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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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knallroten Golf, stieg.
    Die beiden Frauen hatten sich abgesprochen und nannten sich jetzt nur beim Vornamen.
    »Ja, das glaube ich.«
    »Dann werden wir ja sehen.«
    Sie waren in die Wilsdruffer Straße gefahren, denn dort befand sich das Stadtmuseum Dresden. Es schloss zwar gegen 18.00 Uhr, doch Carola Schillers Anruf hatte dafür gesorgt, dass für sie beide die Tür noch offen stand.
    In das Museum selbst wollten sie nicht. Sie waren in einem der Verwaltungsräume verabredet. Und zwar mit Professor Harald Pflug, einem Mann, den Carola Schiller gut kannte und der sich für sie Zeit nehmen wollte.
    Ein Angestellter schaute sie zuerst mürrisch und dann etwas freundlicher an, weil ihm einfiel, dass seine Überstunde, da sich die beiden Frauen verspätet hatten, jetzt vorbei war.
    »Der Professor wartet bereits«, sagte er.
    »Das ist nett. Schönes Wochenende.«
    »Ja, Ihnen auch, Doktor Schiller.«
    »Kommen Sie«, sagte die Archäologin. »Wir wollen unseren Freund nicht zu lange warten lassen.«
    »Verstehen Sie sich gut mit ihm?«
    Carola Schiller nickte. »Ja, wir haben öfter schon zusammengearbeitet. Wenn wir herausfinden wollen, ob Ihre Theorie der Wahrheit entsprechen kann, müssen wir mit ihm sprechen.« Sie lächelte breit. »So einfach ist das.«
    »Na denn.«
    Professor Pflug erwartete sie in einem Büro, dessen Wände mit Büchern tapeziert zu sein schienen. Er war ein großer Mann mit rötlich-blonden Haaren, in die sich bereits einige graue Strähnen hineingeschlichen hatten. Er war Ende 50 und trug einen hellbraunen Cordanzug und ein Hemd mit kleinen blauen Karos.
    »Das ist aber eine Freude«, sagte er in seinem breitesten Sächsisch. »Zwei schöne Frauen auf einmal. Welch ein Glanz in dieser Hütte.«
    Dagmar musste lachen, während Carola Schiller den Kopf schüttelte. »Du kannst es nicht lassen, alter Schwerenöter.«
    »Nun ja.« Der Professor zuckte mit den Schultern. »Ich freue mich eben immer, wenn ich es mit lebenden Personen zu tun habe und nicht nur mit längst verstorbenen.«
    »Da muss ich dir allerdings Recht geben. Und wie steht’s zu Hause?«
    »Ach, es geht so. Unser Sohn arbeitet jetzt in München, und ich denke auch daran, mich langsam aus dem Job zurückzuziehen. Mal sehen, wie es so läuft. Aber deshalb seid ihr nicht gekommen. Bitte«, er deutete auf einen Holztisch, der von vier Stühlen umstanden wurde. »Nehmt Platz. Dann machen wir es uns gemütlich.«
    Was er damit meinte, war den Frauen eine Minute später klar. Da hatte er eine Flasche Elbwein und drei Gläser geholt. Er schenkte ein, man prostete sich zu, und Dagmar war überrascht, wie gut ihr der Weißwein mundete.
    Nach dem zweiten Schluck ergriff Carola Schiller das Wort. »Bei uns drängt die Zeit ein wenig, und ich denke, dass wir ohne Umschweife zur Sache kommen sollten. Erinnere dich, dass ich dir am Telefon angedeutet habe, worum es geht.«
    »Das hast du, Carola, das war gut, und ich konnte die entsprechenden Vorbereitungen treffen.« Harald Pflug saß so, dass er mühelos einen kleinen Tisch erreichen konnte, auf dem Bücher lagen. Drei nahm er und legte sie auf den Tisch zwischen ihnen. »So, da habe ich meine Vorbereitungen getroffen.«
    »Klasse.«
    Harald Pflug strich über sein korrekt gescheiteltes Haar, das aussah, als wäre es nicht nur mit einem Kamm frisiert, sondern auch mit einem Zirkel gezogen worden. Er hielt die Augen ein wenig verdreht, und das Lächeln auf seinen Lippen zeigte Skepsis.
    »Und du bist noch immer davon überzeugt, dass dieser unselige Mörder aus der Vergangenheit stammt?«
    Carola Schiller zeigte ein etwas schiefes Grinsen. »Von einer Überzeugung kann ich da beim besten Willen nicht sprechen, Harald. Es ist eine der Möglichkeiten.«
    »Aber die Vergangenheit ist tot«, hielt er ihr entgegen.
    »Ja, das stimmt. Nur solltest du daran denken, dass sie für mich und für dich auf eine bestimmte Art und Weise lebt. Wir beide können das anfassen, was wir aus der Vergangenheit hervorholen, obwohl es keine lebenden Kreaturen mehr sind.«
    »Eben.«
    »Aber in diesem Fall sieht es anders aus«, verteidigte sich Carola, obwohl sie zugleich Dagmar Hansen einen Hilfe suchenden Blick zuwarf, um weitere Argumente zu bekommen.
    Dagmar nahm den Ball auf. »Ich bin sehr davon überzeugt«, erklärte sie dem Professor.
    Der wandte seinen Blick von den Büchern ab und schaute sie an. »Das ist ja alles gut und schön, Frau Hansen. Trotzdem wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie mir eine

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