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Die Glasglocke (German Edition)

Die Glasglocke (German Edition)

Titel: Die Glasglocke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Plath
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lag und bis auf ein gelegentliches feuchtes Aufstoßen still war, ging sie durch den Gang zurück in ihre Kammer mit der alten Singer-Nähmaschine und dem weißen Bügelbrett. Ich wollte ihr nachlaufen und ihr sagen, daß ich mit Doreen nichts zu tun hatte, denn sie machte so ein strenges, arbeitsames, moralisches Gesicht wie eine Einwanderin alten Stils und erinnerte mich an meine österreichische Großmutter.
    »Lammichliegen, lammichliegen«, murmelte Doreen. »Lammichliegen, Lammichliegen.«
    Ich hatte das Gefühl, wenn ich Doreen jetzt über die Schwelle in mein Zimmer trug und ihr auf mein Bett half, würde ich sie nie wieder loswerden.
    Ihr Körper lag mit seinem ganzen Gewicht warm und weich wie ein Stapel Kissen auf meinem Arm, während die Füße mit den hohen, spitzen Absätzen albern nachschleiften. Sie war viel zu schwer, als daß ich sie durch den Flur hätte schleppen können.
    Mir wurde klar, daß ich nur eines tun konnte: sie auf dem Teppich absetzen, die Tür hinter mir zusperren und wieder ins Bett gehen. Wenn Doreen aufwachte, würde sie sich an nichts erinnern, sie würde denken, sie sei vor meiner Tür ohnmächtig geworden, während ich schlief, und sie würde aus eigenem Antrieb aufstehen und brav in ihr Zimmer zurückgehen.
    Langsam und vorsichtig ließ ich Doreen auf den grünen Flurteppich sinken, aber sie gab ein leises Stöhnen von sich und rutschte mir aus den Armen. Ein Schwall von braunem Erbrochenem ergoß sich aus ihrem Mund und bildete vor meinen Füßen eine große Pfütze.
    Plötzlich wurde Doreen noch schwerer. Ihr Kopf sank nach vorn in die Pfütze, die Spitzen ihrer blonden Locken hingen darin wie Baumwurzeln in einem Sumpf, und ich sah, daß sie schlief. Ich zog mich zurück. Ich war selbst schon wieder halb eingeschlafen.
    In dieser Nacht faßte ich, was Doreen anging, einen Entschluß. Ich würde sie beobachten und ihr auch zuhören, wenn sie etwas sagte, aber tief in meinem Inneren wollte ich nichts mehr mit ihr zu tun haben. Tief in meinem Inneren würde ich Betsy und ihren ahnungslosen Freundinnen die Treue halten. Betsy war es, der ich im Grunde meines Wesens ähnelte.
    Leise trat ich in mein Zimmer zurück und schloß die Tür. Ich überlegte noch einmal und sperrte nicht ab. Das brachte ich dann doch nicht fertig.
    Ich erwachte in der dumpfen, sonnenlosen Hitze des nächsten Morgens, zog mich an, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, legte etwas Lippenstift auf und öffnete langsam die Tür. Ich glaube, ich erwartete, Doreens Körper würde noch immer in der Pfütze von Erbrochenem liegen, ein häßlicher, handgreiflicher Beweis für meinen schmutzigen Charakter.
    Der Gang war menschenleer. Reinlich und unentwegt grünend, erstreckte sich der Teppich von einem Ende zum anderen, nur ein unregelmäßiger, kaum erkennbarer Fleck vor meiner Tür sah aus, als hätte dort jemand ein Glas Wasser verschüttet, aber nachher alles wieder trockengetupft.

Drei
    Auf dem Tisch bei dem Bankett der Zeitschrift Ladies' Day standen in langer Reihe gelbgrüne, mit Krabbenfleisch und Mayonnaise gefüllte Avocadohälften und Platten mit blutigem Roastbeef und kaltem Huhn, dazwischen in regelmäßigen Abständen Kristallschalen mit schwarzem Kaviar in gewaltigen Portionen. Ich hatte am Morgen keine Zeit gehabt, in der Cafeteria des Hotels zu frühstücken, hatte nur eine Tasse verkochten Kaffees getrunken, der so bitter schmeckte, daß sich mir die Nase kräuselte, und nun starb ich fast vor Hunger.
    Bevor ich nach New York gekommen war, hatte ich noch nie in einem richtigen Restaurant gegessen. Das Howard Johnson's, wo ich mit Leuten wie Buddy Willard nur Pommes frites und Cheeseburger und Vanille-Shakes bestellt hatte, zähle ich nicht. Ich weiß nicht warum, aber Essen geht mir über alles. Egal, wieviel ich esse, ich nehme nie zu. Mit einer Ausnahme habe ich in den letzten zehn Jahren immer gleichviel gewogen.
    In meinen Leibgerichten kommen Butter und Käse und saure Sahne reichlich vor. In New York wurden wir so oft zu Essen mit Leuten von der Zeitschrift und verschiedenen durchreisenden Prominenten eingeladen, daß ich es mir angewöhnte, die großen, handgeschriebenen Speisekarten, auf denen eine winzige Erbsenbeilage schon fünfzig oder sechzig Cents kostete, gründlich durchzulesen, bis ich die schwersten und teuersten Gerichte gefunden hatte, und mir dann eine ganze Reihe von ihnen zu bestellen.
    Wir wurden immer auf Spesen eingeladen, deshalb hatte ich kein schlechtes

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