Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
Vom Netzwerk:
fast die ganze Stadt ins Unglück gestürzt, und jetzt erzählt Basil unserer hübschen falschen Tante davon
– aber ihre Zunge war wieder einmal ganz schwer und schlaff geworden wie eine nasse Socke, und sie konnte sie nicht bewegen und schon gar nicht Worte aussprechen.
    Das fand Rose nun wirklich etwas seltsam, daher machte sie ein kleines Experiment. Sie beachtete Tante Lily nicht und versuchte sich zu erinnern, wie man auf Lateinisch bis zehn zählte. »Unus. Duo. Tres«, murmelte sie. »Quattuor. Cinque. Quinque?« Mit C oder mit Q? War das mit C die italienische Version? Ihre Zunge funktioniert auf jeden Fall perfekt.
    Ich möchte Mom von Tante Lily erzählen, dachte Rose und versuchte, das laut zu sagen.
    Ihre Zunge wurde wieder schlaff.
    Sie bildete es sich also nicht ein – ihre Zunge verweigerte jedes Mal den Dienst, wenn sie überlegte, ihrer Mutter von Tante Lily zu erzählen. Das war bestimmt kein Zufall – aber sie hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Basil lag immer noch in Tante Lilys langen Armen und spuckte alles aus wie ein voll aufgedrehter Wasserhahn.
    »Aha«, sagte Tante Lily. »Und wo ist dieses Zauberbackbuch?«
    »Hinter dem Wandbehang am Ende vom Kühlraum«, sagte Basil und klopfte sich stolz auf den Bauch.
    »Innnterrresssannnt«,
gurrte Lily und zog das Wort lang wie einen ganzen Satz. Dann drehte sie sich nach Rose um und winkte sie zu sich. Ihr Ausdruck war so voller Liebe, so voller Mitgefühl, dass Rose unwillkürlich auf Lily zuging, ohne zu denken. Lily streckte ihre elegante, weiche Hand mit den langen, manikürten Fingern aus, und Rose legte ihre eigene schmutzige Hand hinein.
    »Rose«, sagte Lily. »Ich weiß, dass du gelogen hast, um deine Eltern zu schützen. Aber wenn euch dieses Backbuch irgendwie in Schwierigkeiten gebracht hat, musst du einem Erwachsenen davon erzählen.« Sie sah Rose tief in die Augen. »Einem oder einer Erwachsenen aus deiner Familie, einer mit einem Kochlöffel auf dem Rücken.«
    Rose wappnete sich. Sie war mit einer Horde kreischender Mädchen fertig geworden, und sie würde auch mit Tante Lily fertig werden. »Wir haben uns der Sache schon angenommen.«
    »Wie?«
    »Mit Kuchen.« Na bitte. Rose brauchte die Hilfe dieser geheimnisvollen Fremden nicht.
    Lily lächelte breit. »Na gut, Süße.« Dann verschwand das Lächeln. »Aber ich finde, du solltest mir den Schlüssel zu der kleinen Kammer geben – falls weitere Nicht-Erwachsene in Versuchung kommen sollten, das Buch hervorzuholen und noch
größeren
Schaden anzurichten.«
    Das ungute Ziehen in Roses Bauch wurde zu einem ausgewachsenen Krampf, als sie sich vorstellte, Lily den Schlüssel zu geben. »Ich kann dir den Schlüssel nicht geben«, sagte sie. »Mom und Dad haben ihn mir überlassen. Aber ich verspreche, dass diese Woche keiner mehr das Buch anrührt.«
    »Aber, aber, Rose«, sagte Lily und zeigte wieder auf eine Art, die vertrauenerweckend aussehen sollte, es aber nicht war, all ihre Zähne. »Hast du das deinen Eltern nicht auch versprochen? Und hast du das Backbuch nicht trotzdem hervorgeholt?«
    Das tat weh. Es stimmte ja. Vielleicht war Rose nicht dafür geeignet, Glücksbäckerin zu werden. Oder eine gute Tochter zu sein. Oder ein richtiges Mädchen. Rose spürte, wie ihr eine salzige Träne in den Mundwinkel rann.
    Basil hob einen Finger hoch in die Luft und rief: »
Ich
nehme den Schlüssel!«
    »Was?«, stöhnte Rose, und ihre Hand krallte sich in ihr blaues Kleid. »Kommt nicht in Frage, Basil. Du bist mit Abstand die verantwortungsloseste Person in dieser Familie.«
    Jetzt fing Basil zu weinen an. »
Nie
lässt mich irgendwer
irgendetwas
tun!«, schrie er.
    Lily strich Rose den Pony aus der Stirn und flüsterte: »Rose. Ich glaube, du solltest ihm den Schlüssel mal geben. Er möchte ernst genommen werden. Wenn du jetzt nicht anfängst, ihm zu vertrauen, dann wird es zu einer fixen Idee bei ihm, dass er eine Witzfigur ist. Und dann wird er niemals für irgendetwas Verantwortung übernehmen.«
    Rose sah zu Basil hinüber, der es besser verstand als jeder, den sie kannte, aus dem Stegreif einen theatralischen Monolog von sich zu geben. Er konnte jeden zum Lachen bringen, indem er ihn nur ansah. Er liebte Tymo bis zum Wahnsinn, Rose allerdings weniger. Dann erinnerte sie sich, wie verzweifelt sie gewesen war, als sich ihre Eltern weigerten, ihr in der Bäckerei Aufgaben zu übertragen, wie unbedeutend sie sich vorgekommen war. Sie wollte nicht dafür

Weitere Kostenlose Bücher