Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
sich allmählich von Ägypten zu verabschieden. In einer Viertelstunde würden für heute die Türen geschlossen.
    Es reichte gerade noch zu ein paar Fotos mit dem Kandidaten Bissegger und den Glorreichen Sieben neben der weltberühmten Büste in ihrem gläsernen Viereck. Dazu hatten sie zu Nofretete allerdings so eilig ins erste Stockwerk traben müssen, daß sich einige Besucher kopfschüttelnd und verwundert umdrehten.
    Als sie hinterher ins Hotel Kempinski zurückkamen, stand der wuschelhaarige Page Krauße mit ß in der Portiersloge.
    „Was ist, hast du inzwischen den Schuppen aufgekauft?“ fragte Karlchen Kubatz neugierig.
    „Der Herr Chefportier gestattet sich im Moment eine Tasse Tee, wenn’s erlaubt ist“, meinte der Junge in seiner grünen Uniform und berlinerte hinterher: „ Seh dir man bloß vor, mein Jüngelchen, bei mir kannste nämlich am Ende unverschämt uff de Schnauze schlagen!“
    Die Bad Rittershuder wieherten wieder einmal vor lauter Vergnügen.
    „Übrigens hat ein gewisser Herr Nowak angerufen“, verkündete der Hotelpage wieder in bestem Hochdeutsch. Er nahm dabei die Zimmerschlüssel von den Haken und verteilte sie. „Er läßt ausrichten, daß er die Herrschaften morgen früh um zehn Uhr zur Probe ins Studio abholt.“
    „Könntest du unter Umständen für eine halbe Stunde verduften?“ fragte Chefredakteur Kubatz seinen Sohn, als sie gemeinsam ihr Zimmer in der dritten Etage betreten hatten. „Ich muß jetzt umgehend Herrn Hildesheimer meinen Artikel für die morgige Ausgabe durchgeben.“ Er hatte inzwischen sein Jackett über einen Sessel geworfen, den Telefonhörer abgenommen und war bereits am Wählen.
    „Kapiert, ich bin schon nicht mehr vorhanden“, sagte Karlchen und machte kurz darauf die Tür hinter sich zu.
    „Hallo, Hildesheimer“, begrüßte Herr Kubatz seinen Stellvertreter. „Ja, hier läuft alles wie geschmiert. Und bei Ihnen? Habt ihr schon die ersten Bilder bekommen? Ja, über Funk? Aber zur Sicherheit hat die BZ auch noch die Originale losgejagt. Ist Fräulein Finkbeiner bereit?“
    „Ich habe Ihren Anruf ja erwartet“, schaltete sich die Sekretärin dazwischen. „Sie können loslegen.“
    „Schön, dann diktiere ich jetzt“, erwiderte Herr Kubatz und legte sich seine Notizen zurecht. „Also, auf die erste Seite, wie gesagt...“
    „Ich bin ganz Ohr“, sagte Fräulein Finkbeiner aus ihrem Vorzimmer in Bad Rittershude. Sie rückte ihren Kopfhörer zurecht, und dann stenographierte sie los.

Bad Rittershude landet im Papierkorb
    Der rosafarbene Mann mit der getönten Brille saß nun schon seit einigen Tagen in seinem kleinen Hotelzimmer wie eine Spinne in ihrem Netz und wartete. Das war nicht besonders unterhaltsam und ging zeitweise ganz schön an die Nerven. Ganz Berlin war ihm so piepegal wie eine Ameise auf dem Mond oder sonstwo. Ihn interessierten in dieser Stadt nur ein paar teppichbelegte Quadratmeter. Die Bellevue-Suite in der sechsten Etage des Hotels Kempinski.
    Die weltberühmte Opernsängerin war gestern morgen wieder abgereist. Das hatte er in ein paar Telefonaten durch ihren Manager mit dem klangvollen Namen Adriano Potini in Erfahrung gebracht. Dabei hatte er sich zuerst als Rundfunkreporter ausgegeben, der an einem Interview interessiert sei, und später mit verstellter Stimme als Pressefotograf mit dem Wunsch, die große Paola Serena für eine breite Öffentlichkeit abzulichten. Um ganz sicherzugehen, war er noch an der Kasse der Deutschen Oper aufgekreuzt, um nachzufragen, ob die beliebte Sängerin am Abend zu hören und zu sehen sei, er würde rasend gern eine Karte kaufen, wenn noch Plätze frei wären. Das sei leider nicht mehr möglich, gab man ihm zur Auskunft, die Serena hätte lediglich zwei Vorstellungen gesungen und befände sich vermutlich bereits wieder auf dem Weg nach Mailand.
    Ihr Manager hatte also nicht geschwindelt.
    Nach der Abreise der italienischen Künstlerin war die Bellevue-Suite mit der Nummer 605 in der vergangenen Nacht leer geblieben. Das herauszufinden war nicht besonders schwierig gewesen. Ein geschicktes und höfliches Gespräch, diesesmal mit der Telefonzentrale des Hotels, hatte ausgereicht. Und heute morgen halfen ihm die Berliner Zeitungen weiter.
    Seitdem er im Splendid abgestiegen war, besorgte er sich täglich gleich nach dem Aufstehen bei einem Kiosk am Ku’damm sämtliche Blätter, die in der Nacht gedruckt worden waren, und durchforschte sie beim Frühstück. Die ersten Seiten

Weitere Kostenlose Bücher