Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
Schulter. »He, alles in Ordnung?«
»Warum denn nicht?«, fuhr sie ihn an. Doch den ganzen Weg bis in den siebzehnten Stock hielt sie die Luft an.
Und schon standen alle vier – Rose, Tymo, Nella und Jacques in Roses Tasche – vor der verschlossenen Tür zu Lilys Suite.
»Jacques«, sagte Rose, »wärst du bereit, durch dein Mauseloch zu linsen, um sicherzugehen, dass niemand im Zimmer ist?«
»Kein Problem«, sagte Jacques. Er sprang aus der Tasche in Roses Sweatshirt und huschte über den Boden. »O nein!«, rief er, als er die Fußleiste erreichte. »Sie haben meinen Privatzugang abgedichtet!«
»Das ist kein gutes Zeichen«, sagte Tymo. »Woher haben sie wohl von Jacques gewusst?«
»Ich bin sicher, das war der Geschrumpfte. Ein kleiner Spion kann einen anderen kleinen Spion meilenweit riechen«, sagte Nella altklug. Jacques kletterte Roses Bein hoch und rollte sich wieder in ihrer Tasche zusammen.
Tymo zuckte die Schultern. »Nun sind wir schon mal da.«
Rose nickte. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss. »Wird schon schiefgehen!«
Sie drehte den Schlüssel um und stieß die Tür auf. Ehe sie jedoch einen Schritt hineinmachen konnte, rannte Nella an ihr vorbei und warf sich auf das violette Plüschsofa neben dem Sitzpolster. »Meine Darbietung hat mich völlig erschöpft! Mittagsschläfchen
pour moi
!«, verkündete sie uns schlief auf der Stelle ein.
Rose und Tymo sahen sich an, dann traten sie an das Sitzpolster, auf dem sie den Geschrumpften und das Backbuch gesehen hatten – doch das Polster war leer bis auf einen kleinen cremefarbenen Umschlag.
Rose nahm ihn hoch.
Sofort fing ein durchdringender Ton zu Summen an.
»Was ist das, Feueralarm?«, rief Tymo.
Rose zog ein Stück Papier aus dem Umschlag und las vor:
»Überraschung, ihr Diebe! Das ist eine Falle. Wenn ihr das lest, dann seid ihr gleich im Fernsehen zu sehen! Liebe Grüße, Lily.«
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Tymo.
Trotz des durchdringenden Sirenentons hörte Rose, wie es im Schlafzimmer rumorte. »Schnell, versteck dich hinter dem Sofa!«, rief sie. Sie und Tymo stürzten sich hinter die Sofalehne, als auch schon ein Kamerateam ins Wohnzimmer geeilt kam.
Rose atmete erleichtert auf – bis ihr einfiel, dass Nella voll sichtbar auf dem Sofa lag.
Kapitel 11
Mitgegangen – mitgefangen – mitgehangen
Das Sofa, auf dem Nella eingeschlafen war und hinter dem sich Tymo und Rose versteckten, war kein normales Sofa. Es war eine lange schmiedeeiserne Bank mit einer kunstvoll verzierten Gitterlehne, an der lila Plüschpolster befestigt waren. Rose und Tymo konnten zwischen den Polstern hindurchspähen und sehen, was nun geschah.
Kaum hatten sich Rose und Tymo also hinter diesem Sofa verschanzt, waren drei Männer ins Zimmer gekommen. Sie hatten offensichtlich im Schlafzimmer der Suite gelauert und darauf gewartet, dass jemand den Alarm auslösen würde. Die Männer trugen Jeans und Fleecejacken in unterschiedlichen Farben. Alle hatten Bärte. Einer hielt eine lange Stange, von deren Ende ein wuscheliges graues Mikrophon hing, einer schleppte eine schwere Kamera auf der Schulter wie eine Panzerfaust, und der dritte – der mickrigste der drei – folgte ihnen mit einem Wust von aufgerollten Kabeln, die um seine Arme hingen.
Rose drückte die Daumen. Vielleicht hielten die Männer Nella für eine übergroße Puppe und gingen an ihr vorbei.
Doch der Mann mit dem baumelnden Mikrophon ließ das Ding zu Nella hinunter, so dass der graue Pelzbesatz sie am Ohr kitzelte.
So leidenschaftlich, wie Nella ihre Schläfchen liebte, so abgrundtief hasste sie es, gekitzelt zu werden. Sie schoss hoch und schlug nach dem kratzigen Mikrophon, als handele es sich um einen Schwarm Heuschrecken. »Weiche von mir, Teufel!«, schrie sie.
Der Mann mit dem Mikrophon taumelte zurück.
»Wir – wir – wir … haben dich erwischt!«, stammelte er. »Wir haben dich beim Einbrechen in Lily Le Fays Fantasy-Suite überrascht. Was hast du dazu zu sagen?«
Rose warf Tymo einen nervösen Blick zu. Seit kurzem war Nella extrem wahrheitsliebend. Aber in diesem Fall würde sie die Wahrheit in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
Lüge, kleine Schwester!,
wollte sie rufen.
Lüge, was das Zeug hält!
Nella schüttelte angewidert den Kopf. »Einbrechen?«, sagte sie fassungslos. »Einbrechen! Das ist krass, Männer. Oberkrass. Nein, nein. Warum sollte ich einbrechen, wo ich doch einen Schlüssel habe?«
Sie griff in die Tasche ihres
101
Weitere Kostenlose Bücher