Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
„Aber wir sehen uns noch?“
„Ganz bestimmt“, versicherte der Oberstudiendirektor des Prinz-Ludwig-Gymnasiums.
Während er sich anschließend neben Arturo zu den Wohnwagen verfügte, stromerten die Jungen und Mädchen kreuz und quer durch den Zirkus.
Und dabei kamen sie sich vor, als seien sie aus ihrer Bad Rittershuder Gemütlichkeit per Rakete in eine ganz andere und aufregende Welt geschossen worden. Sie sperrten Augen und Ohren auf, fielen von einer Verwunderung in die andere und hatten eben wirklich das Gefühl, ein bißchen auf dem Mond gelandet zu sein.
Und obgleich die Zirkusleute noch alle Hände voll zu tun hatten, waren sie freundlich zu ihnen. Sie halfen im Augenblick den Technikern beim Einschrauben von Glühbirnen, hämmerten mit ihnen am Holzzaun herum, hißten die Fahne auf dem Zirkuszelt oder schütteten Lehm und Sägemehl in die Manege.
Wenn eine Gruppe von Schülern bei ihnen vorbeischlenderte, wurde sie in allen nur möglichen Sprachen gefragt, ob man ihnen irgend etwas zeigen könnte. Die italienischen Bodenakrobaten schossen aus Spaß ein paar Purzelbäume, und die Chinesentruppe lud unter vielen Verbeugungen zu einer Tasse Tee ein. Es roch überall nach Stall und Heu.
Salambo stand neben Kitty, den linken Vorderfuß an den rechten Hinterfuß gekettet. Die beiden Elefanten kauten zufrieden an ihrer Riesenportion Heu, die sie bereits verzehrt hatten, und verstreuten den Rest zwischendurch über ihre breiten Rücken. Als ihnen Jacomo jetzt ein paar Hände voll saftiger Mohrrüben zuwarf, jauchzten sie fast vor Freude.
„Das haben sie schon eine ganze Weile nicht mehr gehabt“, erklärte der Artist. „Sie sind geradezu verrückt darauf.“
Hinterher ringelten die beiden Kolosse ihre Rüssel wie Gartenschläuche zusammen, blinzelten heiter mit ihren kleinen, hellwachen Augen und wiegten sich hin und her, als ob sie im Stehen tanzen würden.
„Das ist also Tonio“, stellte Ronny inzwischen das Zebra vor.
„Sehr erfreut“, knickste der Zwilling Alexandra.
Das braun und weiß gestreifte Tier spitzte seine ziemlich langen Ohren und blickte reichlich hochmütig.
„Es hat tatsächlich Wimpern wie Vorhangfransen“, gluckste Alexandra vergnügt. Aber fast im selben Augenblick zuckte sie zusammen.
Drüben in den Käfigwagen war nämlich gerade der riesige, dunkelmähnige Nubierlöwe gegen die Gitterstäbe gesprungen und brüllte jetzt mit weit aufgerissenem Rachen zu Kid hinüber, der gerade gemeinsam mit zwei Stallburschen einen Karren voll Fleisch durch den Stallgang schob.
„Er hat bestimmt Hunger“, bemerkte Karlchen Kubatz.
Saba ließ die Zunge aus dem Maul hängen und knurrte tief drinnen in der Kehle.
Aber auch die übrigen Raubkatzen liefen jetzt aufgeregt in ihren Käfigen hin und her. Der Tiger warf sich gegen die Wände und die Gitter, so daß der ganze Wagen dröhnte, die Panther schlugen mit ihren Pranken durch die Luft und verfolgten mit ihren großen, grünlich-gelben Augen die ersten Fleischstücke, die Kid jetzt mit langen Eisenstangen aufspießte und verteilte. Die nachtschwarze Natascha rollte sich zusammen und sprang dann geschmeidig und blitzschnell auf den ersten Brocken. „Nicht so gierig, altes Mädchen“, mahnte der junge Dompteur mit den hellblonden Haaren gutmütig. „Heute reicht’s ja für alle.“
Inzwischen hockte Oberstudiendirektor Senftleben auf der Trittleiter zu Arturos Wohnwagen und trank eine Tasse Kaffee.
„Vielleicht kann man es gar nicht erklären“, meinte der Clown gerade, „weil ein paar Dinge Zusammenkommen . Die Manege allein ist es nicht. “ Er stand jetzt auf und machte ein paar Schritte. „Natürlich spielt es eine große Rolle, ob man bei den Leuten ,ankommt 1 , wie wir sagen, ob sie in die Hände klatschen und begeistert sind. Das ist dann wirklich eine große Verzauberung. Aber das ist es ja nicht allein, wie gesagt. Die ganze Art, wie wir leben, kommt dazu.“
„Mit den Wohnwagen unterwegs“, warf Herr Senftleben ein. „Immer neue Städte und neue Länder -“
„Ja, das ist doch eine aufregende Verlockung, oder nicht?“ lachte der Clown Arturo. „Und unsere Wohnstube haben wir immer bei uns wie Schildkröten ihren Panzer.“ Er setzte sich wieder neben Oberstudiendirektor Senftleben auf die Trittleiter. „Das ist eine ganz schöne Portion Freiheit, die man dabei in der Tasche hat. Überall in der Welt sozusagen daheim -“
Inzwischen waren die Zeltarbeiter mit dem Aufbau der Manege fertig geworden, und
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