Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
mehr.“ Er stand mitten in dem Durcheinander und stützte jetzt seine Hände in die Hüften.
„Nicht so laut, Kinder“, schaltete sich wieder über die Lautsprecher eine beruhigende Stimme ein. „Wir wollen doch unsren Spaß haben und uns nicht gegenseitig auf den Nerven rumtrampeln.“
Tatsächlich wurde es ruhiger.
„Die Drei nimmt wie immer das Publikum und die Eins bleibt auf dem Kandidaten“, sagte ein jüngerer Mann in einem Jeansanzug mit halblauter Stimme. Diesmal waren mit den Zahlen die fahrbaren elektronischen Kameras gemeint, die deutlich sichtbar numeriert waren. Ihre langen Kabel wurden ihnen von Bühnenarbeitern aufmerksam hinterhergetragen, damit sie nicht ins Bild kamen oder sich gegenseitig nicht hoffnungslos verhedderten.
Eine amerikanische Popgruppe hüpfte gerade in einer bunten Kostümierung aus Leder, Seide und nackter Haut ausgelassen auf ein Podium, als der Quizmaster, offensichtlich gut gelaunt, über eine breite Treppe kam und im Vorbeigehen begrüßte, wer ihm gerade über den Weg lief.
Schon wenige Minuten später tastete sich der überdurchschnittlich lange Aufnahmeleiter durch den dunklen Zuschauerraum.
„Ich dachte, Sie hätten uns als Fundsache liegenlassen“, flüsterte Fritz Treutlein.
„Ne, aber es dauert halt manchmal“, flüsterte Herr Nowak zurück. „Man erwartet Sie...“
Es stellte sich heraus, daß der Mann mit dem bunten, großkarierten Flanellhemd der Regisseur war und daß der berühmte Quizmaster auch in der Nähe genauso aussah wie der Quizmaster, den sie vom Fernsehschirm kannten. Man begrüßte sich gegenseitig, und dann baten die Herren zu einem Glas Orangensaft und zu einem Gespräch hinter den Kulissen. In der Hauptsache natürlich, um vor allem den Kandidaten kennenzulernen.
„Aber daß ihr euren Lehrer begleitet habt, darüber freue ich mich besonders“, meinte der Quizmaster schließlich zu den Glorreichen Sieben und ließ durchblicken, daß er die heutigen Mittelseiten der BZ mit Vergnügen gelesen hätte. „Die Detektive aus Bad Rittershude“, meinte er und kniff schmunzelnd das linke Auge zu. Er fing gerade damit an, einen Witz zu erzählen, als eine rundliche Dame mit ausgestreckten Armen und einem hellen Lachen auf ihn zukam. Sie war im letzten „Großen Preis“ Champion geworden und würde morgen die Titelverteidigerin sein. Sie war Hausfrau und hatte sich das Fachgebiet Pilze ausgesucht.
„Da sind Sie ja, liebe Frau Berghahn“, begrüßte sie der Fernsehstar und schüttelte ihr beide Hände. Dabei klapperten ihre goldenen Armreifen. „Lampenfieber, ja oder nein?“
Die Glorreichen Sieben konnten die Antwort nicht mehr hören, denn Aufnahmeleiter Nowak zeigte ihnen bereits ihre Plätze für die Sendung. Es waren Stühle ziemlich rechts in der ersten Zuschauerreihe.
Eine Kamera wurde probeweise auf die Jungen eingestellt, und gleichzeitig hielt ihnen ein Tonassistent sein Mikrophon vor die Köpfe. Sie mußten der Reihe nach laut von eins bis zehn zählen.
„In Ordnung“, kam wieder einmal mehr eine Stimme aus dem Übertragungswagen. Sie standen draußen dicht neben der breiten Studiotür, waren so groß wie Lastzüge und hatten ihre Bäuche randvoll mit komplizierter Technik.
Inzwischen hatte Herr Bissegger auch den dritten Kandidaten kennengelernt. Es war ein pensionierter Postbeamter aus Stuttgart, der sich über Fußball ausfragen lassen wollte. Er hatte früher aktiv gespielt und trainierte heute noch zum Zeitvertreib eine Vereinsmannschaft für die zweite Bundesliga. Er war fast siebzig, sah aber aus wie ein Fünfziger, schlank und offensichtlich immer gut aufgelegt.
„ Wipperfeld ist mein Name“, stellte er sich vor.
Der Regisseur besprach mit den drei Herrschaften ihre Auftritte, zeigte ihnen auf dem Boden irgendwelche Markierungen, in deren näherer Umgebung sie sich bei der Sendung nach Möglichkeit bewegen sollten, weil sie dann für die Aufnahme im günstigsten Licht stünden. Hinterher mußten sie sich zum Eingewöhnen in die gläsernen, runden Kapseln setzen, die Kopfhörer und die Drucktasten für die Signallichter ausprobieren.
„Daß Sie sich durch diese Lichtzeichen melden müssen, wenn Sie die Antwort auf eine Frage wissen, muß ich Ihnen ja nicht erklären“, meinte der Regisseur. „Aber selbst wenn Sie die Sendung schon häufig gesehen haben, kann es doch sein, daß Ihnen irgend etwas noch unklar ist. Sagen Sie es ohne Hemmungen. Wir haben Zeit für Sie, auch wenn es nicht so aussieht. Sie
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