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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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das vorstellen?
    Ihr Einfluß beim Adel und auf die Monarchen stieg, und vor acht oder neun Generationen wandten sie sich gegen uns, wollten die Magie der Elemente zerstören. Das Leben wurde geregelt – du hast die Felder und Gärten gesehen, die in strenge geometrische Formen gepreßt sind, deren Längen und Winkel dem Diktat der Magier unterworfen sind – und jeder Elementist, den man bei der Ausführung seiner Kunst ertappte, war des Todes.
    Tirzah, laß die Magier niemals wissen, daß du das Glas singen hören kannst, denn sie würden dich auf der Stelle töten.«
    Ich nickte.
    Isphet machte eine allumfassende Handbewegung. »Und deshalb widmen wir uns ihr nur im geheimen. Die meisten Magier sind zwar der Ansicht, daß alle Elementisten ausgelöscht worden sind, aber trotzdem müssen wir auf der Hut sein. Falls auch nur ein Verdacht aufkommt…«
    Ich mußte an den Magier Boaz denken – er glaubte noch immer an die Existenz der Elementisten und hatte mich im Verdacht, die Kunst zu beherrschen. Ich schloß kurz die Augen, dankbar, daß er in Setkoth und nicht hier war, dann fragte ich mich, ob ich etwas sagen sollte. Aber als ich die Augen wieder öffnete und sprechen wollte, fuhr Isphet fort.
    »Jetzt will ich dir berichten, was ich über die Pyramide weiß. Vieles davon ist geheim und auf die Kreise der Magier beschränkt, aber wir haben im Lauf der Jahre davon erfahren, durch unvorsichtige Bemerkungen und halbe Sätze und was wir mit eigenen Augen gesehen haben; die Magier sind nicht immer so undurchschaubar, wie sie glauben. Vor acht Generationen erschuf ein Kader der Magier eine mathematische Formel, die so perfekt und in ihrer Perfektion so mächtig war, daß viele Magier die Ansicht vertraten, sie erst einmal ganz hinten in eine Schublade zu tun. Aber die, die für ihre Anwendung waren, setzten sich durch. Die Formel bestand – besteht – aus der Konstruktion eines Bauwerkes, das die perfekte mathematisch-geometrische Form verkörpert.«
    »Die Pyramide«, sagte ich.
    »Ja, die Pyramide. Ihr Bau frißt Ashdod seit Generationen auf, so wie er auch uns verzehren wird. Gesholme entstand neben der Pyramide, um die Arbeiter zu beherbergen, die man zu ihrem Bau benötigte. Das Lager war einst viel größer, als man noch Zehntausende für die Bauarbeiten brauchte; jetzt umfaßt es nur noch ein Drittel seiner ursprünglichen Größe. Einst waren die Arbeiter frei und wurden für ihre Arbeit bezahlt. Das ist nicht mehr so. Alle in diesem Raum – ausgenommen du und ich – wurden in die Sklaverei hineingeboren.
    Der Nutzen der Pyramide – der Nutzen der Formel – ist uns nicht genau klar, aber einige Dinge können wir uns denken. Das Herz der Pyramide ist die Kammer zur Unendlichkeit.« Jetzt sah Isphet mich aufmerksam an. »Die Eins.«
    Ich muß wohl verwirrt ausgesehen haben, denn Isphet hob zu einer Erklärung an. »Die Magier glauben, daß die Eins in sich Geburt und Tod verkörpert, denn sie ist die Zahl, aus der alle anderen Zahlen und Formen geboren werden und in die sie sich schließlich zerlegen lassen und in die sie enden.«
    »Und so steht sie für die Unendlichkeit«, sagte Yaqob ganz leise. »Die Magier bemühen sich immer um die vollständige Vereinigung mit der Eins. Mit der Unendlichkeit.«
    Seine Unterbrechung ließ Isphet gereizt die Stirn runzeln. »Die Tatsache, daß die Pyramide als Gebäude und mathematische Formel ein Herz hat, das Kammer zur Unendlichkeit heißt, führt uns zu der Annahme, daß sie dazu gebaut wird, um den Magiern schließlich die vollständige Vereinigung mit der Eins zu ermöglichen.«
    Ein langes Schweigen folgte.
    »Wir glauben«, sagte Isphet schließlich sehr leise, »daß die Pyramide nach ihrer Fertigstellung den Magiern die Möglichkeit geben wird, die Unendlichkeit zu betreten.«
    Sie ließ mich einen Augenblick lang darüber nachdenken, dann sprach sie weiter. »Ehrlich gesagt, wenn sie die Unendlichkeit betreten wollen und dieses Land auf diese Weise von ihrer Gegenwart befreien, dann wäre ich darüber nicht allzu betrübt. In der Nacht, in der sie hinüberwechseln, würde gefeiert und gelacht. Aber mit der Pyramide stimmt etwas nicht. Das haben wir alle gefühlt. Der Schatten der Pyramide fällt auf uns alle, selbst in der Nacht können wir sein Gewicht in unseren Träumen spüren. Mit jedem Tag wächst das Gefühl, daß mit ihr etwas Ungutes heranwächst. Jeder, der die Kammer zur Unendlichkeit besucht hat, weiß, wie sehr sich dieses Gefühl verstärkt

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