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Die Glasglocke (German Edition)

Die Glasglocke (German Edition)

Titel: Die Glasglocke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Plath
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zu bringen.
    riverrun, past Eve and Adam's, from swerve of shore to bend of bay, brings us by a commodius vicus of recirculation back to Howth Castle and Environs …
    Das dicke Buch drückte mir eine unangenehme Beule in den Magen.
    riverrun, past Eve and Adam's …
    Ich dachte, der kleine Buchstabe am Anfang könnte bedeuten, daß nichts wirklich ganz von vorn, mit einem Großbuchstaben beginnt, daß vielmehr alles aus dem, was vorher kam, herausfließt. Eve and Adam's waren natürlich Adam und Eva, aber vielleicht bedeutete es auch noch etwas anderes.
    Vielleicht hieß ein Pub in Dublin so.
    Meine Augen sanken durch eine alphabetische Buchstabensuppe zu dem längsten Wort mitten auf der Seite.
    bababadalgharaghtakamminarronnkonnbronntonnerronnruonnthunntrovarrhounawnskawntoohoohoordenenthurnuk!
    Ich zählte die Buchstaben. Es waren genau hundert. Ich dachte, das müsse wichtig sein.
    Warum hundert Buchstaben?
    Stockend versuchte ich, das Wort laut zu lesen.
    Es klang wie ein schwerer hölzerner Gegenstand, der eine Treppe hinunterfällt, bumm, bumm, bumm, eine Stufe nach der anderen. Ich nahm das Buch und ließ die Seiten langsam an meinen Augen vorüberfächern. Wörter, weitläufig vertraut, aber schief und verdreht, wie Gesichter in einem Zerrspiegel, flogen vorüber und hinterließen auf der glasigen Oberfläche meines Hirns keinen Eindruck.
    Ich blinzelte auf die Seite.
    Die Buchstaben bekamen Widerhaken und Widderhörner. Ich sah zu, wie sie auseinanderliefen, wie sie auf eine alberne Weise auf-und abwärtswackelten. Dann verbündeten sie sich zu phantastischen, unübersetzbaren Gebilden, wie Arabisch oder Chinesisch.
    Ich beschloß, meine Abschlußarbeit sausen zu lassen.
    Ich beschloß, daß ganze Honors-Programm sausen zu lassen und einfach Englisch im Hauptfach zu studieren. Ich schlug nach, was an meinem College für das Englischstudium im Hauptfach verlangt wurde.
    Es wurde eine ganz Menge verlangt, und ich erfüllte nicht einmal die Hälfte der Anforderungen. Eine dieser Anforderungen war ein Seminar über das 18. Jahrhundert. Schon der Gedanke an das 18. Jahrhundert war mir zuwider – alle diese geschniegelten Männer mit ihren niedlichen kleinen Versen, die so scharf auf die Vernunft waren. Deshalb hatte ich es ausgelassen. Im Honors-Programm durfte man das, da hatte man viel mehr Freiheit. Ich hatte soviel Freiheit, daß ich mich die meiste Zeit mit Dylan Thomas beschäftigt hatte.
    Eine Freundin von mir, auch eine Studentin im Honors-Programm, hatte es geschafft, nie auch nur ein Wort von Shakespeare zu lesen; dafür war sie eine wirkliche Expertin für Eliots Vier Quartette.
    Ich erkannte, wie unmöglich und peinlich es war, wenn ich versuchen würde, von meinem freien Studiengang in den strenger geregelten zu wechseln.
    Also schlug ich die Anforderungen für Englischstudenten an dem städtischen College nach, an dem meine Mutter unterrichtete.
    Sie waren noch schlimmer.
    Man mußte sich im Altenglischen und in der Geschichte der englischen Sprache auskennen, und man mußte eine repräsentative Auswahl all dessen, was seit Beowulf bis heute geschrieben worden war, gelesen haben.
    Das überraschte mich. Ich hatte auf das College meiner Mutter immer herabgesehen, weil dort Koedukation betrieben wurde und weil es von lauter Leuten besucht wurde, denen es nicht gelang, sich Stipendien für die großen Colleges an der Ostküste zu beschaffen.
    Jetzt sah ich, daß noch der Dümmste am College meiner Mutter mehr wußte als ich. Ich sah, daß sie mich dort nicht mal zur Tür hereinlassen, geschweige denn, mir ein großes Stipendium geben würden, wie ich es an meinem College bekam.
    Ich dachte, es sei vielleicht besser, wenn ich ein Jahr lang arbeitete und mir alles noch einmal gründlich durch den Kopf gehen ließ. Vielleicht konnte ich das 18. Jahrhundert ja heimlich studieren.
    Aber ich hatte keine Ahnung von Stenographie, was sollte ich also tun?
    Ich konnte Kellnerin werden oder Schreibkraft.
    Aber die eine Aussicht war mir so unerträglich wie die andere.
    »Du sagst, du willst mehr Schlaftabletten?«
    »Ja.«
    »Aber die, die ich dir letzte Woche gegeben habe, sind sehr stark.«
    »Sie wirken nicht mehr.«
    Teresas große dunkle Augen sahen mich gedankenvoll an. Ich konnte die Stimmen ihrer drei Kinder im Garten unter dem Fenster des Sprechzimmers hören. Meine Tante Libby hatte einen Italiener geheiratet, und Teresa war die Schwägerin meiner Tante und unsere Hausärztin.
    Ich mochte Teresa. Sie

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