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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Singh sieht den Regenbogen hinter dem Berg
    „Jetzt haben Sie ziemlich genau vierundzwanzig Stunden schulfrei“, sagte der hellblonde Aufnahmeleiter Nowak, als er Herrn Bissegger und die Glorreichen Sieben vor dem Hotel Kempinski aus seinem weißen ZDF-Bus klettern ließ. Es hatte im Studio doch länger gedauert. Zwischendurch war für eine Weile die gesamte Technik zusammengebrochen, weil eines der vielen dicken Kabel durchgeschmort war, und dann hatte man am Ende mit den Kandidaten auch noch Schminkproben gemacht.
    „Ich hole Sie morgen abend pünktlich um achtzehn Uhr wieder ab, dann sind wir knappe zwei Stunden vor der Sendung in der Dekoration, und das reicht dicke. Rumstehen und Warten macht nur nervös. Also, tschüs, bis dann...“ Bevor der lange Bursche in seiner vergilbten Lederjacke wieder losfuhr, drehte er sich hinter dem Steuerrad noch einmal herum, ballte seine rechte Faust und zeigte den hochgestellten Daumen. Dabei grinste er so breit wie möglich und nickte mit dem Kopf.
    Der Page Oliver Krauße hatte augenblicklich Dienst am Hoteleingang. Er trug ein Käppi über seinen verwuschelten Haaren und hatte schneeeweiße Handschuhe an den Händen.
    „Du willst dir wohl die Finger nicht schmutzig machen?“ flachste Karlchen Kubatz, als der Junge mit den immer vergnügt blitzenden Augen schwungvoll die mittlere Glastür aufmachte.
    „Von nachmittags an sind Handschuhe und Hut Vorschrift“, gab Oliver höflich Auskunft. „Schließlich sind wir das erste Haus am Platz, und das verpflichtet, du halbe Portion.“ Er blinkerte mit dem linken Auge. „Übrigens hab’ ick mir richtig jefreut , ick meene über den Artikel in der BZ heut’ morjen . War ja allet ziemlich jeschmeichelt , die Bilder vor allem. Und dat ihr sieben Detektive seid, det war mir ooch neu.“ Er setzte wieder sein Hotelgesicht auf. „Darf ich fragen, an welchem Fall die Herrschaften gerade arbeiten?“
    „Die blaue Mauritius ist leider wieder mal geklaut worden“, flüsterte Emil Langhans. „Aber nicht weitersagen!“
    Schon eine Viertelstunde später bombardierten die Glorreichen Sieben Herrn Bissegger mit ihren Fragen aus den mitgebrachten ägyptologischen Büchern. Er saß wie bei einem Verhör eingekreist auf einem gepolsterten Stuhl in der Mitte seines Zimmers. Die Jungen hockten auf den Bettkanten, auf dem Fensterbrett und auf dem Teppich um ihn herum. Irgendwann kam Herr Kubatz durch die Tür geschlichen, drückte sich wortlos in den tiefen Sessel neben einer Stehlampe in der Ecke, steckte sich eine Pfeife an und hörte zu.
    „ Asarhaddon stimmt“, bemerkte Manuel Kohl gerade rücksichtsvoll. „Aber leider war die Jahreszahl falsch...“
    „Sechshunderteinundsiebzig muß es natürlich heißen“, korrigierte sich Herr Bissegger. „Du meine Güte, jetzt bringe ich schon ganze Dynastien durcheinander!“
    Als vor dem Fenster auf dem Kurfürstendamm bereits die ersten Leuchtreklamen aufzuckten und nicht viel später auch die Straßenbeleuchtung anging, klappte Emil Langhans sein Buch zu, und die anderen machten es ihm nach.
    „Schluß für heute“, meinte der hochgeschossene Junge mit seiner Stimme, die so leicht umkippte.
    „Schluß überhaupt, möchte ich am liebsten sagen“, meinte Herr Bissegger und unterdrückte mühsam ein Gähnen.
    „Mir flattern wieder einmal die Hosen, wenn ich an morgen abend denke. Mein Kopf ist so leer wie eine weggeworfene Streichholzschachtel.“
    „Sie sind ganz einfach überdreht und brauchen dringend Ruhe“, versuchte Chefredakteur Kubatz dem Kandidaten Mut zu machen.
    „Vielleicht übertreiben wir es...“ überlegte der dickliche Sputnik. „Unsere Vorbereitungen, meine ich.“
    „Lassen Sie uns eine handfeste Pause machen“, schlug Herr Kubatz vor. „Wir pfeifen auf die Sendung, und Sie, lieber Herr Bissegger, versuchen zu verdrängen, was da morgen abend auf sie zukommt.“
    „Am Tag vor meinem Staatsexamen hab’ ich das genauso gemacht“, meinte der junge Referendar und lächelte schwach. „Ich hab’ kein Buch mehr angerührt und bin stundenlang durch den Zoo spaziert, weil ich mir sagte, was du bis jetzt nicht im Kopf hast, kannst du dir in den letzten paar Minuten auch nicht mehr eintrichtern.“
    „Sehr vernünftig“, stellte Paul Nachtigall fest. „Darf ich also vorschlagen, daß bis morgen abend der ,Große Preis 1 keines Wortes mehr gewürdigt wird?“
    „Und keines Gedankens“, mischte sich Emil Langhals ein.
    „Absolutes Tabu“, faßte Manuel Kohl

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