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Die Glasblaeserin von Murano

Die Glasblaeserin von Murano

Titel: Die Glasblaeserin von Murano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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musst diesen Mann anhören! Er kann dir helfen, du wirst schon sehen. Setz dich jetzt also ganz still hin und sprich mit ihm, als würdest du dich mit mir unterhalten.»
    Corradino ließ sich langsam wieder auf die Bank sinken und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Was bedeutete das alles? Stimmten die Informationen über seinen Onkel Ugolino? Hatte er sie alle verraten - der Onkel, der ihn so geliebt hatte? Hatte er den Tod seiner Eltern verschuldet? Tausend Fragen schössen ihm durch den Kopf, doch er sagte nur: «Wer seid Ihr?»
    «Wenn Ihr mich sehen wollt, werft einen schnellen, vorsichtigen Blick in Euer eigenes Kunstwerk.»
    Corradino blickte nach links in den Spiegel - und schaute für einen kurzen Augenblick in die Augen des Mannes, der hinter ihm saß. Er war in weinroten Samt gekleidet und trug die Tracht eines Arztes aus Padua. Auf seinem Schoß lag eine langnasige weiße medico-Maske, doch sein Spitzbart und der gezwirbelte Schnurrbart verrieten den französischen Stutzer. Seine Augen, die er unverwandt auf Corradino gerichtet hielt, waren so grau wie der pulverisierte Schiefer, den Corradino der Glasschmelze zusetzte, um dem Glas das Aussehen von Zinn zu verleihen. Der Franzose wirkte noch recht jung, er schien wie Corradino um die dreißig zu sein.
    «Wie Ihr seht, sind wir beide ungefähr gleichaltrig», sagte der Mann, als könne er Gedanken lesen. «Doch ansonsten gibt es große Unterschiede zwischen uns. Ich liebe mein Vaterland, während Ihr keine Zuneigung mehr zu dem Euren verspürt. Und im Gegensatz zu mir habt Ihr eine geradezu göttliche Gabe, mit Glas umzugehen. Genau deshalb bin ich hier.»
    «Woher kennt Ihr meine Familie?»
    «Ihr erwähntet einen Landsmann von mir, den Ihr scheinbar sehr geliebt habt. Er ist auch mir bekannt.»
    «Monsieur Loisy? Lebt er noch?»
    «Nein», sagte die Stimme knapp. «Auch er wurde verraten. Doch bevor seine Mörder ihn aufspürten, konnte er uns noch von seinem außergewöhnlichen Schüler berichten. Er war also, wie Ihr seht, die ganze Zeit über um Euer Wohlergehen besorgt. Er stellte Nachforschungen an und fand heraus, dass Ihr auf Murano Arbeit gefunden hattet. Er verfolgte Eure Fortschritte ebenso aufmerksam wie wir. Doch wer sucht, kann auch gefunden werden. Die Erkundigungen, die er wegen Euch anstellte, lenkten die Verfolger auf seine eigene Spur, und als er nach Venedig zurückkehrte, um Euch wiederzusehen, fiel er einem Giftanschlag der Zehn zum Opfer.»
    Corradinos Schädel dröhnte. Er bekam kaum noch Luft. Doch hier und jetzt durfte er seiner Trauer um den treuen Loisy nicht nachgeben, denn es waren noch zu viele Fragen offen. «Woher wisst Ihr das alles?»
    «Weil ich zu denen gehörte, die ihm halfen.»
    «Und dann habt Ihr untätig zugesehen, als sie ihn umbrachten?»
    «Ich habe Loisy davor gewarnt, nach Venedig zurückzukehren, doch er hat nicht auf mich gehört. Ihr solltet nicht den gleichen Fehler begehen.»
    Corradino schaute den schweigenden Baccia an und spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Das üble Kaffeegebräu bewirkte zudem, dass sich seine Magensäfte stauten, und es hinterließ einen unangenehmen Geschmack im Mund, der eindeutig zu den schlechten Neuigkeiten passte, die Corradino soeben erhalten hatte. Schließlich stellte er die entscheidende Frage: «Was wollt Ihr von mir?»
    «Wir brauchen Euch und Eure Kunstfertigkeit, was sonst?»
    «Und wer ist
    «Ich. Und dann noch Seine Majestät König Ludwig der Vierzehnte von Frankreich.»
    Corradino, der noch immer in Baccias blutunterlaufene Augen starrte, stockte der Atem.
    «Was wollt Ihr damit sagen?»
    «Ihr werdet alles beizeiten erfahren. Aber Ihr sollt jetzt schon wissen, dass wir Euch helfen können. Wir bieten Euch ein standesgemäßes Leben in Paris. Dort wird man Euch als genialen Künstler feiern und nicht wie einen Sklaven auf einer Insel festhalten wie hier in Venedig. Auf Euch warten Reichtümer und ein Adelstitel. Denkt einmal darüber nach, was Venedig je für Euch getan hat. Man hat Euch ausgenutzt, sich mit Euren Werken geschmückt und Euch im Gegenzug nichts gegeben. Im Gegenteil, die Stadt hat einem Abkömmling der edlen Familie Manin Fesseln angelegt. Und noch viel schlimmer: Sie hat Euch Eurer gesamten Familie beraubt.» Die Stimme zögerte. «Fast Eurer gesamten Familie.»
    Corradinos Kopf machte einen Ruck nach links, und abermals traf sein Blick die zinngrauen Augen. Die Stimme des Franzosen war nicht mehr als ein Flüstern.
    «Ihr

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