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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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stieß der junge Referendar heraus und versuchte zu lächeln. Er widerstand keuchend der Versuchung, die letzten Meter im Gehen hinter sich zu bringen.
    „Einfach prima“, lobte der Bürstenhaarschnitt. „Keiner von uns hätte gedacht, daß Sie durchhalten.“
    „Tja, ich habe halt eine enorm eiserne Natur“, japste Herr Bissegger und versuchte, erneut zu lächeln. Seine Haare klebten ihm schweißnaß an der Stirn, und sein Gesicht war so rot wie ein Feuermelder.
    „Ihre Mutter hatte ganz recht, das wollte ich noch sagen“, meinte Karlchen Kubatz wie aus heiterem Himmel. „Ich meine, daß sie, ohne lange zu fragen, Ihre Bewerbung ans Fernsehen abgeschickt hat. Weil Sie persönlich viel zu bescheiden und zu schüchtern sind, wenn ich mir erlauben darf, das zu bemerken.“
    „Erlaubt“, keuchte der Referendar.
    „Sie wissen eine ganze Menge mehr als die Masse der Wichtigtuer. Trotzdem sind Sie kein reiner Stubenhocker, können zwischendurch richtig vergnügt sein, und jetzt stellt sich heraus, daß Sie auch sportlich keine Niete sind. Aber Sie verstecken das alles so ängstlich, als ob es geklaute Armbanduhren wären.“ Der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt kam kurzfristig ins Stolpern, weil er Herrn Bissegger beobachtet hatte und nicht die Baumwurzeln auf dem Grasboden. „Allen Ernstes, Ihre Mutter liegt mit ihrer Meinung genau richtig, wie gesagt!“
    „Aha, jetzt steht auch noch eine Seelenmassage auf eurem Programm“, bemerkte der Referendar. „Du willst mir mehr Selbstbewußtsein in den Rücken predigen. Aber ich will dir mal was sagen, mein Sohn...“
    Aber dazu kam Herr Bissegger vorläufig nicht.
    Die beiden erreichten nämlich in diesem Augenblick wieder das Bootshaus mit den abgestellten Fahrrädern, und die Glorreichen Sieben, die gerade gemeinsam mit dem Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten in den See trabten oder teilweise auch schon in ihm herumpaddelten, klatschten in die Hände, soweit es die Umstände zuließen, und jubelten, als hätte sich Herr Bissegger gerade eine goldene Olympiamedaille unter den Nagel gerissen. Das fachte seinen Ehrgeiz an, und er holte noch zu einem Endspurt aus, in dem er Karlchen Kubatz auf den letzten Metern knapp hinter sich ließ.
    „Bitte Platz zu nehmen!“ brüllte Emil Langhans und machte eine einladende Bewegung aus dem Wasser heraus. Kurz darauf schwammen auch der Referendar und Karlchen Kubatz im See herum.
    „Das ist ja ganz wunderbar“, prustete Herr Bissegger.
    „Na, sehen Sie“, erwiderte der dickliche Sputnik seelenruhig.
    Er ließ sich wieder einmal mit ausgestreckten Armen wie eine Qualle von den schwachen Wellen durch die Gegend treiben.
    Schon eine gute Stunde später saß die 9 B auf ihren noch ziemlich neuen Stühlen vor Studienrat Dr. Purzer, schlug sich eine Etage höher Paul Nachtigall mit dem Augsburger Religionsfrieden herum, telefonierte Herr Kubatz mit Hauptschriftleiter Dr. Plaschke von der BZ in Berlin und lehnte Fritz Treutlein mit verschränkten Armen an der offenen Tür seines väterlichen Friseurgeschäfts in der Sonne, weil die ersten Kunden noch auf sich warten ließen.
    Frau Elfriede Breitschuh schlich zur selben Zeit mit einer Tasse Tee in das Zimmer des Referendars Bissegger, der sich gerade mit dem leidigen Bruderkampf zwischen einem gewissen Radjedef und einem Herrn Chephren beschäftigte, die beide gleichzeitig König sein wollten.
    Gleich nach dem Mittagessen war heute Karlchen Kubatz mit dem Nachhilfeunterricht im Kohlschen Gewächshaus an der Reihe, und später saßen die Glorreichen Sieben wieder bis zum Abend als Quizmaster um den Kandidaten Bissegger herum. Diesmal hatten sie bereits zuvor möglichst knifflige Fragen aus den mitgenommenen Büchern ausgeknobelt und brachten den Referendar hin und wieder ganz nett in Verlegenheit. Und um das Training so perfekt wie möglich zu machen, knipste heute Emil Langhans nach einiger Zeit die Schreibtischlampe an und richtete ihr Licht genau auf das Gesicht des jungen Referendars. Beim „Großen Preis“ mußten die Kandidaten ja auch ihre drei letzten und entscheidenden Fragen im abgedunkelten Studio und angestrahlt von einem gnadenlosen Scheinwerfer beantworten. Vermutlich um die Spannung der Zuschauer effektvoll anzuheizen.
    „Wie in einem Krimi“, bemerkte Hans Pigge. Er warf wieder einmal seinen hellblonden Pagenschnitt aus der Stirn und fragte im selben Atemzug: „Wer war Ptolemaios, wenn ich bitten darf?“
    „Ptolemaios“, antwortete Herr

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