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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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der Magie, von hohem Ruf und Geschick, aber sie liebten den Frieden, und die Vorstellung, Krieg zu führen, war ihnen zuwider.
    Zuerst glaubten sie, wenn sie keine Partei ergriffen, wenn sie freundlich wären zu jedermann, dann wären auch die anderen freundlich zu ihnen.
    Doch ihre Länder wurden überrannt, ihre Kinder gemordet.
    Also wollten sie weit weg ziehen, in ein Land ziehen, in dem es keinen Krieg gab.
    Und das taten sie auch. Sie fanden ein friedliches Land, wenngleich es wenig fruchtbar war und von zehntausend Kieseln bedeckt, aber ein Land, in dem ihr Volk mit viel Arbeit wieder aufblühen konnte. Doch innerhalb eines Jahrzehnts hatte der Krieg sie aufgespürt und das Land verwüstet, in dem die Soulenai sich niedergelassen hatten. Das mit großer Mühe bestellte Land wurde wieder zur Wüste, Felder verwandelten sich in Stein, Ackerfurchen in Erdspalten. Selbst wenn ihre Körper nicht von Stahl durchbohrt wurden, legten sich viele Soulenai zum Sterben nieder. Sie taten es aus Trauer.
    Die, die weiterlebten, weinten und fragten sich, ob sie verflucht seien.
    Und aus ihren Tränen ward ein breiter Strom. Er floß durch die Kieselsteine und die Felsspalten und füllte die Erdspalten, teilte die Wüste und spendete Leben an seinen Ufern.
    Die Soulenai setzten sich an das Ufer des Stroms und hörten auf zu weinen, aber ihre Herzen schmerzten noch immer. Denn wohin sie auch immer gingen, was sie auch taten, der Krieg würde ihnen folgen, und am Ende würden sie alle sterben. Welchen Nutzen hatte die Schönheit dieses Flusses, wenn keiner mehr blieb, sie zu bewundern?
    Aber als sie erneut trauerten, und sie keine Tränen mehr vergießen konnten, erhob sich um sie herum ein Lied. Es war ein garstiges Lied, und die Soulenai dachten, daß es zu der Strenge der Wüste und den schroffen Felsen um sie herum paßte.
    Da kam einer von ihnen auf die Idee zu fragen. »Wer singt denn da?«
    »Wir singen!« Und zehntausend Frösche hoben die Köpfe über das Flußufer und grüßten die Soulenai.
    »Was sind das für seltsame Wesen?« fragten die Soulenai, denn noch keiner von ihnen hatte jemals einen Frosch gesehen.
    Da vereinten die Frösche ihre Stimmen zu einem gewaltigen Chor der Freude.
    »Soulenai! Erlöser! Jahrtausende waren wir, die Frösche, in den unzähligen Kieselsteinen eingeschlossen, gefangen durch Zauberei. Aber dann kam eine Feuchtigkeit, wie wir sie nie zu träumen gewagt hätten, und es waren eure Tränen. Der Fluß entstand, und wir sprangen ins Leben. Und so ist unser Lied unser Dank an euch.«
    Die Soulenai lächelten, froh darüber, wenigstens einem Volk geholfen zu haben. »Wir danken euch, Froschfreunde. Ihr singt ein wunderschönes Lied.«
    Die Frösche lachten. »Ihr haltet es für garstig, aber das macht nichts. Soulenai, Erlöser, unser Lied ist ein Geschenk an euch, und wir würden euch gern sagen, wie ihr es nutzen könnt.«
    »Ein Geschenk?«
    »Wir werden euch ein Land geben, in dem ihr für alle Zeiten in Frieden leben könnt.«
    »Oh! Was ist das für ein Land?«
    »Wir kennen es nur als die Zuflucht im Jenseits…«
     
    Ich hielt inne, gab vor, eine Pause zu machen, um meinen trockenen Mund mit Wein zu befeuchten. Das war gefährlich. Ich warf rasch einen weiteren Blick auf Boaz. Er saß mit geschlossenen Augen da, atmete ruhig, und ich konnte seine Gedanken nicht lesen. Der Magier, der darauf wartete, die Falle zuschnappen zu lassen, oder der Mann, der sich nach dem Trost seiner verlorenen Mutter und des unbekannten Vaters sehnte?
    »Bitte, lies weiter«, sagte er und öffnete die Augen. Tränen glitzerten darin.
    Ich wandte mich wieder der Geschichte zu.
     
    … Die Soulenai waren zurückhaltend. Die Frösche sangen von Hoffnung, aber die Hoffnungen der Soulenai waren schon so oft enttäuscht worden.
    »Seht doch nur!« riefen die Frösche und hoben an zu singen.
    Die Soulenai sahen. Sie sahen ein Land in den Nebeln der Vorzeit. Sie sahen ein Land voller Meere und Sterne, steiler Klippen und großer Ebenen. Ein Land, in dem man sie nicht stören würde. Sie sahen ein Land von solchem Frieden, daß es wie Magie war. Es war ein Land, in dem sie die Unvergänglichkeit erwartete. Ein Land, in dem die Ungeborenen mit den Verstorbenen ausgelassen herumtollten, und keiner konnte einen Unterschied zwischen ihnen erkennen.
    »Wir glauben, uns gefällt diese Zuflucht, die im Jenseits liegt«, sagten die Soulenai. »Aber wie erreichen wir sie?«
    »Folgt unserem Lied«, riefen die Frösche.

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