Die Glamour Girls von Chestnut Hall 04 - Rache-Attacke
Greenwood. LOS JETZT!«
Ada blinzelt und sieht, dass Candy bereits in voller Reitmontur vor ihr steht.
Reiten? Pferd? Sioux! - Die OP-Bilder tauchen in Adas Erinnerung wieder auf und ihr Magen zieht sich zusammen. Nein, danke.
Mühsam kriecht Ada zurück ins Bett. »Da musst du allein durch. Ich bin out of order.« Wenn Ada wieder bei Sinnen ist, verleiht sie ihrer Zunge einen Orden für diese zwei Sätze.
»Du hast maximal noch eine halbe Stunde - oder lebenslangen Terror.«
Ada hört die Tür ins Schloss fallen. Oh Gott - Stress mit Candy ist wirklich ein Argument aufzustehen. Denn das ist schlimmer als Krieg. Sie blinzelt erneut. Zwei Uhr! Ada springt auf. Sie hat den halben Tag verschlafen! Und Bel? Wie geht es ihr? Im Schlafanzug tapst sie über den Gang, für den Bademantel hat sie keine Zeit mehr.
Josi steht in ihrem aufregenden Outfit mit Nathalie, Vivienne und Sabrina im Apartment und packt ihre Tasche. »Nehmt ihr einen Bikini mit oder zwei?«
Ada hat die Beachparty völlig verdrängt. Wie unwichtig ist das jetzt alles? Sioux ist gestorben und Bel - leidet. Wo ist sie? Im Appartment ist keine Spur ist keine Spur von ihr. Die Mädchen haben Ada vor lauter Aufregung noch nicht bemerkt.
»Ich hab meinen iPod dabei und Boxen.« Nathalie kramt in ihrer Badetasche.
»Blödsinn - die haben da eine Anlage. Was willst du mit dem lächerlichen Ding!« Der Ton von Josis herrischer Stimme bewirkt eine Gänsehaut auf Adas Unterarmen. »Wo ist Bel?«
Die Mädchen drehen sich ruckartig herum. Josi reißt entsetzt die Augen auf. »Ada - bist du’s? Oder ist das dein Geist, der mich da gerade heimsucht?«
Ada hat keine Kraft und Lust auf eine Auseinandersetzung. »Dein Albtraum, Josi. Und du schläfst garantiert keine Nacht mehr durch, wenn du mir nicht sagst, wo Bel ist.«
»Auf der Krankenstation«, flüstert Nathalie.
Barfuß betritt Ada den Aufzug und drückt den Knopf, auf dem Medical Care steht. Sie kann immer noch nicht glauben, was ihr Nathalie erzählt hat: Bel hatte einen Nervenzusammenbruch.
Ada fühlt sich wie in Trance - wie nach dem Tod ihrer Mutter, als Dad gesagt hat, sie soll stark sein. Ihre tiefe Trauer konnte sie nicht zeigen - bis heute nicht. Warum nur hängt Bel ihr Herz an ein blödes altes Schulpferd? Weil sie sonst niemanden hat? Allmählich wird Ada klar, wie Bel die Abwesenheit ihrer Eltern kompensiert.
Sie drückt die Klingel und eine Krankenschwester im weißen Kittel öffnet. »Ich möchte zu Isabel Sancour.«
»Sie ist noch sehr labil. Aber über einen kurzen Besuch freut bestimmt.« Die Schwester führt Ada in ein riesiges helles Zimmer, in dem nur ein einziges Bett steht, und schließt leise die Tür hinter sich. Alles ist weiß und steril. In dem großen Bett verschwindet das zarte Mädchen fast, das Essen steht unberührt auf dem Beistelltisch. Bel hat die Augen geschlossen.
»Ich bin’s, Ada.« Ihre Stimme zittert und sie berührt den dünnen Arm, der unter der Bettdecke hervorlugt. »Ich wollte nur mal nach dir sehen. Alles klar bei dir?«
Keine Reaktion. Ada weiß nicht, was sie machen soll. Als Mum im Krankenhaus lag, hat sie immer ihre Hand gestreichelt, um ihr zu zeigen, dass sie da ist.
»Es tut mir so leid wegen Sioux.« Ada berührt sanft Bels Wange. »Es geht ihm jetzt gut. Bitte - mach die Augen auf.« Fest starrt sie auf die geschlossenen Lider. Keine Reaktion. Ada ist völlig hilflos - so wie damals bei ihrer Mutter —und eine tiefe Traurigkeit erfüllt sie.
»Hier bist du!« Candy poltert ins Zimmer.
Ada lässt die Schultern sinken. »Ich hab wirklich keine Lust auf deine Show.«
»Schon klar, schrecklich, das mit Sioux.« Candy zerrt Ada vom Krankenbett weg. »Bel ist hier bestens versorgt, wurde mir versichert. Der Arzt hat gesagt, sie braucht Ruhe und nochmals Ruhe. Komm, du kannst ja doch nichts für Bel tun. BITTE! Mein Plan funktioniert nicht - ohne dich.«
Ada weiß genau, dass für Bel alles getan wird – medizinisch. Und wie sie ihr helfen soll, weiß sie auch nicht. Nur den Schmerz kennt sie, der sich wie ein schwarzes Tuch über der Seele ausbreitet und nicht weggeht. Ist der überhaupt zu heilen? Ada zweifelt daran. Doch jetzt und hier kann sie nichts tun, da hat Candy sicher recht.
»Ich habe einen Spitzenplan!«, sprudelt es aus Candy hervor, als sie zum Aufzug eilt. Ada lässt sich mitziehen – und ist irgendwie gar nicht so traurig über die Ablenkung. Die letzten Erlebnisse waren zu dramatisch – bloß nicht nachdenken,
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