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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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»Ich habe mich früher nie geschminkt. Eigentlich gefällt mir der natürliche Look. Aber dann hat mal jemand gesagt, dass ich Lippen hätte wie ein Truthahn, und seitdem gehe ich niemals ohne Lippenstift.« Fasziniert sah Rose zu, wie Tante Lily die Konturen ihrer Lippen mit einem roten Stift nachzeichnete. »Sogar Lippgloss hilft ein bisschen. Alles, was glänzt, kommt in Frage.«
    Während Tante Lily sich weiter schminkte, wurde ihr von Natur aus schönes Gesicht noch schöner. Und Rose musste unwillkürlich an die Stimme in dem Vorratskeller denken, an die Stimme, die gesagt hatte, dass sie niemals schön oder bedeutend sein würde oder wichtig – die Stimme, die aus irgendeinem Grund über ihre tiefsten Befürchtungen Bescheid wusste: Dass sie nie genügen würde.
    Tante Lily war ihr immer noch verdächtig, aber sie war auch die erste Person in Roses Leben, die eine Ahnung davon hatte, was es hieß, eine sprühende, kluge, schöne Frau zu sein. Vielleicht konnte Tante Lily ihr beibringen, was sie lernen musste, damit aus Rose ebenfalls eine sprühende, kluge und schöne Frau wurde.
    »Tante Lily?«, sagte Rose.
    »Ja, Liebes?«
    »Meinst du, dass du vielleicht … könntest du … ich meine, könntest du mir dabei helfen … ähm?«
    Tante Lily, die sich gerade die Wimpern tuschte, hielt inne und sagte: »Ich soll dir helfen, schön auszusehen?«
    Rose nickte.
    »Süße«, sagte Tante Lily, und ihre Stimme war ein sanftes Gurren, »ich dachte schon, du würdest mich nie darum bitten.«

    Rose tänzelte in die Küche und kam sich vor, als besäße sie eine Million Dollar. Na ja, sie hatte ja eigentlich keine Ahnung, wie es sich anfühlte, eine Million Dollar zu besitzen – aber sie fühlte sich einfach gut.
    Hübsch.
    Chip war schon da und bestreute eine neue siebenstöckige Torte mit reichlich Kokosraspeln.
    »Guten Morgen!«, sagte Rose.
    »Weißt du, Rose – ich habe gestern fünf Stunden lang geputzt«, schimpfte Chip. »Ich musste das Gebiss von einer Bibliothekarin vom Boden auflesen. So etwas stand nicht in meiner Stellenbeschreibung.«
    »Das alles tut mir leid, Chip. Ich weiß auch nicht, was in die Mädels gefahren ist. Weder in die älteren noch in die jüngeren.«
    In dem Moment blickte Chip von der Torte auf. »Du siehst … so anders aus, Rosie.«
    Rose warf Tante Lily, die von einem Ohr bis zum anderen lächelte, einen Blick zu. »Ich finde, sie sieht wie unsere Rose aus«, sagte Tante Lily. »Nur ein bisschen … strahlender.«
    Das klang schön, fand Rose.
Ein bisschen strahlender.
»Ich schließe den Laden auf. Wahrscheinlich steht schon eine Schlange davor.« Rose glitt durch die Schwingtür. In Erwartung der Menge von freundlichen Kunden, die sie begrüßen wollte, hatte sie ein Lächeln aufgesetzt.
    Aber dort stand keine Menge.
    Nicht mal eine bescheidene Menge.
    Es stand kein einziger Kunde draußen. Weder Mr Bastable, noch Miss Thistle oder Mrs Havegood; keine Lehrer, keine Bibliothekarinnen, keine Schüler aus dem Sommerkurs.
    Niemand.
    »Was brauchen wir, Rose? Noch Muffins?«, fragte Tante Lily und kam in den Verkaufsraum. »O je, anscheinend ist noch keiner da.«
    Chip beugte den gebräunten, muskulösen Oberkörper in den Verkaufsraum, um die Lage mit eigenen Augen zu überprüfen, die Hände voll mit geraspelter Kokosnuss. »Na so was!«, sagte er. »Das ist ja merkwürdig. Donnerstags ist doch immer am meisten Betrieb.«
    »Ja! Seltsam!«, sagte Tante Lily. »Fast, als ob irgendetwas nicht in Ordnung wäre.«
    Rose zucke nervös mit den Schultern. »Warten wir einfach noch ein bisschen«, sagte sie. »Die kommen schon. Sie kommen ganz bestimmt.« Rose schob schweigend die Muffins von ein paar halbleeren Blechen auf einem zusammen, stellte die siebenstöckigen Torten auf ihre hübschen Porzellanständer und fegte dann den schwarz-weißen Fliesenboden unter den gusseisernen Café-Stühlen, obwohl Chip schon am Tag zuvor gründlich ausgefegt hatte. Sie schüttelte sogar die alte braune Fußmatte mit dem Schriftzug
Willkommen
aus.
    Und dann stellte sich Rose hinter den Ladentisch und wartete.

    Drei Stunden vergingen, und immer noch war niemand in die Bäckerei gekommen außer Mrs Carlson. Sie verkündete, Nella sei »eine lahme Schnecke«, die nicht aufwachen wolle. Sie ärgerte sich und sagte, dass ihr ein Tag mit Sonnenbräunen entgehen würde, weil sie drinnen bleiben und auf das Kind aufpassen müsse, bis es die Liebenswürdigkeit hätte, aus dem Bett zu kommen. Dann hatte sie

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