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Die Glasblaeserin von Murano

Die Glasblaeserin von Murano

Titel: Die Glasblaeserin von Murano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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weil es ihn zum Lachen bringt.
    Im spärlichen Kerzenlicht kramte Corradino in seinem Zimmer herum. Corrado stand wartend daneben. Sie mussten sich beeilen, jede Sekunde war kostbar, aber er wollte den Jungen nicht beunruhigen. Bei Sonnenuntergang hatte ihm Ugolino die denkbar schlechteste aller Nachrichten gebracht - er hatte sich in der Nähe der Kirche II Redentore aufgehalten und von einer Verschwörung Wind bekommen, deren Ziel es war, Corrado beim Dogen anzuschwärzen. Man hatte ihre Pläne vereitelt, und nun mussten sie auf der Stelle fliehen.
    «Das nehme ich mit!» Corradino hielt seine liebste Habe mit der Faust umklammert. Es war ein Glaspferd, eine genaue Kopie eines der Bronzepferde auf der Basilica di San Marco.
    Corrado nickte und ging rasch mit seinem Sohn aus dem Zimmer, die Treppe hinab. Corradino warf einen Blick auf die unheimlichen Schatten der Kerzenflammen an der Wand - sie sahen aus wie dunkle Geister, die hinter ihm und seinem Vater her waren. Sogar die Porträts seiner Ahnen mit ihren sonst stets freundlichen Gesichtern schienen heute mit dem übel wollenden Neid auf sie herabzublicken, den die längst Verstorbenen angeblich für die Lebenden hegten. Corradino schauderte   und heftete seine Augen auf das neue Gemälde, das einen Ehrenplatz am Fuße der Treppe einnahm. Das Familienporträt war an seinem zehnten Namenstag gemalt worden und zeigte ihn selbst zusammen mit seinem Vater und seinen Onkeln. Den Hintergrund bildete ein allegorisches Seestück, auf dem die reich beladene Flotte der Manins Sturmwolken und phantastischen Seeschlangen zum Trotz sicher in den Hafen einlief. Corradino konnte sich noch gut daran erinnern, dass das Kostüm, das er für das Gemälde tragen musste, gekratzt und der Spitzenkragen an seinen Ohren gescheuert hatte. Er hatte unruhig herumgezappelt und sich eine Ermahnung seines Vaters eingehandelt. «Steh still wie eine Statue», hatte Corrado gesagt. «Wie die Götterbilder in den Höfen des Dogen.» Doch Corradino hatte sich lieber vorgestellt, er sei eines der Pferde oben auf der Basilica di San Marco. In seiner Phantasie bildeten er und sein Vater und seine Onkel das Vierergespann - edel, unbeweglich und mit einem Blick über die ganze Stadt. Als sei er aus dem Rahmen gestiegen, entdeckte er jetzt seine Onkel am Fuße der Treppe unter dem Bild, seine Mutter kam ebenfalls herbeigeeilt. Sie waren reisefertig und trugen Masken, Umhänge und Stiefel. Corradinos Furcht wuchs, und er warf sich seiner Mutter in die Arme, obwohl er eigentlich fand, dass er dafür schon zu alt war. Maria drückte ihn an sich und küsste ihn beruhigend aufs Haar.
    Ihr Busen duftet nach Vanille, wie immer. Einmal im Jahr kommt der Gewürzhändler und verkauft ihr die Vanilleschoten für ihr selbst gemachtes Parfüm. Sie sehen aus wie lange schwarze, verschrumpelte Schnecken und stecken voller Samenkörner. Wie kann etwas so Hässliches nur so schön duften?
    Auf der Pescheria würden sie ganz andere Gerüche erwarten. Corradino sog die salzige Luft des grauen Morgens ein, als sie die geschlossene Gondel an der   Rialtobrücke verließen. Die weiße Brücke erhob sich schemenhaft aus dem Morgennebel - ein gespenstischer Wachtposten, der ihnen Halt gebot. Corradino umklammerte fest die Hand seiner Mutter. Gemeinsam kämpften sie sich durch das Gewühl der Dienstmädchen und Händler bis zu den Arkaden des Marktes vor. Kurz darauf verschwand sein Vater hinter einer Säule, und als Corradino den Hals reckte, sah er, dass dieser mit einer kapuzenverhüllten Gestalt sprach. Die Gestalt blickte sich gehetzt um, und Corradino erkannte erstaunt Monsieur Loisy, seinen französischen Hauslehrer.
    Monsieur Loisy? Was macht der denn hier?
    Da das Gespräch noch eine Weile andauerte, vertrieb sich Corradino die Zeit damit, die vielen Fische zu betrachten, die auf den Markttischen ausgebreitet lagen. Da gab es unzählige Arten, silbrig glänzende Schwärme und stachelige, gefährlich aussehende Krustentiere. Einige Fische waren so winzig wie ein Glassplitter, andere so riesig und schwer, dass es an ein Wunder grenzte, dass sie überhaupt hatten schwimmen können. Unter normalen Umständen schaute sich Corradino bei diesen Ausflügen die ganzen eigenartigen Geschöpfe allzu gern genauer an, wobei er unter den behelfsmäßigen Tischen hindurchschlüpfte und im bunten Marktgewimmel alles um sich herum vergaß. Dann verlor Rafaella regelmäßig die Geduld und bedachte ihn mit Schimpfworten, die den

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