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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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nicht besser aufgepaßt und George nicht gewissenhaft genug überwacht habe. So etwas hätte niemals geschehen dürfen. Man forderte Rechenschaft. Ein Ministerrat wurde zusammenberufen. Besprechungen wurden abgehalten. Der Polizeipräsident, hieß es, sollte abgesetzt werden.
    »Möglich, daß man uns schon verfolgt«, meinte Morland und steckte sich eine Zigarette an der anderen an. »Wir werden Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen.«
    »Für meine Sicherheit muß ich Sie verantwortlich machen«, erwiderte George kühl und wandte sich weiter seinen Berechnungen zu.
    Nach acht Stunden und fünfunddreißig Minuten traf man in London ein. Die Maschine landete auf dem Flugplatz einer Privatgesellschaft. Jedes Aufsehen sollte vermieden werden. Zum Empfang des Erfinders hatten sich nur ein einziger Regierungsvertreter und zwei Herren von Scotland Yard eingefunden. George wurde zu einer bereitstehenden Limousine geführt, in der man zu einem am Rande der Stadt gelegenen schloßartigen Gebäude fuhr. Es war von einem prächtigen Park umgeben. George erfuhr alsbald, daß er dieses Schloß vorerst nicht verlassen dürfe.
    Er war empört. »Betrachten Sie mich etwa als Ihren Gefangenen?« fragte er den Regierungsvertreter.
    Ministerialrat Sweeper legte ihm begütigend eine Hand auf die Schulter. »Aber Sie müssen doch einsehen, Mister Taft, daß wir in Anbetracht der Wichtigkeit Ihrer Erfindung gezwungen sind, alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen – und dazu gehört es auch, daß Sie in keiner Weise gefährdet sind und vollkommen ungestört arbeiten können. Fassen Sie unsere Maßnahmen bitte nicht falsch auf. Betrachten Sie dieses Schloß als Ihr Eigentum. Sie sind unser Gast. Alles, was Sie benötigen, wird Ihnen zur Verfügung gestellt, eine Reihe der besten Elektromechaniker unseres Landes sind zu Ihrer Unterstützung verpflichtet worden. Verfertigen Sie bitte sogleich ein Verzeichnis sämtlicher Werkzeuge und Maschinen, die Sie brauchen, – und fangen Sie sofort mit der Arbeit an.«
    George biß die Zähne zusammen. So also war das! Man hatte ihn regelrecht eingefangen. Man hatte ihn sozusagen mit Haut und Haaren gekauft. Er scheute sich nicht, diese Ansicht zum Ausdruck zu bringen.
    Sweeper begegnete ihm immer wieder mit einem entwaffnenden Lächeln. In Anbetracht jener Riesensumme, die man ihm für die Arbeit geboten habe – und die man übrigens bei einer glücklichen Lösung verdoppeln werde – sei wohl die kleine Einbuße seiner Freiheit schon hinzunehmen. Und übrigens – wie man von neuem betonen müsse – geschähe es ja nur zu seiner eigenen Sicherheit.
    George ließ sich die Räume des Schlosses zeigen. Es war fürstlich eingerichtet. Hier fehlte es tatsächlich an nichts. Ein Seitenbau ist bereits für die Aufstellung von Maschinen freigemacht worden. Ein riesiges Laboratorium war vorgesehen.
    Zwei Bediente wurden ihm zugewiesen. Man stellte ihm die Mechaniker vor, die unter seiner Anleitung arbeiten sollten. Er konnte hier tatsächlich aus dem Vollen schöpfen.
    Es gab ein vorzügliches Abendessen. Der Ministerialrat lud sich selbst dazu ein. Georges Laune besserte sich etwas auf, als er bemerkte, daß ihm jeder Wunsch erfüllt wurde, den man ihm nur an den Augen ablesen konnte. Den ausgezeichneten Weinen sprach er ein wenig hastig zu.
    Schließlich wurde ihm ein Kontrakt vorgelegt. Die Zeilen schwammen vor seinen Augen, als er ihn durchlas. Aber das Wesentliche konnte er doch noch begreifen. Wenn er die Forderungen der Regierung erfüllte, sollte er mit zwei Millionen englischen Pfund entschädigt werden.
    Ihm schwindelte. Er strich sich über die Stirn. Allen gesellschaftlichen Anstand vergessend, lachte er laut und zufrieden auf. Für zwei Millionen Pfund konnte man auch die persönliche Freiheit einmal für eine Weile opfern, meinte er. Plötzlich sah er alles wieder in einem rosigen Licht. Schließlich hatte der Ministerialrat recht – dachte er. Man würde von USA aus alles mögliche anstellen, um seine hiesige Tätigkeit zu verhindern. Da war es schon richtig, wenn man ihn isolierte, wenn man ihn unter strengster Bewachung hielt.
    Er betrank sich. In seiner Trunkenheit freundete er sich mit dem Ministerialrat an. Dieser wohnte, wie sich jetzt herausstellte, vorläufig auch in dem Schloß. Ihm war der Auftrag zuteil geworden, die Verbindung zwischen Taft und der Regierung aufrecht zu erhalten.
     
    Der Minister des Auswärtigen hatte den Polizeipräsidenten zu sich gebeten.

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