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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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zum Schluß, »muß verhindert werden, daß George Taft in London sein Ziel erreicht. Sie verstehen mich, Follow – Glifford zwinkerte mit den Augen – mit allen Mitteln. Nicht wahr?«
    »Ich verstehe, Sir!« sagte der Gangster und zwinkerte ebenfalls.
    »Etwas Unreelles darf dabei selbstverständlich nicht vorkommen!« sagte der Präsident, wiederum mit den Augen zwinkernd.
    »Nein, selbstverständlich nicht!« entgegnete Follow mit einem satanischen Grinsen. »Selbstverständlich nicht. Wir verstehen uns schon, Herr Präsident. Wenn Sie mir nur noch eine kleine Prämie bewilligen wollten –«
    »Prämie? Sehen Sie, das wollte ich Ihnen gerade noch sagen. Zwanzigtausend Dollar werde ich Ihnen aus meiner Tasche bezahlen, Follow. Aber das bleibt unter uns!«
    »Würden Sie mir das wohl schriftlich geben, Herr Präsident?«
    »Ja. Das sollen Sie schriftlich haben. Diskretion Ehrensache!«
    »Ehrensache, Herr Präsident! – Ich werde vorläufig also nicht mehr belauscht werden?«
    »Doch«, sagte Glifford, »aber von einem Vertrauensmann meinerseits. Sie brauchen mir dann nicht zu berichten. Ich werde dadurch stets auf dem Laufenden sein.«
    »Gut«, erwiderte Follow, »damit kann ich mich einverstanden erklären. Wann entlassen Sie mich?«
    »Sofort. Kommen Sie dann zu mir in die Wohnung. Wir werden alles genau besprechen.«
     
    Johnny hatte die letzten Gäste der Bar betreut, hatte ihnen – zum Teil recht schwankenden Gestalten – in die Wagen geholfen, hatte seine beachtlichen Trinkgelder einkassiert und begab sich nun selber – merkwürdigerweise in der angeregtesten Stimmung – nach Hause.
    Gewöhnlich wurde er auf dem Heimweg von heftigen Schmerzen geplagt. Heute war sein Kopf frei und klar, auch der Rücken schmerzte ihn nicht mehr. Die dadurch gegebene Erleichterung war so wohltuend, daß keine Müdigkeit in ihm aufkommen konnte.
    Um vier Uhr traf er zu Hause ein. Er betrat das gemeinsame Schlafzimmer und bemühte sich, beim Entkleiden so leise wie möglich zu sein. Trotzdem konnte er nicht vermeiden, daß ihm einer der beiden Stiefel entglitt und krachend zu Boden polterte.
    Barbara wurde wach, richtete sich im Bett empor, fuhr ihn an. »Tölpel! Kannst du nicht aufpassen? Warte! Ich komme dir!« Und schon sauste, von ihrer Hand wuchtig geschleudert, ein Pantoffel an seinen Kopf.
    Wenn Johnny früher so etwas stillschweigend geduldet hatte – diesmal tat er es jedenfalls nicht mehr. Er schleuderte den Pantoffel zurück, so daß er die Frau klatschend am Halse traf.
    Barbara flog aus dem Bett. Er packte sie, hielt sie an beiden Armen fest, schüttelte sie von sich ab. Die Frau taumelte auf das Bett zurück. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Vergeblich suchte sie zu begreifen, was hier geschah. Eine solche Handlungsweise des Mannes ging über ihr Fassungsvermögen.
    Johnny sprach sich selbst Mut zu. Nur nicht weich werden, nur nicht verzagen! Der Doktor belauscht mich, der Doktor darf mich jetzt nicht mehr feige sehen. – Hach, du Hexe! Renne nur wieder an gegen mich! Es soll dir übel genug bekommen.
    Aber sie machte gar keine Anstalten mehr, gegen ihn anzurennen. In ihrer zweizentnerstarken Behäbigkeit lag sie da und versuchte, nach Luft zu schnappen. Johnny! Johnny! Was ist in ihn gefahren? Wie konnte er's wagen, ihr Trotz zu bieten?
    Er packte sie wieder und warf sie aufs Bett zurück. »Mach die Augen zu«, sagte er, »schlafe! Mich mußt du jetzt schon in Ruhe lassen. Und übrigens sollst du morgen zum Doktor kommen. Er hat unsere Gedanken belauscht. Er weiß jetzt, was du für ein Aas bist. Du wirst ihm nichts mehr verbergen können.«
    »Belauscht!« stöhnte Barbara, »durch die neue Erfindung!«
    »Ja. Durch die neue Erfindung. Du kannst ihm und mir nichts mehr vormachen, Barbara. Jetzt liest er deine geheimsten Gedanken ab. Und die erzählt er mir später.«
    Barbara antwortete ihm nicht mehr. Sie fühlte sich wie betäubt. Nun konnte sie nichts mehr in sich geheimhalten, nein, das konnte sie nicht mehr. Wer weiß, ob der Doktor nicht jetzt im Augenblick gerade wieder – nicht auszudenken! Der Teufel sollte diese Erfindung holen, diese verfluchte Erfindung!
    Nun wußte Johnny auch, wie sie dachte, – daß sie ihn bloß durch Bluff zum Gehorsam zwang. Künftig würde sie ihn nicht mehr bluffen können. Sie wollte die Herrschaft haben – aber nun würde er sie wieder erlangen. Das fühlte sie. Sie spürte sich unsicher werden.
    Er legte sich neben sie, zog die Decke zu sich herüber.

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