Die Glamour Girls von Chestnut Hall 04 - Rache-Attacke
dasselbe wie im ganzen Internat.«
Ada kratzt sich noch heftiger. »Haben Sie eine Katze?«
»Tiere? Gehören in den Stall, nicht in die maison«, entrüstet sich die Hausdame.
»Ich weiß nicht - ich bin sehr empfindlich«, setzt Ada ihren Plan fort. Sie muss hier raus. Um jeden Preis - auch, wenn sie sich blutig kratzen muss.
»Nun, ich habe das chambre vor ihrer Ankunft noch entsprechend staubbefreit«, überlegt die Hausdame.
Ada ergreift die Gelegenheit, bevor Madame Baldour zweifeln kann. »Ich glaube, ich bin gegen Ihr Putzmittel allergisch. Hier kann ich jedenfalls nicht bleiben«, hüstelt sie. »Excusez- moi - ich bin untröstlich.«
Endlich darf sie aus dem sterilen Wohntraum mit dem Baldour-Albtraum flüchten und rennt durch den Park Richtung Reitstall.
Hilfe! Die Idee mit der Allergie ist zwar genial, aber wo soll sie jetzt bleiben? Ob das Feldbett noch in der Stallgasse steht? Wirklich gut schlafen konnte Ada darauf nicht. Ob sie bei Harry übernachten kann? Aber wenn sie daran denkt, wie ungepflegt er ist, dann will sie lieber nicht wissen, wie seine Wohnung aussieht. Und Jul? Dank des Kontaktverbots scheint eine Anfrage auf Asyl bei Fabian Sorento aus. Ein kurzer Bl ick auf die Uhr bestätigt ihre Befürchtung. Der Unterricht ist fast vorbei - satteln lohnt sich nicht mehr. Traurig betritt sie den Stall.
»Wie geht es Bel?« Harry lächelt sie an und bleckt seine vom Tabak gelb verfärbten Zähne.
»Mies«, meint Ada und fühlt sich genauso.
»Armes Mädchen«, grunzt Harry und wendet sich ab. »Sie liebt Pferde wirklich.«
Ada öffnet die Box und streichelt Prems Hals. Der Wallach schnaubt und sie fühlt so etwas wie Geborgenheit. Ada will gar nicht mehr reiten. Nur hier sein, bei ihrem Pferd. Seine Wärme spüren, seine Nähe. Genau das ist es, was auch Bel fehlt.
»Harry!« Ada rennt auf den Vorplatz, wo der Pfleger an einer selbst gedrehten Zigarette nuckelt.
»Kauft Sorento einen Ersatz für Sioux?«, fragt Ada neugierig.
»Glaub nicht. Wieso?« Der Pfleger zieht an seiner Zigarette.
»Bel braucht ein Pferd. Aber ich weiß nicht, wie ich das machen soll«, murmelt Ada.
Der Pfleger schüttelt verständnislos den Kopf, sodass der Pferdeschwanz wippt. »Wo ist das Problem? Du fährst auf ’ne Auktion und kaufst eins.«
»Eine Auktion?« Ada hat schon mal davon gehört, aber sie kann sich nichts darunter vorstellen.
»So was wie ’ne Verkaufsshow. Die Pferde werden vorgeritten und das höchste Gebot gewinnt. Ganz einfach - du brauchst halt nur ein bisschen Kleingeld.« Der Pfleger reibt Daumen und Zeigefinger aneinander.
Da kommen die Mädchen vom Reitunterricht. Lachend führt Candy ihr Pferd neben Josi her. Neidisch sieht Ada dem dicken Mädchen nach. Die hat wenigstens ein Dach über dem Kopf und reiten durfte sie auch. Wo soll Ada nur hin?
»Sorry, Lady. Die Pferde haben Hunger.« Harry drückt seine Zigarette aus.
Füttern! Ada wird im Stall schlafen. Das ist auf jeden Fall die beste aller Alternativen - die einzige.
»Darf ich dir morgen früh im Stall helfen?«, fragt Ada so unschuldig wie möglich.
Dem Tierpfleger bleibt vor Überraschung der Mund offen stehen. »WAS? Wieso?«
»Ich möchte - hier schlafen«, erklärt Ada ohne Umschweife. Das will sie zwar nicht wirklich, aber sich noch mal in diese sterile Hütte einschließen lassen, kommt gar nicht infrage. »Ich hab kein Zuhause mehr.«
»Pffft.« Der Pfleger deutet mit dem Kopf Richtung Internat. »Gibt’s in dem Riesending kein Bett für dich?«
»Doch schon, aber kein schönes. Bitte, Harry - ich würde nicht fragen, wenn es ... anders ginge.«
»Mister Sorento wird das nicht erlauben.« Harry schüttelt energisch den Kopf. »Das mit der Kolik war was anderes. Und außerdem ist morgen wieder Schule.«
»Könntest du nicht ein gutes Wort für mich einlegen?«, bettelt Ada.
Harry zieht die Augenbrauen hoch. »DU fütterst, mistest und streust morgen früh ALLEIN ein!«
Sie hat keine Wahl und nickt. Ein breites Grinsen macht sich auf Harrys Gesicht breit. »Du schläfst nicht im Stall.« Er kramt einen Schlüsselbund aus der Tasche. »Aber im...«
»... Transporter!«, fällt ihm Ada ins Wort. Na klar! Das ist DIE Lösung. Warum ist sie nicht selbst darauf gekommen?
»Trotzdem sollte Mister Sorento besser nichts davon wissen«, knurrt Harry.
Ada fällt ihm um den Hals. Der Geruch von Schweiß, Tabak und Pferd lässt sie fast in Ohnmacht fallen. »Danke, Harry. Du hast morgen früh frei!« Sie
Weitere Kostenlose Bücher