Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
alle Menschen im Haushalt als Rudelführer behaupten, der Hund braucht konsequente Regeln und Grenzen. Während der Behandlung müssen Sie Ihren Hund betrachten wie einen Menschen im Entzug – er hat ein Problem, das es zu lösen gilt, und bis er etwas ändert, bekommt er nicht dieselben Privilegien oder Freiheiten, die ein nicht aggressiver Hund bekäme. Das ist keine Bestrafung. Das ist Struktur, und sie wird Ihrem Hund während der Rehabilitation das Leben erleichtern. Insbesondere sollten Sie sehr zurückhaltend mit Zuneigungsbekundungen sein. Ihr Hund darf sie nur bekommen, wenn er ruhig und gefügig ist. Geben Sie Ihrem Hund niemals Zuwendung, wenn er aggressiv ist – das lehrt ihn nur, dass er Aggression einsetzen kann, um Zuwendung zu erhalten.
FALLGESCHICHTE
Teddy
D er neunjährige Labradormischling Teddy war ein typischer Fall. Seine Besitzer, Steve und Lisa Garelick, nahmen ihn als Welpen bei sich auf. Er war von Natur aus energiegeladen und zeigte sich aggressiv, da die Garelicks aber nicht von Anfang an Führungsstärke an den Tag legten, wurde seine Aggressivität gegenüber Menschen und anderen Tieren immer größer.
Sie tolerierten dies neun Jahre lang. Von der Geburt ihrer Tochter Sara an (bei meinem Besuch zweieinhalb Jahre alt) machten sie sich jedoch zunehmend Sorgen, dass der Hund das Kind beißen könnte. Interessanterweise jedoch war Sara der einzige Mensch, dem gegenüber Teddy keine Aggressionen zeigte. Die Garelicks hatten vor ihrer Geburt richtig gehandelt: Sie hatten Teddy auf den Neuankömmling vorbereitet und dem Hund dann deutlich gemacht, dass dieser neue Mensch in der Rangfolge über ihm stand. Ohne es zu wissen, hatten sie ihre Tochter zu Teddys Rudelführer erhoben, doch sie selbst schafften es nicht, diese Position einzunehmen.
Die Garelicks taten, was viele Menschen tun, wenn sich ihr Hund aggressiv verhält: Sie mieden Situationen, die zu Aggressionen führen konnten, statt sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Sie fürchteten, den Hund in solchen Situationen nicht mehr im Griff zu haben. Ich zeigte ihnen, dass ich Teddys Aggressivität kontrollieren konnte, indem ich ihn aus diesem Zustand hinausführte. Als ich ihnen beigebracht hatte, es genauso zu machen, ließen ihre Nervosität und Ängstlichkeit nach, ihr Selbstvertrauen stieg, und sie konnten den Weg zum erfolgreichen Rudelführer beschreiten. ▪
Stellen Sie Regeln und Grenzen auf. Wenn Ihr Hund normalerweise auf dem Sofa liegt, erklären Sie es vorerst zur Verbotszone und achten Sie darauf, dass er unten bleibt. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn der Hund deswegen beleidigt ist. Hunde denken nicht so. Wahrscheinlich wird die neue Regel eher den Menschen Schwierigkeiten bereiten als dem Hund. Achten Sie darauf, dass der Hund niemals als Erster durch die Tür in ein anderes Zimmer geht. Er muss warten und darf erst nach den Menschen gehen. Will Ihr Hund Sie anführen, machen Sie an der Tür kehrt und gehen Sie in die andere Richtung. Wenn Sie genügend Zimmer haben, erklären Sie auch hier eins vorübergehend zur Verbotszone für den Hund. Alle Familienmitglieder müssen dem Hund konsequent verbieten, dieses Zimmer zu betreten.
Räumen Sie für die Dauer der Rehabilitation alle Spielzeuge und Kauknochen weg. So lernt der Hund, dass diese Dinge Ihnen gehören und dass er nur zu Ihren Bedingungen damit spielen darf. Häufig sieht ein Hund eine große Sammlung von Objekten als Zeichen seiner Macht; wenn diese Gegenstände überall herumliegen, kann sich das Problem noch verschärfen.
Lassen Sie nicht zu, dass der Hund Ihnen Befehle erteilt. Hunde versuchen oft, unsere Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie uns anstupsen, ihren Kopf auf unseren Schoß legen oder an uns hochspringen. Wenn Ihr Hund so etwas tut, ignorieren Sie ihn. Sagen Sie nicht einmal «Nein!». Geben Sie ihm einfach keine Rückmeldung zu diesem Verhalten. Andernfalls hat Ihr Hund Ihnen nämlich gezeigt, was Sie tun sollen, und Sie haben es getan.
Ihre wichtigste Aufgabe im Rehabilitationsprozess besteht darin, dem Hund ausreichend Bewegung zu verschaffen, idealerweise mit langen Spaziergängen. Denken Sie daran, Aggression wird zum Teil durch überschüssige Energie verursacht, und diese Energie müssen Sie ableiten. Wenn Laufen allein für Ihren Hund nicht ausreicht, binden Sie ihm einen Rucksack um, damit er eine Aufgabe hat und mehr Energie verbraucht. Alternativ lassen Sie sich von ihm auf Inlineskates ziehen oder den Hund neben dem
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