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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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zusammen. „Boxer sollen ja ins Kino gehen, bevor sie in den Ring müssen“, bemerkte Hans Pigge. „Ein Western oder ein spannender Krimi seien das beste Mittel gegen Lampenfieber.“
    „Herr Bissegger ist kein Boxer“, warf Fritz Treutlein ein. „Also auch kein Kino.“
    „Was warten wir noch?“ rief Karlchen Kubatz. „Wir waren heute noch nicht schwimmen.“
    „Und anschließend was Richtiges zum Essen“, meinte Sputnik.
    Der Page Oliver stand immer noch in seiner grünen Uniform und den Goldlitzen nebst Käppi und weißen Handschuhen am Ausgang, als sie später durch die Hotelhalle kamen.
    „Ein Leben führen die Herrschaften“, bemerkte er beim Aufmachen der Glastür, „man könnte vor Neid direkt auf die Barrikaden gehen. Trotzdem viel Spaß.“
    „Hallo, Herr Krauße mit ß, da kommt mir gerade eine Idee“, sagte Chefredakteur Kubatz. „Ich gebe zu, das passiert nicht sehr häufig, aber immerhin...“ Er war stehengeblieben. „Es gibt doch bestimmt Stadtrundfahrten mit schicken Omnibussen und so.“ Er drehte sich um. „Was halten Sie davon, Herr Bissegger, wenn wir uns morgen gemeinsam Berlin um die Ohren schlagen. Sozusagen als Ersatz für einen Spaziergang im Zoo?“
    „Finde ich ganz ausgezeichnet“, erwiderte der Kandidat. „Das würde uns alle wirklich ablenken, und wenn wir schon einmal hier sind, wäre es außerdem ein Jammer...“
    „Aber, aber, meine Herrschaften“, mischte sich der Page Oliver Krauße aufgeregt dazwischen. „Sie werden sich doch nicht wie ganz gewöhnliche Touristen durch die Stadt kutschieren lassen. Wissen Sie was?“
    „Woher sollen wir etwas wissen, was du geheimhältst“, bemerkte Paul Nachtigall nachsichtig.
    „ Red’t nich so ville “, erwiderte der Hotelpage. „Also, ich hab' morgen meinen freien Tag, und icke werde euch Berlin vorführen, daß euch die Puste wegbleibt.“
    Es zeigte sich, daß der Page mit dem schönen Namen Krauße nicht übertrieben hatte.
    Den Glorreichen Sieben, den Herren Kubatz und Bissegger sowie dem Reporter Kaminski und seiner
    Fotografin Barbara von der BZ blieb am nächsten Tag tatsächlich oft genug die Luft weg.
    „Mein ollet Berlin“, hatte der Page die Gruppe auf der Hoteltreppe begrüßt. „Ne scheene Jejend is det hier!“ Er steckte heute in einem hellblauen Hemd, einem tomatenroten Pulli und in weißen Jeans.
    Zuerst bummelte man an den Straßenhändlern, Drehorgeln und den eleganten Geschäften vorbei über den Ku’damm. Und schon hier fing es damit an, daß Fritz Treutlein plötzlich verschwunden war. Das sollte sich im Lauf des Tages mehrfach wiederholen. Den anderen blieb dann nichts anderes übrig, als auf ihn zu warten.
    Es passierte immer dann, wenn Fritz irgendwo ein Friseurgeschäft entdeckt hatte. Jedesmal betrachtete er zuerst eine ganze Weile lang durch das Schaufenster die Ausstattung, spazierte dann rotzfrech durch die Ladentür und erkundigte sich höflich nach den augenblicklichen Preisen fürs Haareschneiden, Färben, Waschen und Dauerwellen. In den meisten Fällen fragte man ihn verwundert: „Und wieso interessiert Sie das, junger Mann?“ Oder man grinste auch und wollte wissen: „Welche Haarfarbe darfs denn sein?“
    Aber dann erklärte Fritz Treutlein immer sofort, daß er sozusagen Kollege sei. „Mein Vater hat in einer kleineren Stadt seit über dreißig Jahren einen eigenen Laden mit Damen- und Herrensalon. Er hat mir für diese Reise nach Berlin so was wie Sonderurlaub gegeben, und bestimmt freut er sich, wenn ich ihm erzählen kann, was hier in unserer Branche los ist. Aber auch bei meiner Gesellenprüfung in der nächsten Woche kann ich vor der Prüfungskommission jetzt so nebenbei durchblitzen lassen, daß sich meine Erfahrungen nicht nur auf Bad Rittershude beschränken. Ein gewisser Weitblick macht immer Eindruck...“
    Die verschiedenen Geschäftsinhaber, die Damen an der Kasse und die Angestellten in ihren hellblauen oder lindgrünen Mänteln gaben allesamt bereitwillig Auskunft, schmunzelten dabei und wünschten Glück.
    „Du kannst uns doch nicht wie lackierte Affen rumstehen lassen“, maulte Karlchen Kubatz, als Fritz Treutlein endlich wieder auftauchte.
    „Berufsinteresse“, entgegnete der Friseurlehrling gelassen. „Du kannst auch Marktforschung dazu sagen, aber davon haben Schüler natürlich keine Ahnung!“ Nachdem sie kurz darauf auf den Treppen der Gedächtniskirche die langhaarigen und sonderbaren Typen besichtigt hatten, die dort in der Sonne lagerten

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