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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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Meinung nach wissen wollte. »Die Händler aus Geshardi hatten helles braunes Haar, waren aber nicht so hell wie Vilander, doch sie hatten im allgemeinen blaue oder graue Augen. Unsere Völker sind miteinander verwandt.«
    Ich zögerte erneut. »Sie trugen keine großen Bärte, Exzellenz, sondern sie hatten offene Züge und waren sehr redegewandt.«
    Er schwieg lange, den Blick in die Ferne gerichtet. Ich nutzte die Gelegenheit, den Kasten zu betrachten. Er war ziemlich groß und außerordentlich schön gearbeitet. Ich schaute genauer hin, konnte die Holzart aber nicht erkennen. Es hatte beinahe den Anschein, als bestünde er aus Jusserine, einem dunkelroten Holz aus den Wäldern zwischen Geshardi und Viland.
    »Mein Vater war ein Prinz von Geshardi«, sagte Boaz schließlich.
    Ich glaube, er hätte nichts sagen können, das mich mehr verblüfft hätte. Boaz’ Vater kam aus Geshardi?
    Ich kniff die Augen zusammen. Konnte das Yaqob weiterhelfen? Und dann fühlte ich, wie sich mein Magen aus Selbsthaß wegen eines so verräterischen Gedankens verkrampfte.
    Er sah mich wieder an. »Meine Mutter war Chad Nezzars Schwester.«
    »Ja, Exzellenz. Ich habe gehört, daß Ihr der Neffe des Chads seid.« Ich musterte ihn jetzt aufmerksamer. Sein Gesicht und seine Arme waren von der Sonne gebräunt, aber die Haut seiner Brust und seines Bauches war bedeutend heller, als ich sie bei Leuten mit ausschließlich südlichem Blut gesehen hatte. Und seine grauen Augen…
    »Sie wurde in ihrer Jugend mit einem Adligen aus Ashdod verheiratet. Ich habe einen älteren Halbbruder, Zabrze – der ist jetzt der Thronerbe. Als ihr Gemahl starb, verheiratete Chad Nezzar sie mit einem Prinzen aus Geshardi, der am Hof von Ashdod weilte, um ein Handelsabkommen mit ihm zu schließen.
    Sie wurden zu Fanfarenklängen, dem Rascheln von kostbarer Seide und edlem Geschmeide verheiratet. Sie zogen sich in ihre Gemächer zurück, wo sie der Tradition von Ashdod gemäß sieben Tage und sieben Nächte blieben, bis sie wieder herauskamen, um an Banketten teilzunehmen und Einladungen zur Jagd anzunehmen.
    Mein Vater war anscheinend ein Mann der Tat, und die sieben Tage und Nächte in der Abgeschiedenheit ließen ihn nach Abenteuern dürsten.«
    Boaz sah wieder in meine Richtung, und in seinen Augen lag ein amüsiertes Funkeln. »Auch wenn er diese sieben Nächte nicht vollkommen untätig verbracht hatte, Tirzah, denn in einer von ihnen wurde ich gezeugt.« Er blickte wieder in die dunkle Nacht hinaus. »Auf seiner ersten Jagd auf dem Lhyl war er so aufgeregt, daß er, als er in seinem Boot aufstand, um in ein Jagdhorn zu blasen, das Gleichgewicht verlor und ins Wasser stürzte. Eine große Wasserechse fraß ihn auf.«
    »Oh, Exzellenz, es tut mir so leid…«
    »Ich habe ihn nie kennengelernt, und das betrübt mich, Tirzah, denn ich glaube, er war ein Mann, der es wert gewesen wäre. Meine Mutter wurde beinahe wahnsinnig, als sie es erfuhr. In den sieben Tagen hatte er ihr Herz gewonnen, und sie erholte sich nie von dem Verlust. In diesem Jahr kam ich auf die Welt, und als ich sechs war, starb sie. Vor Verzweiflung, glaube ich.«
    Meine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, und Boaz mußte sich sammeln, bevor er fortfahren konnte.
    »Dieser Kasten enthält das Hochzeitsgeschenk meines Vaters an meine Mutter. Sie hat es geehrt, denn es war alles, was sie von ihm hatte, abgesehen natürlich von mir. Er enthält… ein Buch.«
    Und plötzlich wußte ich, warum all das Schreiben, Lesen, Übersetzen nötig gewesen waren. Boaz wollte das Buch lesen, konnte es aber nicht, also hatte er mich dazu ausgebildet, es für ihn zu tun.
    Ich fragte mich kurz, warum er mich nicht einfach gebeten hatte, ihm Geshardi beizubringen.
    »Sie erzählte mir, und mit sechs Jahren war ich noch nicht alt genug, um es richtig verstehen zu können, daß er sie mit Geschichten aus diesem Buch verführt hatte. Sie konnte es auch nicht lesen, denn während ihres ganzen Lebens kam niemand aus Geshardi nach Ashdod, und sie hatte nur die Erinnerungen an diese Geschichten. Da war eine…«
    »Ja, Exzellenz?« Ich konnte nur noch flüstern, Tränen liefen meine Wangen herab.
    »Eine liebte ich ganz besonders, und die hat sie mir immer wieder erzählt. Aber seit ihrem Tod sind dreißig Jahre vergangen, und die Geschichte ist fast vollständig aus meinem Gedächtnis verschwunden. Tirzah, würdest du sie mir vorlesen?«
    »Es wäre mir eine Ehre, Exzellenz.«
    Er seufzte, löste die Riegel des

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