Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
Weile.
    Dann endlich bewegte er vorsichtig den großen Zeh in seinem rechten Schuh. „Kein Zweifel, der Socken muß ein Loch haben“, überlegte er.
    Plötzlich kam Bewegung in den schlanken, großen Mann, der aussah wie aus Marzipan gemacht. Er bückte sich blitzschnell und riß sich den Schuh vom Fuß, ohne erst lange die Schnürsenkel aufzuknüpfen.
    „Es stimmt tatsächlich“, flüsterte Herr Bertram fassungslos und betrachtete wie gebannt seine nackte Zehenspitze.
    Ein Loch im Strumpf ist schon allein ein gutes Zeichen, dachte das Dutzendgesicht und strahlte dabei. Wenn es am großen Zeh ist, bedeutet es doppelten Gewinn, und wenn es dazu noch am rechten Fuß passiert, dann hat man so viel Glück, daß es gar nicht mehr auszuhalten ist. Er schüttelte selig den Kopf, lehnte sich wieder zurück und konnte sich an dem Stückchen Haut, das aus seinem Strumpf blitzte, nicht satt genug sehen. „Ich bin eben doch ein ausgemachter Glückspilz.“
    Erst nach einiger Zeit fiel sein Blick wieder auf das Zeitungsfoto des Inders.
    „Du bist die heilige Kuh, die ich schröpfen werde“, sagte das Dutzendgesicht leise und fast zärtlich. Er nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. „Indien ist doch das Land, wo die Kühe heilig sind?“
    Er war jetzt so gut gelaunt, daß er vergnügt vor sich hin pfiff und die übrigen Berliner Morgenzeitungen ungelesen in den Papierkorb feuerte.
    Darunter leider auch die BZ, die auf ihren Mittelseiten in großer Aufmachung über den Kandidaten zum „Großen Preis“ aus Bad Rittershude und seine Schüler berichtete, die Reporter Kaminski einmal die Glorreichen Sieben nannte und ein anderesmal die Sieben Detektive, je nachdem, wie es gerade in seinen Artikel paßte.
    Die Bilder der langhaarigen Fotografin von der Ankunft in Tegel, auf der Hoteltreppe vor dem Kempi und beim Besuch der königlichen Nofretete waren in verschiedenen Größen über den Text verteilt.
    Aber eigentlich hätte das Dutzendgesicht mit der getönten Brille diese beiden Mittelseiten in der BZ auch getrost entdecken können. Die Herrschaften hatten ihn noch nie gesehen und konnten ihm deshalb auch nicht gefährlich werden.
    Mit einer einzigen Ausnahme allerdings.
    Der Friseurlehrling Fritz Treutlein kannte sein Gesicht von Nase zu Nase, und zwar ziemlich genau. Er hatte Herrn Piepke im Hotel zum Kurfürsten ja oft genug rasiert und ihm gelegentlich auch die Haare geschnitten.

Ein falscher Bart mit Zubehör
    Sie saßen unbeachtet im Zuschauerraum zwischen lauter leeren Stühlen und so gut wie im Dunkeln.
    Dieser Aufnahmeleiter Nowak in seiner hellbraunen Wildlederjacke hatte sie vor einer guten halben Stunde hier abgeladen, um Geduld gebeten und war dann wieder losgeschwirrt. Vermutlich hatte er Herrn Bissegger und die Glorreichen Sieben inzwischen vergessen.
    Aber sie langweilten sich nicht. Sie fühlten sich vorerst wie im Theater, lehnten gemütlich auf ihren Sitzen und ließen sich vorführen, wie es beim Fernsehen so zugeht, wenn die Herrschaften unter sich sind.
    Das Licht der vielen Scheinwerfer konzentrierte sich ganz und gar auf die Fläche vor den leeren Publikumsplätzen am Ende des Studios. Dort war die Dekoration aufgebaut, die den meisten Fernsehzuschauern durch die vielen Sendungen um den „Großen Preis“ inzwischen so vertraut geworden war wie das eigene Wohnzimmer. Die riesige Bildwand, die im Augenblick noch leer war, die Tische für den Oberschiedsrichter und die Damen vom Cockpit, das Stehpult für den Quizmaster und schließlich die drei gläsernen Kapseln für die Kandidaten, von denen die letzte gerade noch installiert wurde. Überhaupt wimmelte es auf der angestrahlten Bühne nur so von Menschen, die sich mehr oder weniger schnell bewegten und auch mehr oder weniger laut waren.
    „Den Zwölfer nach links“, sagte eine Lautsprecherstimme.
    Mit dem „Zwölfer“ war wohl ein ganz bestimmter Scheinwerfer gemeint, denn jetzt wanderte ein Lichtbündel auf die linke Seite hinüber. Dort probierte auf einer runden Tanzfläche eine Ballettgruppe. Überall wurden Mikrophone aufgebaut, und über verschiedene Lautsprecher kamen immer wieder Tontests von einem Band.
    Die Musik wurde nach ein paar Takten gestoppt, lief quiekend zurück und dröhnte erneut durch das Studio.
    „Das ist ja nicht auszuhalten!“ rief ein Mann in einem bunten, großkarierten Flanellhemd und hielt sich theatralisch die Ohren zu. „Könnt ihr den Mist denn nicht leiser drehen? Man versteht ja sein eigenes Wort nicht

Weitere Kostenlose Bücher