hörte ihn. Von oben her drang seine Stimme an seine Ohren, und sie überdeckte auch die Schmerzen, die ihn quälten.
    »Wo ist die Krone?«
    Wieder diese verdammte Frage. Ecki Müller war nicht in der

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