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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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Seine Hände strichen darüber, und ich konnte sehen, wie sanft diese Geste war, wie sehr sie es liebkosten.
    Ich war auf einmal ganz ruhig. Er fand es wunderschön, und seiner Schönheit wegen würde er mir meinen eigenen Namen lassen.
    Dann ergriff er das Glas mit einer Hand, erwiderte meinen Blick und öffnete die Finger.
    Das Glas zersprang auf den Fliesen in tausend Stücke, und ich vernahm seinen Todesschrei, so wie ich mich an den Todesschrei der Vase erinnerte, die ich hatte fallen lassen.
    In diesem Augenblick haßte ich Boaz, und ich wußte, daß ich diesen Haß hüten und ihn schüren würde, bis ich ihm die Demütigung meiner Sklaverei und meiner Vergewaltigung und die Todesqual dieses tapferen Glases tausendfach zurückzahlen konnte.
    »Und so wird es dir ergehen, Tirzah, sollte es mir in den Sinn kommen. Hast du verstanden?«
    »Ja, Exzellenz, ich habe verstanden.«

 
    3
     
     
     
    Kamish trieb uns zurück durch den Garten. Seine Erleichterung, mit dem Leben davongekommen zu sein, brach sich Bahn als Wut – vor allem auf mich, und als ich das Flußschiff bestieg, zeigten sich auf meinen Armen bereits die ersten blauen Flecken.
    »Gesholme!« brüllte Kamish dem Kapitän zu.
    Wir drängten uns in die Mitte des Schiffes, um den Ruderern nicht im Weg zu sein, die Arme meines Vaters waren schützend um meinen Leib geschlungen. Er hatte eine Ahnung davon, was ich fühlte, wenn auch nicht genau, denn er hatte das Glas nie auf die gleiche Weise zu ihm sprechen gehört wie ich. Die anderen Sklaven betrachteten uns schweigend, dann streckte Mayim, der andere Glasmacher, die Hand aus und berührte meinen Arm.
    »Das war wundervoll«, sagte er. »Ich fand das Glas unrettbar gesprungen, und doch hast du aus ihm etwas Schönes gemacht. Du mußt Magie in deinen Fingern haben, Tirzah.«
    Ich musterte ihn aufmerksam, wunderte mich über seine Wortwahl, dann kam ich zu dem Schluß, daß es sich bloß um ein Lob handelte. Nichts weiter. Ich nickte dankbar, dann schmiegte ich mich enger an meinen Vater. Druse.
    Ich dachte an meinen neuen Namen – Tirzah. Er war hübsch und rollte mit einem eigenen, melodischen Klang von der Zunge. Aber ich würde ihn immer mit Boaz in Verbindung bringen, und mit meiner Versklavung.
    Eines Tages würde ich ihn abwerfen.
    Aber nicht jetzt. Heute nacht wollte ich mich nur so dicht wie möglich an meinen Vater schmiegen, und die Augen schließen und so tun, als würde nichts von all dem hier Wirklichkeit sein.
    Und während ich vor mich hindöste, verging die Zeit.
    Mir war vage bewußt, daß wir Setkoth verließen, denn der Lärm der Stadt wurde leiser, und der Flußgeruch verwandelte sich, die verfaulenden Pflanzen und der menschliche Abfall wich der süßen Sauberkeit des offenen Landes und der dichten Schilfbänke. Der Wind wurde kalt, aber dicht bei meinem Vater war es warm, und zu unseren Füßen lag Segeltuch, in das sich unsere kleine Gruppe hüllen konnte, um sich gegen die beißende Nachtkälte zu schützen.
    Ich fragte mich kurz, wo dieses Gesholme wohl lag und was es war, aber der Fluß und das gleichmäßige Rudern lullten mich ein, und so versank ich in einen tiefen Schlaf.
     
     
    Stunden später weckte mich ein Ruf. Die Nacht war dunkel und still, und die Schiffbesatzung hatte die Ruder aufgenommen. Von der Mannschaft kamen Rufe, und vom Ufer ertönten Antworten, während Taue geworfen und festgemacht wurden. Das Schiff schaukelte, dann kam ein Ruck, als es gegen den Kai stieß. Mittlerweile war es kalt, und ich zitterte in meiner dünnen Kleidung und schlang die Arme um mich.
    »Aufstehen!« brülle Kamish, und wir kämpften uns auf die Füße und strengten in der Dunkelheit unsere Augen an.
    Am westlichen Flußufer erstreckte sich weit nach Westen und Süden eine Siedlung. Sie war von hohen Mauern umgeben und wurde streng bewacht; Wächter standen auf Türmen und Wehrgängen.
    Also eine Sklavensiedlung.
    Im Nordwesten schien es ein weiteres Lager zu geben, ebenfalls von einer Mauer umgeben, aber seine Gebäude waren zu niedrig, um von hier aus gesehen werden zu können.
    Dahinter erhob sich ein gewaltiger Bau, der die Dunkelheit und die Sterne zu verschlingen schien. Ich konnte weder seine genauen Umrisse oder Ausmaße erkennen. Die Kälte wurde schlimmer, und die Blutergüsse auf meinen Armen pochten wieder.
    Einer der Matrosen beugte sich vor, um mir beim Aussteigen zu helfen. Er bemerkte die Richtung meines Blickes, hielt den seinen aber sorgfältig

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