Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
Wassertropfen, genügte es vollkommen. Die Maximilianschüler sprangen auf die Beine, als hätten sie unter ihren Stühlen plötzlich einen Ameisenhaufen entdeckt, brüllten „Überfall“, und schon war eine fabelhafte Keilerei im Gange. Seitdem blühte der alte Krieg wieder einmal in neuer Frische. Aus der Balgerei vor Rinaldos Eisdiele am Kurpark waren die Maximilianschüler als Sieger hervorgegangen.
Demzufolge war jetzt das Prinz-Ludwig-Gymnasium am Zug gewesen.
Denn jedes Tor forderte von der anderen Schule das Gegentor heraus, so verlangte es die Spielregel. Und noch etwas verlangte sie, aber das verstand sich eigentlich von selbst: daß nämlich auf beiden Seiten die Lehrer tabu blieben und daß keine Schule die andere verpfeifen würde, ganz egal, was passierte. So flog der Ball jetzt schon seit ein paar Wochen hin und her.
„Allmählich ist es fast schon bewundernswert, daß ihnen immer noch was Neues einfällt“, bemerkte Herr Senftleben, nachdem er seinem Kollegen eine ganze Weile zugehört hatte. Er nahm einen Schluck Tee, und gleich darauf lachte er schallend los. „Aber die Sache mit dem Juckpulver war auch nicht von schlechten Eltern“, stellte er fest, als er sich wieder beruhigt hatte.
„Worauf sich meine Herren in Ihren Schulhof schlichen“, lachte jetzt auch Direktor Schröder durchs Telefon, „und an sämtlichen abgestellten Fahrrädern die Luft rausließen.“
„Daraufhin schlichen sich wiederum tags darauf meine Schüler gleichfalls in Ihren Schulhof“, fuhr Herr Senftleben fort, „und klebten Tesafilm über die Hupen der parkenden Mopeds und Mofas -“
„Der Spektakel platzte mitten in den Unterricht“, gab Oberstudiendirektor Schröder zu. „Wir Lehrer hingen alle in den Fenstern, und die Schüler rannten zusammen mit dem Hausmeister wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend, bis sie alle Hupen wieder zum Schweigen gebracht hatten. Aber dann am nächsten Morgen -“
„Es war am Dienstag“, erinnerte sich Herr Senftleben. „Da stand mit weißer Schrift an unsere Mauer gepinselt: BRETTERGYMNASIUM. Was soviel wie Hilfsschule bedeutet. Freundlicherweise hatten die nächtlichen Maler Wasserfarbe benutzt.“
„Ihre Schüler gaben sich gleichfalls mit Wasserfarbe zufrieden“, ergänzte Herr Schröder am anderen Ende des Telefons. „Sie revanchierten sich in der folgenden Nacht mit der Aufschrift IDIOTENFABRIK quer über unserem Schuleingang. Was nun allerdings schon fast an die Grenze des Erlaubten ging. Bei allem Wohlwollen.“
„Dann der heutige Überfall“, bemerkte Oberstudiendirektor Senftleben. „Wir müssen die Bremse ziehen, wie gesagt -“
„Ja, das ging entschieden zu weit“, stimmte Herr Schröder zu. „Wenn es nicht schon zu spät ist
Ungefähr im gleichen Moment sagte Chefredakteur Kubatz von den Bad Rittershuder Nachrichten: „Es ist mal wieder Sauregurkenzeit.“
Er saß dabei am Karlsplatz im Friseurgeschäft Treutlein und ließ sich gerade vom Sohn des Hauses zum zweiten Mal einseifen.
„Du hast eine leichte Hand“, lobte Herr Kubatz. „Sehr freundlich“, bedankte sich Fritz, der bei seinem Vater das zweite Jahr in die Lehre ging. Dabei zog
er sein Messer noch einmal über die Lederstriege, und dann sagte er wie üblich: „Jetzt gegen den Strich, wenn Sie gestatten.“
Im Sessel nebenan hatte ein wenig umständlich Polizeimeister Kalender Platz genommen. Herr Treutlein senior gab an der Kasse noch einem Kunden sein Wechselgeld heraus und verabschiedete ihn an der Tür.
Jetzt knallte er ein weißes Tuch dreimal durch die Luft und legte es dann schwungvoll über die blaue Uniform von Herrn Kalender.
„Den Bart und die Haare?“ versicherte sich Herr Treutlein.
„Wie üblich“, murmelte der dicke Polizeimeister, kniff sein linkes Auge zusammen, betrachtete sich im Spiegel und war mit sich zufrieden. Mit diesem Gesicht hätte er nicht gerade Staubsauger verkaufen können, aber für einen Polizisten war es goldrichtig: grimmig genug.
„Es passiert rein gar nichts“, bedauerte Chefredakteur Kubatz wie aus heiterem Himmel. „Nicht einmal ein Badeofen geht in die Luft.“
„Kann mir nur recht sein“, bemerkte Polizeimeister Kalender. „Je ruhiger, um so besser.“
„Da unterscheiden sich eben unsere Interessen“, entgegnete Herr Kubatz. „Aber machen Sie mal 'ne Zeitung, wenn nichts los ist.“
„Bitte jetzt einen Moment ruhig bleiben“, mischte sich Fritz Treutlein in das Gespräch. Er kam mit seinem Messer jetzt
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