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Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Titel: Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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„Ich habe natürlich nicht damit gerechnet, daß ihr mir gleich um den Hals fallen und vor lauter Rührung wie die Kälber losheulen würdet, wenn ich so unerwartet doch noch aufkreuze -“
    Emil Langhans kicherte. Aber als sich der Studienrat erstaunt nach ihm umdrehte, täuschte er einen plötzlichen Hustenanfall vor und stammelte: „Ich bitte um Entschuldigung.“
    „Immerhin wäre es ja denkbar gewesen, daß ich zum Beispiel mit einer Angina oder gar mit einem entzündeten Blinddarm im Bett liege“, fuhr Dr. Purzer fort. „Und so etwas Ähnliches hattet ihr sicherlich auch befürchtet.“ Er war bei seiner Wanderung jetzt am Kartenschrank angekommen. „Aber glücklicherweise haben sich eure Sorgen als unbegründet erwiesen, und ich stehe gesund und ganz unbeschädigt vor euch.“ Der Studienrat lächelte ein wenig anzüglich. „Nun, ich gebe zu, daß ich mir für diesen Augenblick immerhin eine Art freudigen Aufleuchtens in euren Gesichtern erhofft hatte.“
    Die 8 B grinste verlegen.
    Studienrat Dr. Purzer hatte sich inzwischen wieder in Richtung Katheder begeben. „Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, bemerkte er jetzt und schmunzelte genußvoll. „Wenn es meine bescheidene Person nicht fertiggebracht hat, eure Herzen höher schlagen zu lassen, vielleicht schafft es eine Überraschung, die ich mir für die heutige Stunde ausgedacht hebe.“
    Die Klasse reckte neugierig den Hals, und Karlchen Kubatz erkundigte sich unverfroren: „Worum handelt es sich, bitte schön?“
    „Um die selbstverständlichste Sache der Welt“, antwortete Studienrat Purzer und lächelte wieder geheimnisvoll: „Wir lassen jetzt ganz schnell die Bücher verschwinden und holen dafür unsere Hefte aus den Mappen.“
    „Etwa eine Klassenarbeit?“ fragte Emil Langhans fassungslos.
    „Du hast es erraten, mein Sohn“, erwiderte Dr. Purzer. „Und zwar handelt es sich um einen englischen Aufsatz über dieses ganz einfache Thema.“ Dabei schrieb er bereits mit einem Stück Kreide „What do you know about London?“ an die Wandtafel.
    In seinem Rücken brodelte und gluckerte es wie in einem Kochtopf.
    „Das ist blanker Hohn“, zischte der dickliche Sputnik. „Wir sind nichts als Galeerensklaven für ihn!“
    „Eine Niedertracht, die zum Himmel schreit“, krächzte Emil Langhans. Er war immer noch mitten im Stimmbruch, mit dem er bald zweijähriges Jubiläum feiern konnte.
    „Noch irgendwelche Unklarheiten?“ erkundigte sich Studienrat Dr. Purzer katzenfreundlich. Er hatte sich wieder umgedreht, wischte die Kreide von seinen Fingern, und es war so klar wie Kloßbrühe, daß er auf seine Frage gar keine Antwort erwartet hatte.
    Er setzte sich auf den Stuhl hinter dem Katheder wie in einen tiefen Polstersessel, schlug die Beine übereinander und blätterte in der Zeitung, die er mitgebracht hatte. Schon im nächsten Moment machte er den Eindruck, als würden ihn auf der ganzen Welt in diesem Augenblick nur noch die Bad Rittershuder Nachrichten interessieren.
    Aber die 8 B wußte es aus bitteren Erfahrungen besser.
    In Wirklichkeit entgingen dem Studienrat im ganzen Klassenzimmer nämlich kein einziger Blick und keine Bewegung. Seine grauen Gehirnzellen waren offenbar für jedes Signal so empfänglich wie die Antenne eines Maikäfers, und seine Augen mußten irgend etwas mit Röntgenstrahlen zu tun haben. Jedenfalls war auch die dickste Zeitung für ihn so durchsichtig wie Fensterglas.
    Nur wer total lebensmüde war, konnte auf die Idee kommen, bei Studienrat Dr. Purzer zu mogeln.

Schüler sind keine Gartenzwerge
    Inzwischen hatte sich Oberstudiendirektor Senftleben ein Stockwerk tiefer in seinem Büro bereits das zweite Zigarillo angesteckt. Er stand am Fenster, und weil die Kastanienbäume vor den Scheiben seit ein paar Tagen auch die allerletzten Blätter verloren hatten, konnte er durch die Äste und Zweige hindurch fast den ganzen leeren Schulhof überblicken. „Das ist leider eine ziemlich traurige Geschichte“, sagte er nach einer Weile und paffte kleine Rauchwolken vor sich hin.
    Ronny saß etwas nach vorn gerutscht auf einem Stuhl, der mit Leder überzogen war, neben einem überfüllten Bücherregal und vor einer Wand, die man wie ein großes Schwarzes Brett mit lauter Bekanntmachungen und Unterrichtsplänen vollgestopft hatte.
    Er hatte gerade erzählt, wie er beim Zirkus aufgewachsen war und daß er keine Eltern mehr hatte. Seine Mutter sei Italienerin gewesen, und er kannte sie nur von Fotos, eine junge,

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