Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
hat er gerade gesagt?«
Tymo räusperte sich. »Er hat gesagt … ›Hallo-i‹. Beachte meinen Bruder nicht; er hat einen unglücklichen Sprachfehler. Meine Eltern haben ihn schon in Therapie gegeben.
Also …«
Tymo schlenderte auf den Gargoyle zu und streckte die Hand aus. »Hey. Ich heiße Tymo, Tymo wie Thymian, das Gewürz. Schlag ein, Kumpel. Wie heißt du, Alter?«
Der Gargoyle sah ihn finster an. »Mein Name ist –«, erwiderte er, »– Eve.«
Tymo zuckte. »Du meinst … du bist ein Mädchen?«
»Überrascht?«, fragte der Gargoyle.
»Kein bisschen!«, schwindelte Tymo. »Ich sage zu allen
Kumpel
oder
Alter,
zu Mädchen, Jungen, Wasserspeiermädchen, Wasserspeierjungs – egal …« Tymo strahlte das Gargoyle-Mädchen mit seinem Tausend-Watt-Lächeln an. »Du bist, äh, das schönste Gargoyle-Mädchen, das ich für meinen Teil jemals gesehen habe!«
»Deine Schmeichelei funktioniert hier oben nicht«, ertönte eine weitere steinige Stimme. Ein zweiter Wasserspeier, diesmal nur ein riesiger Kopf mit einem breiten, teuflischen Grinsen und dicken Augenbrauen, die gewellt waren wie ein chinesischer Drachen, kam aus der Ecke angehüpft, wo er gelegen hatte, und rollte über die Galeriebrüstung auf Tymo zu. »Ich heiße Bob und bin Eves Bruder. Wir wissen, dass wir fratzenhaft aussehen. Es ist uns aber kein bisschen peinlich.«
»Dir vielleicht nicht«, zwitscherte ein dritter Gargoyle mit hoher, feenhafter Fistelstimme von der Decke her. Das Mädchen hatte ein katzenartiges Gesicht mit zwei langen Stoßzähnen; aber statt zwei Ohren hatte ihr Kopf oben eine seltsame zwiebelförmige Ausbuchtung. »Mir würde etwas Schmeichelei guttun. Ich bin die Schwester der beiden, Antonia.«
Tymo lächelte und suchte Antonia nach etwas ab, das er bewundern konnte. »Dein … Zwiebelkopf, der gefällt mir echt«, brachte er schließlich hervor.
Antonia unterdrückte ein Kichern. »Danke«, sagte sie. »Dafür bewundern mich viele.«
»Antonia!«, rief Bob. Er sprang hoch in die Luft und landete mit einem Krachen auf dem Boden der Galerie. »Wir versuchen doch, sie fortzuscheuchen, wir wollen nicht mit ihnen anbandeln!
Bitte!
«
Bob drehte sich um sich selbst und sprach Tymo mit furchteinflößender Stimme an: »Warum seid ihr in unseren Turm eingedrungen?«
Rose streckte schüchtern einen Finger in die Luft. »Ähm, ich glaube, das kann ich beantworten, äh, Bob. Mein Name ist Rose, ich bin Tymos Schwester, und wir sind eine Bäckerfamilie. Wir treten bei
Gala des Gâteaux Grands
gegen unsere böse Tante an, um sie zu zwingen, ihre gefährliche magische Geheimsubstanz vom Markt zu nehmen und unserer Familie ihr Zauberbackbuch zurückzugeben. Es wäre eine riesige Hilfe, wenn wir den Klang eurer großartigen Glocke einfangen dürften. Lasst ihr uns das tun?«
Die drei Gargoyle-Geschwister wechselten Blicke. Eve raschelte mit den Flügeln. »Eure Bitte klingt überzeugend«, befand sie. »Aber leider geht das trotzdem nicht. Unsere einzige Pflicht ist es, Emmanuel zu bewachen. Wir haben noch nie versagt und werden auch jetzt nicht versagen.«
Basil zwinkerte. »Hm, ein hartgesottenes Publikum. Die reinsten Herzen aus Stein!«
Die Gargoyles schenkten ihm argwöhnische Blicke.
»Vielleicht hilft ja ein bisschen Humor, um den Stein zu erweichen –«
»Basil«, sagte Rose, »ich glaube wirklich nicht, dass es eine gute –«
»Hey, was ist das Lieblingsessen von Gargoyles? Steinpilze. Was trinkt ein Gargoyle am liebsten? Lava. Welche Musik mag ein Gargoyle am liebsten? Hard Rock. Wie nennt man einen außerirdischen Gargoyle? Einen Meteorit. Wer kommt zu den Gargoyles, wenn sie schlafen gehen? Der Sandsteinmann. Was passiert, …« Basil verstummte. »Ende. Mehr kenn ich nicht.«
Basils Art des Humors ließ die Gargoyles kalt. Alle außer Eve, die einen Flügel über dem Mund hielt, als wolle sie ein Lächeln verstecken.
Mit einem schrecklichen mahlenden Geräusch räusperte sie sich schließlich, dann ließ sie die Flügel sinken. Sie lächelte nicht mehr.
»Der kleine Rotschopf ist ja wirklich komisch«, bellte sie. »Nichtsdestotrotz müsst ihr gehen, ehe die Glocke läutet.«
Rose ließ die Schultern hängen. »Entschuldigung, dass wir euch gestört haben«, murmelte sie und wandte sich zum Gehen.
»Gute Idee, Rose!«, rief Muriel. »Nichts wie raus! Ich hab das Gefühl, in einem Albtraum zu stecken!«
In dem Moment begannen mehrere Glocken zu läuten. »Sind das die Glocken vom Nordturm?«,
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