Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
durcheinander.
„Das scheint ja ein höchst vernünftiger Mann zu sein, dieser Herr Senftleben“, stellte Zamboni fest.
Und beinahe im selben Augenblick trompetete Arturo begeistert: „Gleich in die achte Klasse, das ist ja mehr, als wir erwartet haben.“
„Ich gratuliere“, meldete sich Herr Zamboni.
„Ich umarme dich“, rief der Clown dazwischen. Er mußte seinem Direktor den Hörer aus der Hand gerissen haben. „Und daß man dich zurückversetzt, kommt überhaupt nicht in die Tüte! Ist dir das klar?“
„Und bei euch?“ fragte Ronny eine Weile später vorsichtig. „Ist da auch alles klar?“ Er blickte auf seine Armbanduhr. „In einer knappen halben Stunde ist es ja wieder soweit -“
„Du meinst die Nachmittagsvorstellung“, erwiderte Direktor Zamboni. „Ach weißt du, die wird wohl ausfallen Er hüstelte verlegen. „Bis jetzt sind nämlich erst fünf Besucher im Zelt.“
„Und heute abend?“ fragte der dunkelhaarige Junge besorgt.
„Der Vorverkauf ist bis jetzt leider gleich Null“, gab Herr Zamboni zu, der eigentlich Otto Schulz hieß. „Was soll ich dir ein X für ein U vormachen? Die Aussichten sind nicht besonders rosig. Und Kid -“
„Ja, was ist mit Kid?“ unterbrach ihn Ronny.
„Er hat den ganzen Vormittag durch die Gegend telefoniert. “ Jetzt war Arturo wieder am Hörer. „Und es sieht fast so aus, als hätte er ein Angebot aus der Schweiz vom Zirkus Knie, der ja in Rapperswil ein festes Winterquartier hat. Er sagt, dann wäre wenigstens das Futter für seine Tiere kein Problem mehr.“
„Arturo übertreibt“, mischte sich jetzt Direktor Zamboni wieder ein. „Das gibt sich alles noch“, meinte er zuversichtlich. „Und vor allem sollst du dir darüber keine Gedanken machen. Du brauchst jetzt einen klaren Kopf für deine Schule.“ Er sagte noch ein paar Worte über das Wetter und verabschiedete sich schließlich mit dem Versuch, einen völlig unbesorgten Eindruck zu hinterlassen.
„Du lieber Himmel, da hab’ ich schon mehr gelacht“, meinte Frau Breitschuh, als Ronny wieder aufgelegt hatte. Die beiden blickten sich an. Auch sie hatten ihre Köpfe dicht nebeneinander am Telefonhörer gehabt und jedes Wort verstanden.
„Aber wir können ja sowieso nichts ändern“, meinte die Besitzerin der Pension Flora schließlich. „Packen wir also jetzt erst mal deinen Koffer aus.“
Daraufhin verfügten sie sich in Ronnys Zimmer. Eine ganze Weile waren sie stumm wie Fische. Erst als Frau Breitschuh nach den Hemden jetzt auch Socken, Taschentücher und einen tintenblauen Rollkragenpullover nebeneinander in die Schrankfächer sortiert hatte, wischte sie sich mit dem Handrücken über die Stirn und klappte den leeren Koffer zu.
„Davon hatte ich natürlich keine blasse Ahnung“, sagte sie jetzt. „Daß ihm das Wasser schon bis zum Hals steht, meine ich.“
„Es ist wie verhext“, überlegte Ronny. „Auf einmal kommt alles zusammen.“
„Aber Zamboni ist ein harter Knochen“, bemerkte Frau Breitschuh. „Es wird ihn nicht umhauen.“ Sie war dabei zur Tür gegangen und drehte sich jetzt um: „Manchmal spielt das Leben mit uns Eisenbahn. Rundherum ist’s zappenduster, und wir glauben, daß sich das auch nie mehr ändert. Dabei zuckeln wir bloß durch einen Tunnel. Schon nach der nächsten Kurve können wir draußen sein, und die Sonne kugelt sich vor Lachen.“ Sie drückte die Türklinke herunter und fügte hinzu: „Hoffen wir das Beste, lieber Leser.“ Kaum fünf Minuten später bearbeitete sie im Korridor den dunkelroten Läufer mit ihrem Staubsauger.
Ronny hatte sich, so wie er war, auf sein Bett fallen lassen. Er spürte nun doch, daß ihn die Reise müde gemacht hatte. Aber trotzdem konnte er nicht einschlafen. Immer wieder ging ihm der Zirkus durch den Kopf. Arturo, Direktor Zamboni und Kid. Er sah die Manege mit den leeren Bänken vor sich und die Artisten, die besorgt zwischen ihren Wohnwagen herumstanden.
Der dunkelhaarige Junge warf seine Beine in die Luft und sprang auf. Wenn ihm seine Gedanken schon keine Ruhe ließen, dann war es besser, sich mit Dr. Purzers englischen Hausaufgaben abzulenken. Ersetzte sich hinter den kleinen Tisch am Fenster und nahm sich zuerst einmal das Wort „harbour“ vor. Das war nicht zu schwierig, und er fing sofort zu schreiben an.
Frau Elfriede Breitschuh hatte inzwischen ihren Staubsauger wieder in die Ecke gestellt und sich zum Ausruhen in ihr Zimmer zurückgezogen. Auf diese Stunde freute sie sich jeden
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