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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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Dattelpalmen unterbrochen wurde, kamen wir zu einer zerklüfteten rot- und sandfarbenen Bergkette. Ich hatte noch nie etwas so Wildes und Schönes gesehen, und auch wenn die Gipfel und Abhänge völlig kahl waren, so waren die Schluchten doch voller Quellen und Farne. Jeder nutzte das reich strömende Wasser, um sich und seine Kleidung zu waschen, und Kamish befahl sogar, daß man uns die Ketten abnahm, da er der Meinung war, daß wir weit genug fernab jeder Zivilisation waren, um einen Fluchtversuch zu unternehmen.
    Das Fehlen der Ketten versklavte uns mehr als ihr Vorhandensein. Mit dem Befehl, sie uns abzunehmen, hatte uns Kamish zu verstehen gegeben, daß es seiner Meinung nach für uns keine Hoffnung mehr gab.
    Zwölf Tage lang reisten wir so durch die Berge, dann kamen wir in eine steinige Wüste, die die Kraft von Mensch und Tier gleichermaßen aussaugte. Wir reisten in der Nacht; die Tagesstunden verbrachten wir reglos unter aufgespannten Segeltuchplanen, die die Sonne von uns abhielt. Doch staute sich die Hitze unter ihnen, und zahllose Fliegen quälten uns und hielten uns vom Schlaf ab. Das Wasser wurde genau eingeteilt, und wir versuchten unseren Durst auch mit den Datteln und Feigen zu stillen, die man uns zu Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu essen gab.
    Meinem Vater wurde sein Werkzeugbeutel immer wichtiger, während er sich gleichzeitig von mir entfernte, so als hätte seine Schuld an unserer Zwangslage einen tiefen Abgrund zwischen uns geschaffen. Obwohl wir nachts Hüfte an Hüfte in dem Wagen fuhren, kam es mir manchmal so vor, als würde die Unendlichkeit der Wüste zwischen uns stehen, und ich betrauerte die wachsende Entfremdung zwischen uns auf eine Weise, wie ich den Verlust meiner Freiheit nie betrauert hatte.
    Nach zahllosen Tagen ließen wir die Wüste hinter uns, und es wurde etwas kühler. Wir kamen durch Länder, die man mit Bewässerungskanälen fruchtbar gemacht hatte. Genau abgemessene rechteckige Felder erschienen – weite Flächen aus Korn, Gras und Hülsenfrüchten –, die von dunkelhäutigen, schwarzhaarigen Männern und Frauen bearbeitet wurden, während kleine nackte Kinder um sie herumsprangen und spielten.
    »Wir sind in Ashdod«, bemerkte Kamish, »dem Land der Eins.« Und er trieb sein Pferd an.
    Ich sah meine Mitsklaven an, aber sie zuckten nur mit den Schultern. Die wochenlange, kräftezehrende Reise hatte jegliche Neugier gedämpft.
    Schließlich erreichte die Karawane einen breiten Fluß, dessen Wasser träge und grün dahinströmte und von Ufern mit dickem Schilf gras eingegrenzt wurde. Hier trennte sich Kamish nach kurzem Abschied von den Händlern.
    Der Fluß werde Lhyl genannt, erzählte mir einer der Wächter, während wir am Kai warteten, und er stelle das Lebensblut von Ashdod dar.
    »Entspringt weit im Nordwesten, in Bergen, in denen es so kalt ist, daß angeblich sogar die Luft gefriert.«
    Der Wächter hielt inne, als versuche er, sich dies bildlich vorzustellen, aber dann fuhr er fort: »Der Lhyl fließt viele Wochen lang nach Süden, bis er in einen großen See namens Juit mündet.«
    Er sprach die Sprache seiner Heimat Ashdod, aber ich hatte keine Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Ich war es gewohnt, fremde Sprachen zu lernen, und ich hatte unterwegs bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufmerksam den Unterhaltungen der Wächter zugehört.
    »Es heißt, dieser See sei von Flammen und Geistern umgeben. Das glaube ich allerdings nicht.« Er spuckte in den Fluß, und der anmutige Lhyl blieb völlig unbeteiligt.
    Kamish verschwendete keine Zeit und mietete auf der Stelle ein Fahrzeug, und kurz darauf scheuchte er uns auf ein Schiff aus zusammengebundenem Schilf mit von der Sonne ausgeblichenen Segeln.
    Wir segelten zwei Wochen lang – Wochen, in denen ich das sanfte Schaukeln des Schiffes, die kühle Luft und den melodischen Chor der Frösche am Abend und Morgen genoß –, bis wir zu einer gewaltigen Stadt kamen. Als Kamish ihrer ansichtig wurde, wurde er plötzlich sehr lebhaft, und er deutete auf sie.
    »Seht ihr? Dort liegt Setkoth, die größte Stadt der Welt. Sie beherbergt Hunderttausende, und in ihrem Herzen befindet sich der prächtige Palast des großen Chad Nezzar, dem Chad von ganz Ashdod.«
    »Werden wir dort arbeiten?« fragte einer der Steinmetze.
    »Nein«, sagte Kamish. »Leute wie ihr werdet niemals sein königliches Antlitz schauen und nicht sein königliches Haus zu sehen bekommen. Ihr seid für noch mächtigere, heiligere Arbeit

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