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Die Glasglocke (German Edition)

Die Glasglocke (German Edition)

Titel: Die Glasglocke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Plath
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anderen, wie eine Hochzeitsgesellschaft aus lauter Brautjungfern.
    »Los, komm, Frankie«, sagte der Mann zu einem seiner Freunde in der Gruppe, worauf ein kleiner, knittriger Kerl vortrat und mit uns in die Bar kam.
    Er war von der Sorte, die ich nicht ausstehen kann. Ich bin ohne Schuhe einssiebzig, und wenn ich mit kleinen Männern zusammen bin, bücke ich mich immer ein bißchen und knicke in der Hüfte ein, damit ich kleiner aussehe, aber dabei komme ich mir albern und krank vor, wie eine Schaubudenfigur.
    Einen Moment lang hatte ich die vage Hoffnung, wir würden uns entsprechend der Größe zusammentun, dann wäre ich bei dem Mann gewesen, der uns angesprochen hatte und über einsachtzig groß war, aber er ging mit Doreen vor uns her und sah mich nicht noch einmal an. Ich tat, als würde ich Frankie neben mir gar nicht bemerken, und setzte mich dicht neben Doreen an den Tisch.
    In der Bar war es so dunkel, daß ich außer Doreen kaum etwas erkennen konnte. Mit ihrem Blondhaar und ihrem weißen Kleid sah sie geradezu silbern aus. Ich vermute, sie reflektierte das Neonlicht über dem Tresen. Ich dagegen kam mir vor, als würde ich mit den Schatten verschmelzen, wie das Negativ von jemandem, den ich in meinem Leben noch nie gesehen hatte.
    »Und was trinken wir?« fragte der Mann mit einem großen Lächeln.
    »Ich glaube, ich nehme einen Old-Fashioned«, sagte Doreen zu mir.
    Drinks bestellen machte mich immer fertig. Ich konnte Whisky nicht von Gin unterscheiden, und noch nie hatte ich etwas gefunden, das mir wirklich schmeckte. Buddy Willard und die anderen Jungs vom College hatten meistens nicht das Geld fürhochprozentige Sachen, oder sie hielten nichts vom Trinken. Es ist erstaunlich, wie viele College-Jungs nicht trinken und nicht rauchen. Anscheinend kannte ich sie alle. Das Äußerste, was sich Buddy Willard je geleistet hatte, war eine Flasche Dubonnet, aber nur, weil er beweisen wollte, daß er auch als Medizinstudent eine ästhetische Ader hatte.
    »Für mich einen Wodka«, sagte ich.
    Der Mann sah mich genauer an. »Mit irgendwas drin?«
    »Einfach pur«, sagte ich. »Ich trinke ihn immer pur.«
    Ich dachte, ich würde mich vielleicht lächerlich machen, wenn ich ihn mit Eis oder Soda oder Gin oder sonstwas bestellte. Ich hatte mal eine Wodkawerbung gesehen, ein einfaches Glas Wodka auf einer Schneewehe, bei blauem Licht, und der Wodka sah klar und rein aus wie Wasser, deshalb dachte ich, Wodka pur könne nicht falsch sein. Ich träumte davon, ich würde mir eines Tages einen Drink kommen lassen und feststellen, daß er wunderbar schmeckte.
    Der Kellner kam, und der Mann bestellte Drinks für uns vier. Trotz seiner Cowboyklamotten schien er sich in dieser Großstadtbar so heimisch zu fühlen, daß ich dachte, er sei vielleicht ein Prominenter.
    Doreen sagte nichts, sie spielte nur mit ihrem Korkuntersetzer und zündete sich schließlich eine Zigarette an, aber den Mann schien das nicht zu stören. Er starrte sie in einem fort an, wie die Leute im Zoo den großen weißen Ara anstarren, während sie darauf warten, daß er ein menschliches Wort von sich gibt.
    Die Drinks kamen, und meiner sah klar und rein aus wie in der Wodkawerbung.
    »Was machen Sie?« fragte ich den Mann, um die Stille zu durchbrechen, die wie dichtes Dschungelgras rings um mich her aus dem Boden schoß. »Ich meine, was machen Sie hier in New York?«
    Langsam und anscheinend mit großer Mühe löste er seinen Blick von Doreens Schulter. »Ich bin Diskjockey«, sagte er. »Eigentlich müßtest du schon mal von mir gehört haben. Ich heiße Lenny Shepherd.«
    »Ich kenne dich«, sagte Doreen plötzlich.
    »Das freut mich aber, Süße«, sagte der Mann und brach in Lachen aus. »Das trifft sich gut. Ich bin unheimlich berühmt.«
    Lenny Shepherd warf Frankie einen langen Blick zu.
    »Sag mal, woher kommst du eigentlich?« fragte mich Frankie, nachdem er sich mit einem Ruck aufgesetzt hatte. »Wie heißt du?«
    »Das hier ist Doreen.« Lenny ließ eine Hand um Doreens nackten Arm gleiten und drückte ihn.
    Mich überraschte, daß sich Doreen nichts anmerken ließ, obwohl sie doch mitbekam, was er tat. Sie saß einfach da, dunkel wie eine gebleichte, blonde Negerin in diesem weißen Kleid und nippte geziert an ihrem Glas.
    »Ich heiße Elly Higginbottom«, sagte ich. »Ich komme aus Chicago.« Danach fühlte ich mich sicherer. Ich wollte nicht, daß etwas von dem, was ich an diesem Abend sagte oder tat, mit mir und meinem wirklichen

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