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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erklärung geben könnten.«
    Dagmar nickte. Zugleich ärgerte sie sich, weil sie einen roten Kopf bekam. Sie würde mit einem Professor über eine Sache reden müssen, für die es keine logische Erklärung gab, und das würde nicht leicht sein. Der Mann musste schon sehr offen sein.
    »Wir gehen davon aus, dass es in der Vergangenheit dieser Stadtgeschichte jemanden gegeben hat, der Menschen köpfte und als Henker angestellt war. Dieser Henker hätte längst tot sein müssen. Er ist bestimmt auch tot, aber er kam trotzdem zurück und tötete wieder.«
    »Ach so.«
    Dagmar wusste nicht, was Sie noch sagen sollte. Der Professor lachte sie nicht aus, aber er hob schon seine Augenbrauen an und nickte vor sich hin, obwohl er es bestimmt nicht glaubte. Dann fragte er mit leiser Stimme: »Wie ist das möglich?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Pflug. Wir müssen davon ausgehen, dass es sich dabei um schwarze Magie handelt. Details kann ich Ihnen wirklich nicht vermitteln.«
    Er nickte. Dann wandte er sich an Carola Schiller. »Und was sagst du dazu?«
    »Es hat den Toten gegeben. Es gab einen Mörder. Es gab die Polizei, die seine Spur nicht gefunden hat, weil sie in andere Richtungen recherchierte. Mehr kamt ich dazu auch nicht sagen. Nur möchte ich, dass der Mörder gefunden wird und dass wir unsere Arbeit an der Ausgrabungsstätte ohne Angst fortsetzen können. Dabei ist es mir im Prinzip egal, woher er stammt. Ob aus der Vergangenheit oder aus der Gegenwart. Ich will nur, dass er gefasst wird und es nicht noch weitere Tote hier in der Stadt gibt. Das wünsche ich mir wirklich.«
    »Was wohl jeder verstehen kann«, erklärte der Wissenschaftler. Er griff zum obersten Buch, schlug es auf und schaute nicht hinein. »Die Sache ist ja die«, sagte er, »du hast natürlich nicht falsch gelegen, als wir zusammen sprachen. Es gab in dieser Stadt Henker genug. Das war überall im Land so. Henker sind keine Einzel fälle.«
    »Sind denn Namen dokumentiert worden?«
    »Ja, Carola. Das ist kein Problem. Man war schon immer gründlich. Sogar die Entlohnungen der Henker sind aufgeführt worden. Das ist alles kein Problem. Aber die Henker sind Menschen gewesen, und Menschen leben nun mal nicht ewig.«
    »Das wissen wir«, erklärte Dagmar, die etwas Angst davor hatte, dass sich ihre Verbündete von dem Professor bereden lassen könnte. »Aber wenn Sie schon tief in die Vergangenheit eingedrungen sind, haben Sie dann auch etwas festgestellt, das nicht so recht in dieses Berufsbild hineinpasste?«
    »Können Sie das etwas genauer definieren?«
    »Ja, gern. Gab es früher einen Henker in dieser Stadt, der besonders auffällig geworden ist?«
    »Hm...«
    »Also aus dem Rahmen fiel.«
    Harald Pflug lächelte. »Wenn man es so sieht, sind eigentlich alle Henker Menschen, die aus dem Rahmen fallen. Andere Menschen zu töten, das ist ja kein normaler Job. Man war auch nicht besonders angesehen in diesem Gewerbe, aber man brauchte die Leute.«
    »Das steht fest«, sagte Dagmar.
    Der Professor schaute sie an und sagte einen Satz, der Dagmar aufhorchen ließ. »Ich weiß, dass sie auf etwas Bestimmtes hinauswollen und kann Ihnen versichern, dass es auch zwischen den Henkern Unterschiede gab. So war es auch hier in der Stadt, und zwar zu der Zeit, als die Pest überall in Europa wütete. Da gab es einen Henker, der den Spitznamen Pesthenker bekommen hat. Eben weil er in dieser schweren Zeit seinem Beruf nachging. Es sind auch hier sehr viele Menschen durch die Pest umgekommen, trotzdem ging in dieser düsteren Zeit das Leben weiter. Die eingefahrenen Strukturen blieben bestehen. Dazu gehörte es auch, dass man einen Henker anstellte und bezahlte.«
    Dagmar schöpfte ein wenig Hoffnung, obwohl die Antwort für sie noch zu allgemein geklungen hatte. »Können Sie denn mehr über diesen Pesthenker sagen?«
    Professor Pflug schlug das Buch auf, das auf seinen Knien lag. Er hatte die entsprechende Seite markiert. »Dieser Pesthenker war ein Fremder. Er kam von jenseits des Flusses aus einem Land, das heute Tschechien heißt. Sein Name war Vacek Dilek. Er kam in die Stadt und übernahm einen vakant gewordenen Posten. Die Dresdener hatten bis dahin alles Mögliche versucht, wieder einen Henker zu bekommen. Es gab nicht nur die Pest in der Stadt, auch Verbrechen geschahen. Der Ausnahmezustand war fast vorhanden. Banden raubten und plünderten. Eine Gerichtsbarkeit hatte sich gehalten. Man fällte Urteile, doch es war niemand da, der diese auch

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