Die Glamour Girls von Chestnut Hall 04 - Rache-Attacke
schon gar nicht über die Vergangenheit.
»Na - mein Großer, alles bestens?« Ada freut sich heute mehr als sonst, den hochbeinigen Wallach zu putzen. Was wäre, wenn es Prem richtig schlecht ginge? Gedankenverloren legt sie ihm die Trense an. Ihr Pferd auf dem Operationstisch? Mit hängender Zunge, angeschlossen an Monitore und Schläuche? Die Bilder der letzten Nacht übermannen sie. Matt lässt sich Ada gegen die Boxenwand fallen und streicht ihrem Pferd sanft über die Nüstern. »Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?« Prem schnaubt und legt seinen Kopf auf ihre Schulter. Ada lächelt und schmiegt sich an ihn. »Ich soll dich kraulen, stimmt’s?« Zärtlich streichelt sie das Fell hinter den Ohren. »Alter Genießer.« Sie gibt ihm einen Kuss auf den Nasenrücken. »Du bist der Beste.«
»Ada - wir sind spät dran.« Candy steht mit Jessas in der Stallgasse.
»Wo wollt ihr hin?« Ada hält inne. Jul! »Wieder auf einen crazy Ausritt?«
»Wenn du kein Schisser bist, kommst du mit.«
Ada kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Candys Sprüche sind zwar derb - aber treffend. »Die Greenies werden uns künftig mit allergrößtem Respekt behandeln. Daran hast du doch auch Interesse - oder?«
Ada sieht Candy feixen. »Also, was ist? Wir brauchen so was wie ’nen Bodyguard.«
»Dann heuert doch einen an.« Ada tritt aus der Box. Jul soll mit! »Jul - wir brauchen dich!«
Der Blondschopf mit den schwarzen Augen sieht sie lange an. Dann nickt er langsam und brummt: »Verrückte Hühner.«
»Was macht Bel?« Harry kommt auf den Vorplatz. »Ich hab gehört . . .«
»Sie ist bestens versorgt«, erklärt Candy schnell.
»Ihr seid aber rechtzeitig zum Füttern wieder da!«, ruft er ihnen hinterher, als sie vom Hof reiten.
Ada sieht skeptisch auf die Uhr. »Schaffen wir das bis sechs?«
Candy zieht die Riemen ihres Rucksacks fest. »Wir müssen eben Gas geben.«
»Was wollt ihr auf dem Schloss machen?«, fragt Jul und hat Mühe, die nervöse Rubia hinter Jessas zu halten.
»Kai wird bluten.« Candy biegt in den Waldweg neben der Hauptstraße ab. »Das hat er verdient.«
Zu dritt galoppieren sie nebeneinander über den weichen Boden.
Ada steht in den Bügeln und genießt den Ritt. Die Anspannung der letzten Tage fällt von ihr ab. Glücklich sieht sie zu Jul. Ihm scheint es nicht anders zu gehen und er schenkt ihr ein strahlendes Lächeln. »Gas?«
»Gas!«, ruft Ada und schnalzt aufmunternd mit der Zunge. Weit holt Prem mit den Vorderbeinen aus, doch gegen die kleine Grauschimmelstute hat der Wallach keine Chance. Rubia schießt an ihnen vorbei. Prem will sich das nicht gefallen lassen und Ada spürt, wie sich seine Muskeln spannen. Sie hat keine Angst vor der Geschwindigkeit. Seit sie mit Jul auf der Rennbahn war, ist sie an hohes Tempo im Sattel gewöhnt. »Go, Prem, gib alles!«, schreit sie und geht bei jedem Galoppsprung mit den Händen weit vor Richtung Pferdemaul. Alles ist vergessen. Die lange Horrornacht im Stall, die schreckliche OP und das sterbende Pferd. Jetzt und hier ist alles gut. Endlich!
»Wartet«, hört sie Candy von hinten rufen. Ada hat keine Lust, Prem zu zügeln, doch Jul setzt sich sofort tief in den Sattel und drosselt das Tempo. Schade. Wie gern wäre sie weiter durch den Wald geflogen. Muss Candy auch so einen lahmen Gaul reiten, der sich nur durch sein Fell von einem Walross unterscheidet? »Brr.«
Candy zuckelt ihnen hinterher. »Jessas ist nicht so 'ne Sportskanone. Nehmt gefälligst mehr Rücksicht.«
Ada verkneift sich einen Kommentar. Das Pferd ist genauso schwerfällig wie seine Reiterin und mindestens so zickig. Das musste sie schon schmerzhaft feststellen. Den Ritt auf Jessas wird Ada ihr Leben lang nicht vergessen. Noch nie hat sie sich in einem Parcours, geschweige denn auf einem Pferd, so blamiert wie auf diesem Mistvieh!
»Was ging eigentlich gestern Nacht ab?«, will Candy wissen, als sie nebeneinander weitertraben.
»Andermal.« Ada will jetzt wirklich nicht über das schreckliche Erlebnis reden.
Jul nickt verständnisvoll. »Paps hat mir alles erzählt. Das war bitter.
»Bel hatte einen Heulkrampf nach dem anderen - sie mussten sie auf die Krankenstation bringen«, berichtet Candy.
Ada denkt an das Mädchen in dem großen weißen Bett und hat einen Geistesblitz. »Ich finde, Bels Eltern sollten kommen!«
Candy plumpst vor Staunen schwer in den Sattel und Jessas pariert sofort durch zum Schritt. »Aber... die sind doch auf einer
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