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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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Moment ist auszuschließen, dass Miriam Schürmann hier im Kloster ermordet wurde. Wir werden die privaten Räume der Ordensschwestern untersuchen müssen.«
    Schwester Lioba erstarrte. »Das heißt?«, fragte sie, und zum ersten Mal verließ sie das Bedürfnis, ein Mindestmaß an Höflichkeit aufzubringen.
    »Meine Kollegen von der Spurensicherung werden jeden Raum in diesem Kloster überprüfen. Jetzt.«
    Diesmal fiel ihr kein Gebet ein, um ihre hektisch ausschlagenden Gedanken in ruhige Bahnen zu lenken.
    »Wenn Sie uns freiwillig keinen Zugang gewähren, dann kann ich ihn erzwingen. Die deutsche Gerichtsbarkeit gilt auch für katholische Klöster.« Grieser stand auf.
    Schwester Lioba erhob sich ebenfalls. Grieser war neben der Tür stehen geblieben und sah sie nachdenklich an. Am liebsten hätte sie ihn hinausgeworfen mitsamt seinen Leuten.
    »Es gibt keinen Grund, mir zu drohen«, sagte sie ruhig und blieb vor ihm stehen. »Selbstverständlich können Sie Ihre Arbeit tun. Ich möchte Sie nur bitten, nicht mehr ohne Vorankündigung in die Klausur einzudringen.«
    Grieser runzelte die Stirn.
    »Im Anschluss an das Abendessen haben wir Rekreation und sind gemeinsam im Aufenthaltsraum. Danach gehen wir zum Nachtgebet in die Klosterkapelle. Sie und Ihre Leute haben also etwa drei Stunden Zeit, einen Blick in alle Zimmer zu werfen, ohne unsere Privatsphäre zu stören. Speisesaal und Aufenthaltsraum können Sie untersuchen, während wir in der Kapelle sind. Genügt Ihnen das?«
    Griesers Falten glätteten sich, und ganz unvermittelt zog ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Drei Stunden sind nicht viel«, sagte er freundlich. Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs hatte Schwester Lioba das Gefühl, dass er sich in ihrer Gegenwart wohl fühlte. »Doch für eine erste flüchtige Untersuchung wird es genügen. Nur wenn wir irgendwelche Hinweise finden, müssen wir diesen nachgehen, egal wie lange es dauert.«
    Schwester Lioba verabschiedete Grieser mit einem kurzen Nicken.
     
    Grieser gab seine Anweisungen an die Kollegen der Spurensicherung weiter. Sie hatten im Gästehaus des Klosters einen Tagungsraum zur Einsatzzentrale gemacht. Mit den Gerätschaften der Spurensicherung, etlichen Computern und einem 3-D-Scanner war es recht eng. Kramer und vier seiner Leute packten ihre Arbeitskoffer und gingen hinüber ins Kloster. Sabine Baum folgte ihnen.
    Grieser blieb zurück und schrieb auf einem der Computer seinen Bericht. Er trug alle Informationen zusammen, die sie bisher hatten. Sorgfältig ging er nochmals die Aussagen von Kern und Schwester Lioba durch. Grübelnd starrte er nach draußen. Bisher hatte er noch nicht einmal einen vagen Anfangsverdacht. Nichts.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war bereits nach 20 Uhr, draußen war es inzwischen fast dunkel. Grieser beschloss, dem Parkplatz des Klosters einen Besuch abzustatten und die Journalistin aufzuspüren. Er schnappte sich seine Jacke und trat auf den Klosterhof. Der Geruch des Tages war gewichen und hatte einer Mischung aus dunklen Erdtönen und kühler Nachtluft Platz gemacht. Auf dem Rhein waren nur noch dunkle Schatten zu sehen, auf denen Lichter tanzten. Der Hauptkommissar verließ die Klosteranlage durch das untere Torhaus. Auf dem Parkplatz schlenderte er zwischen den kreuz und quer stehenden Fahrzeugen hindurch. Seit dem Morgen waren noch einige hinzugekommen. An einem Campingtisch saß ein junger Mann, der kaum die Schule hinter sich gelassen haben konnte, und bearbeitete fast gewaltsam die Tastatur seines Laptops. Eine Gruppe von Männern und Frauen stand zwischen den Wagen eingekeilt. Sie debattierten heftig. Grieser ging nahe genug heran, bis er die Gesichter erkennen konnte. Wortfetzen drangen zu ihm herüber. Neugierige Blicke streiften sein Gesicht, doch niemand sprach ihn an.
    Grieser lief weiter. In den meisten Fahrzeugen lagen technische Geräte, dazwischen leere Kaffeebecher, Schlafsäcke und achtlos in die Ecke geworfene Kleidungsstücke.
    Am Rande des Parkplatzes zum Rhein hin stieß er auf einen alten VW-Bus. Darin brannte Licht. Ein Mann und eine Frau saßen sich schweigend an einem Tisch gegenüber. Beide starrten auf den Bildschirm eines Computers.
    Grieser erkannte die Journalistin vom Klosterhof. Sie hatte schulterlange dunkle Locken und ein ovales Gesicht mit leichten Grübchen links und rechts. Der Mann ihr gegenüber war gutaussehend, mit kurzgeschnittenen blonden Haaren und wachen, dunklen Augen.
    Der Hauptkommissar klopfte an

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