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Die Glasblaeserin von Murano

Die Glasblaeserin von Murano

Titel: Die Glasblaeserin von Murano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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verbrennst.»
    Corradino trug seit ihrem heimlichen Aufbruch seinen schlechtesten Mantel. Er war schmutzig, hatte mehr als einen seiner Opalknöpfe eingebüßt und stank nach Fisch. Doch ein guter Beobachter sah auf den ersten Blick, dass er einmal sehr teuer gewesen war. Und Giacomo del Piero war ein guter Beobachter.
    Corradino zog nicht nur den Mantel aus, sondern auch gleich sein Seidenhemd und das Halstuch. Anschließend fühlte er sich schon viel besser. Er stellte sich direkt vor das Feuer und spürte zum ersten Mal in seinem Leben die alles durchdringende Hitze eines Glasofens. Giacomo zog mit seiner Stange ein Klümpchen orangefarbenes Glas aus dem Feuer. Er rollte es auf einem Holzbrett hin und her, und Corradino konnte zusehen, wie es dunkelrot wurde. Giacomo wartete einen Augenblick lang. Dann nahm er eine kleine Eisenschere und zwickte und formte das glühend heiße Material. Direkt vor Corradinos Augen entstand sein Pferd wieder neu - es hatte einen geschwungenen Hals wie ein Araberhengst, zierlich geformte Hufe und eine flatternde Mähne. Giacomo stellte die kleine Figur ab, und Corradino beobachtete staunend, wie diese nach und nach erkaltete, bis sie kristallklar war. «Nimm es. Es gehört dir.»
    Corradino hob das Pferd auf. «Vielen Dank, es ist wunderschön!», sagte er glücklich.
    Er warf einen schuldbewussten Blick zur Tür, durch die die helle Sonne hereinschien. «Ich sollte jetzt wohl besser gehen.»
    «Wie du möchtest», sagte Giacomo. «Vielleicht besuchst du mich ja mal wieder.»
    Kann sein, dass ich dazu keine Gelegenheit mehr haben werde. Ich gehe nach Frankreich, schon sehr bald. «Vielleicht könnte ich doch noch ein wenig bleiben und Euch einfach bei der Arbeit zuschauen?»
    Giacomo lächelte. «Ja, aber nur, wenn du nicht im Weg stehst.»
    Corradino versprach es ihm. Den Rest des Tages sah der Junge zu, wie Giacomo mit Glas zauberte. So erschien es zumindest Corradino, denn unförmige Klumpen weicher Masse in derartige Kunstwerke verwandeln - das konnten doch eigentlich nur Zauberer oder Alchemisten. Er beobachtete genau, wie das Glas wieder und wieder erhitzt und die Stange gedreht wurde, wie der Atem sacht in den rot glühenden Bauch des Glases strömte. Viele Male brach Corradino sein Versprechen, nicht im Weg zu stehen, indem er sich eng an Giacomos Fersen heftete, bis der ihm kleine Aufträge gab. Bald war Corradino ebenso schmutzig wie die anderen Jungen. Nur allzu schnell wurden die Schatten draußen vor der Tür länger, und voller Bedauern sah Corradino ein, dass er jetzt wirklich gehen musste. Doch gerade als er den Gedanken aussprechen wollte, füllte ein unheimlicher Schatten die Türöffnung aus.
    Ein großer Mann stand dort, er war in einen schwarzen Umhang mit Kapuze gehüllt und trug eine Maske. Aber die Gestalt hatte nichts von der Fröhlichkeit des Karnevals an sich. Und als er sprach, schien es, als würden selbst die Öfen beim eisigen Klang seiner Stimme gefrieren.
    «Ich suche einen adeligen Jungen. Corrado Manin. Ist er hier?»
    Giacomo, der der Tür am nächsten stand, unterbrach als Einziger seine Arbeit. Keiner konnte sich das leisten, denn Glasarbeiten waren wertvoll und verloren schnell die gewünschte Form, wenn man herumstand und gaffte - selbst wenn es einen ganz offensichtlich wichtigen    Mann zu sehen gab. Die nächsten Worte des Fremden bestätigten Giacomos Vermutung.
    «Ich bin ein Gesandter des Consiglio Maggiore. Ich habe den Auftrag, nach dem Jungen zu suchen.»
    Unauffällig schob sich Giacomo zwischen Corradino und die düstere Gestalt. Er kratzte sich am Kopf und redete den Fremden im schmeichlerisch-unterwürfigen Ton eines Bauern an: «Gnädiger Herr, die einzigen Jungen hier sind die Lehrlinge. Hier gibt es keine Adeligen.» Er machte eine ausladende Handbewegung. Dabei bemerkte er aus dem Augenwinkel, wie die Opalknöpfe an Corradinos Mantel im Schein des Feuers glitzerten, so als wollten sie ihren jungen Herrn an das schwarze Phantom verraten. Giacomo entfernte sich ein Stück in die andere Richtung und hoffte, den Blick der Maske so von dem Kleidungsstück ablenken zu können. Und tatsächlich ließen ihn die kalten Augen nicht los. «Wenn du ihn siehst, ist es deine Pflicht dem Staat gegenüber, ihn dem Rat zu melden. Ist das klar?»
    «Si, Signore.»
    «Es geht nur noch um den Jungen, Corrado Manin. Den Rest der Familie haben wir schon.»
    Sie haben meine Familie?
    Giacomo hörte, wie der Junge nach Luft schnappte und aus dem

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