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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Entwürfe vorlegen, bevor Sie sich daran macht, sie umzusetzen.«
    »Ich habe Euer Angebot noch nicht angenommen, Exzellenz. Vorher muss ich mit meinem Vater sprechen – und womöglich heirate ich bald.«
    »Unsinn«, sagte er, als sei ein Kind auf eine völlig absurde Idee gekommen. »Sie ist die erste Frau, der eine solche Ehre zuteil wird. Stelle Sie sich vor: Sie wird eine Berühmtheit, ein Novum. Ein Novum hat es immer leicht im Leben, denn die Aufmerksamkeit ist ihm sicher. Außerdem leben Künstler bei mir in Toulouse wie Kanzler. Sie bekommt zwei Dienerinnen zur persönlichen Verfügung sowie drei Gesellen, die Ihr beim Handwerk helfen. Eine Anstellung für zwei Jahre. Es ist bereits alles heute Morgen besprochen worden.«
    »Mit wem?«, fragte sie.
    Villefranche, daran gewöhnt, Fragen zu stellen und sie nicht beantworten zu müssen, lächelte gelangweilt und streckte mit der gleichen lässigen Bewegung wie vorhin die Hand aus.
    »Ihr Vater«, sagte er, »wird Ihr alles erklären, was Sie nicht versteht.«
    Sandros Andacht
    Du fängst an, mir wehzutun. Meine Aufgabe war von Anfang an unmöglich. Statt es mir leichter zu machen, pflasterst du meinen Weg mit Fallen. Du verleitest mich, Dinge zu tun, die ich nicht tun will oder nicht tun darf, und egal, welche Entscheidung ich treffe, mir werden die Konsequenzen wie eine Eisenkugel am Bein hängen. Was soll das werden? Die Göttliche Komödie? Das ist nicht gerecht. Du erwartest zu viel. Ich kann nicht einen Mörder bekämpfen und nebenbei noch mich selbst. Nimm die Folter der Konkubine als Beispiel. Vor welche Auswahl du mich da stellst: Entweder mache ich mir dich zum Feind oder deinen Stellvertreter, entweder opfere ich mich oder jemand anderen. Visitatoren sind gewissermaßen Beamte, und Beamte eignen sich nicht zu Märtyrern, das müsstest du wissen. Wenn du es gut mit mir meinst, dann lässt du diese Konkubine nach England oder China fliehen, so dass sie unsichtbar bleibt. Unsichtbare kann man nicht foltern. Fall abgeschlossen. Oder du sorgst dafür, dass sich ganz schnell ihre Unschuld herausstellt. Oder, falls sie schuldig ist, dass sie schnell gesteht.
    Wenn du das für mich tust, finde ich auch die Kraft, die andere Prüfung zu bestehen: Antonia Bender. Findest du es angemessen, mir in meinen schlimmsten Tagen eine Frau zu schicken, eine Frau, wie ich seit Beatrice keiner begegnet bin?
    Vergiss die letzte Bemerkung, Antonia ist nicht wie Beatrice. Ich stand im Palazzo Rosato neben ihr und berührte sie – nicht mit den Händen, nicht mit dem Körper. Ich berührte sie in Gedanken. Diese einzige Möglichkeit, ihr nahe zu sein, hatte etwas Tröstliches, zugleich aber auch etwas Trauriges an sich.
    Ich weiß! Ich kenne deine Gebote, so wie ich auch meine Einsamkeit kenne. Die Arbeit für Luis hat mich beides ein wenig vergessen lassen. Ich habe seit Kurzem das Gefühl aufzuwachen. Du wirst mich nicht verstehen, wenn ich sage, dass es ein schwieriges Gefühl ist aufzuwachen. Einerseits freut man sich im ersten Augenblick darüber, lebendig zu sein, wieder zu denken und zu handeln, alles das, was einem im Schlaf genommen ist. Andererseits fallen einem im nächsten Augenblick die Schwierigkeiten ein, die der Tag bereithält. Aufzuwachen, Herr, das ist ein bisschen wie sündigen: man fürchtet und genießt es gleichermaßen.

12
    Das Erste, was Carlotta fühlte, als sie aus dem Geheimgang in Innocentos Quartier trat, war eine ungeheure, wohlige Wärme. Sie hatte mehrere Stunden in dem zugigen Gang zugebracht und war trotz eines dicken Schals völlig durchgefroren. Hinter der Geheimtür lauschend, hatte sie die Geräusche der Diener verfolgt, die gelüftet, aufgeräumt und schließlich Feuer in den Kaminen gemacht hatten, bevor sie endlich das Gemach verlassen hatten. Carlotta war vorsichtig gewesen und hatte noch eine Weile gewartet, bevor sie sich entschloss, die Geheimtür zu öffnen. Sie befand sich hinter einem leichten Wandteppich, den sie mit einem Arm anhob und darunter hindurchschlüpfte.
    Die Wärme dreier Kamine war wie eine Umarmung. Eine Zeitlang blieb sie einfach nur stehen und spürte, wie ihr Körper langsam von diesem Gefühl umhüllt wurde. Das Zimmer war kleiner, schlichter und irgendwie individueller, als von ihr erwartet. Schon in Innocentos römischem Palazzo war ihr aufgefallen, dass der junge Papstsohn offenbar eine Abneigung gegen große, prunkvolle und deswegen unpersönliche Räume hatte und er einen heimeligen, intimen Stil

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