Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Donnerwetter!“
„Mein Name ist Heribert Hintze“, stellte sich ein mittelgroßer Mann vor, der trotz seines großen Bauchs eine Fistelstimme hatte. Seine Hosen beutelten an den Knien. „Ich fürchte, daß ich ungelegen komme“, sagte er und blieb in der offenen Tür stehen. Er hatte eine schmale Ledertasche unter dem Arm und nahm höflich seinen Strohhut ab. Jetzt drehte er sich um, weil Reviervorsteher Nielsen durchs Vorzimmer gelaufen kam und an ihm vorbei in den Raum trat.
„Herr Polizeimeister“, meldete er sich.
„Unsere Leute haben den Leihwagen dieses merkwürdigen Hotelgastes vom Kurfürsten auf dem Parkplatz am Bahnhof gefunden.“
„Werde sofort die Spurensicherer losjagen“, versicherte der Reviervorsteher diensteifrig und behielt vorerst seine aufrechte Haltung bei.
„Tun Sie das“, knurrte Herr Kalender. „Und blasen Sie die bundesweite Fahndung ab, damit nicht die Hühner über uns lachen.“
„Spurensicherung und Fahndung“, wiederholte der Reviervorsteher knapp. Er machte auf seinen Absätzen kehrt. Beim Hinausgehen schloß er die Tür hinter sich.
„Und was haben Sie mir zu bieten, Herr Hintze?“ fragte Polizeimeister Kalender. Er war jetzt wieder die Ruhe in Person. Aber das sollte nicht lange dauern.
„Ich hoffe, daß ich Ihnen eine Freude bereiten kann“, bemerkte der Dicke mit der Fistelstimme. „Hier in dieser kleinen Tasche schlummert eine Fotografie von Herrn Piepke, dessen Leihwagen Ihre Männer gerade aufstöbern konnten und von dessen Aussehen Sie bisher keinen blauen Dunst hatten.“
„Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen“, bullerte der Polizeimeister wieder los. „Kommen Sie zur Sache, aber zack-zack, wenn ich bitten darf!“
„Ich heiße Heribert Hintze, wie gesagt, und bin Kurfotograf. Jedenfalls nennt man mich so. Ich fotografiere unsere lieben Badegäste beim Spazierengehen im Park, beim Tanztee, in ihren Hotels beim Essen und in den Theaterpausen im städtischen Schauspielhaus.“
„Sie legen die Bilder dann hinterher im Kurhaus auf einen Tisch, mit Nummern dran und so weiter“, fuhr Herr Kalender gereizt fort. „Wer Lust hat, kauft die Fotografien, auf denen er sich oder seine Familie entdeckt hat, zur Erinnerung. Danke, ich weiß Bescheid.“ Er winkte gelangweilt ab und fragte: „Was hat der ganze Unsinn mit dem Täter im Kurfürsten zu tun?“
„Ich habe in den Bad Rittershuder Nachrichten zufällig gelesen, daß der gesuchte Hotelgast an der rechten Hand einen besonders auffallenden Saphirring getragen hat“, meinte der dicke Mann mit der Fistelstimme. „Nun, dieser Ring war wirklich bemerkenswert und ist auch mir aufgefallen, als ich den Besitzer eines Vormittags an unserer Thermalquelle im Pavillon fotografiert habe. Er füllte gerade sein Glas und protestierte, als er mich bemerkte. Ich würde nur meinen Film verschwenden, sagte er. Nun, ich entschuldigte mich, weil ich unsere Gäste ja nicht belästigen möchte.“ Inzwischen hatte der Dicke ein paar Fotos aus seiner Ledertasche geholt. „Aber als die Zeitung dann schrieb, daß dieser ominöse Ring ein besonderes Kennzeichen des Hotelbetrügers sei, suchte ich in meinen Negativen herum und habe das Bild, um das es geht, mehrfach kopiert und auch gleich vergrößert. Der Mann hat tatsächlich ein ausgesprochenes Steckbriefgesicht.“
Schon einige Minuten später raste Polizeimeister Kalender mit dem dicken Herrn Hintze auf dem Beifahrersitz zum Hotel zum Kurfürsten. Selbstverständlich hatte er Blaulicht und Sirene eingeschaltet.
„Können Sie diese Visage identifizieren?“ fragte Kalender, als er die Bilder des Kurfotografen wie ein Kartenspiel im Hotel auf den Tisch der Portiersloge warf.
„Aber selbstverständlich“, erklärte Herr Pelz aufgeregt. „Das ist der Hotelgast, der unser Haus ohne Bezahlung verlassen hat.“
„Zimmer 112“, fügte der spindeldürre Page Fridolin hinzu. „Angeblich mit dem Namen Martin Piepke.“
„Ich danke Ihnen, Herr Hintze“, sagte der Polizeimeister zu dem Kurfotografen. „Sie gestatten wohl, daß ich die Bilder mitnehme? Wie ist doch Ihre Anschrift?“
„Sie finden auf allen Abzügen auf der Rückseite meinen Stempel“, erwiderte die Fistelstimme.
„Sie haben der Polizei unserer Stadt sehr geholfen, Sie hören noch von uns“, stellte Herr Kalender fest. „Aber entschuldigen Sie mich jetzt, ich darf keine Minute verlieren. Dieses Verbrechergesicht muß sofort per Funk an alle Dienststellen im Bundesgebiet. Der Bursche
Weitere Kostenlose Bücher