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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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befolgen.
    Ich lief los und blieb dann vor der Tür stehen. »Exzellenz?«
    Er trat aus einem Nebengemach. »Du kommst spät, Tirzah.«
    »Ich mußte in mein Quartier, um mich zu säubern und umzuziehen, Exzellenz.«
    »Dann wasch meine Hände und Füße und setz dich an den Schreibtisch und verschwende nicht noch mehr Zeit.«
    »Ja, Exzellenz.«
    Er ließ mich die Abhandlung über das Quadrat aus dem Geshardi weiter übersetzen, und ich beugte mich über den Papyrus und bemühte mich, so sauber und präzise zu schreiben, wie ich nur konnte. Ich hörte, wie Boaz sich hinter mir auf einen Stuhl setzte, dann raschelte ein Papyrus, als er eine Rolle öffnete und las.
    Ich arbeitete schweigend etwa zwei Stunden lang, wie ich anhand des im Garten länger werdenden Schattens feststellen konnte, und dieser Schatten erstreckte sich immer weiter über die Siedlung.
    Aber er konnte dieses Haus an keiner Stelle berühren.
    »Du konzentrierst dich nicht.«
    Er stand direkt hinter mir, und ich konnte ein überraschtes Zusammenzucken nicht verhindern. Ich hatte ihn nicht aufstehen gehört.
    »Exzellenz, ich habe die Abhandlung fast fertig. Seht, ich bin am letzten Absatz angekommen.«
    Er nahm die Seite, auf der ich geschrieben hatte, und überflog sie kurz. »Stimmt. Es wird mich freuen, endlich diese Abhandlung lesen zu können.«
    »Ihr könnt kein Geshardi lesen, Exzellenz?« Wieder hatte er mich so überrascht, daß ich ohne Erlaubnis eine Frage stellte.
    »Die nördlichen Sprachen sind primitiv und ohne Finesse, Mädchen, und ich habe meine Zeit nie damit verschwendet, sie zu erlernen! Hast du verstanden?«
    »Ja, Exzellenz.« Darum also hatte er mich schreiben gelehrt. In Ashdod würden überhaupt nur wenige diese Sprachen beherrschen. Ich wunderte mich, daß er sich überhaupt für eine nördliche Abhandlung interessierte.
    »Du hast eine Frage, Mädchen. Sprich.«
    »Exzellenz, ich wußte nicht, daß die Geshardi die Macht der Eins anbeten.«
    »Das tun sie auch nicht.« Er legte das Blatt wieder auf den Tisch zurück. »Aber sie verfügen über einige halbwegs gebildete Geometer. Vielleicht werden sie eines Tages die Eins verstehen.« Er sah, daß ich noch eine Frage hatte. »Ja?«
    »Ihr betet die Eins als Gott an, Exzellenz. Das ist mir nie zuvor klar geworden.«
    »Wir beten die Macht der Eins an, dummes Mädchen, nicht die Eins selbst. Sie selbst hat keine Persönlichkeit in sich. Vielleicht betrachten die niederen Kasten die Eins als Gott, Tirzah, denn die Zahl, aus der alle Zahlen entspringen, um dann wieder in ihr zu enden, ähnelt göttlicher Vorsehung. Aber glaube nicht einen Augenblick lang, daß die Eins einen eigenen Verstand und Willen hat…«
    »Exzellenz!« Der entsetzte Ruf eines Wächters ließ Boaz verstummen und herumfahren.
    »Exzellenz!« Der Wächter stürzte außer sich vor Erregung über die Veranda auf uns zu. »Exzellenz… die Pyramide… ein Problem… Ihr müßt…«
    Aber Boaz war bereits draußen und stieß im Laufen die Arme durch das blaue Übergewand. Der Wächter holte ihn ein, Worte sprudelten aus seinem Mund, und ohne nachzudenken eilte auch ich hinaus.
    Fünf.
    Wer?
    Niemand hielt mich auf, als ich hinter Boaz zur Baustelle der Pyramide hineilte. Alle wußten, daß er mich oft holen ließ, und meine Anwesenheit wurde nicht in Frage gestellt.
    »Wo ist es geschehen?« fragte Boaz, und der Wächter führte uns die Rampe hinauf in das abscheuliche Ungeheuer hinein.
    Überall standen die Arbeiter stumm und blaß herum.
    Der Wächter führte uns nur ein Stück den Hauptgang hinauf, bevor er in einen der nach unten abzweigenden breiten Gänge abbog.
    In dem Augenblick, in dem ich den Gang betrat, spürte ich sofort, daß etwas Unfaßbares geschehen war – etwas, das mit tobender Kraft gewütet hatte.
    Boaz blieb stehen, und wir beide betrachteten die verglasten Wände. Ich zögerte, dann streckte ich meine zitternde Hand aus, voller Unglauben über das, was sich meinen Blicken bot.
    »Tirzah?« Boaz sah mich an, als würde ihm jetzt erst bewußt, daß ich ihm gefolgt war, aber er schalt mich nicht, denn auch er stand vor der Wand und strich ungläubig darüber.
    Was einst Glas gewesen war, war noch immer warm. Es war gleichzeitig auch tot, und das überraschte mich nicht.
    Eine Art Hitze, die so gewaltig gewesen war, daß ich mir nicht vorstellen konnte, was sie hatte entstehen lassen, hatte das Glas mit dem Stein der Pyramidenwände verschmelzen lassen. Die Steinmetzarbeit war jetzt

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