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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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Lichter glitten langsam schaukelnd den Flusslauf hinunter.
    Grieser wandte sich um und musterte den Mann neben sich. Er hatte ihn sich anders vorgestellt, älter und weniger gutaussehend. Grieser trat näher. Paul drehte den Kopf und sah ihn an. Grieser hielt seinen Blick fest, dann näherte er sich behutsam und küsste ihn ganz sacht auf den Mund. Wie schon vor zwei Monaten im Darkroom überwältigte ihn das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Später hatte er sich selbst ausgelacht. Der Zweck eines Darkrooms war es, unkomplizierten Sex mit Unbekannten zu haben. Die Dunkelheit schützte die Identität der Männer, nur Schemen waren zu erkennen. Nicht gerade der ideale Ort, um sich zu verlieben.

7. Kapitel
     
     
    Ist die Frau in Vereinigung mit dem Manne, so kündet die Wärme in ihrem Gehirn, die das Lustgefühl in sich trägt, den Geschmack dieses Lustgefühls bei der Vereinigung vorher an, wie auch den Erguß des Samens. Ist der Samen an seinen Ort gefallen, dann zieht ihn die eben erwähnte, sehr starke Wärme des Gehirns an sich und hält ihn fest. Fast gleichzeitig damit ziehen sich auch die Nieren des Weibes zusammen und alle die Teile, die während des Monatsflusses zur Öffnung bereit stehen, schließen sich zur selben Zeit so fest, wie wenn ein starker Mann irgendeinen Gegenstand fest in der Hand verschließt.
     
    Ihre Knie brannten, und in ihrer rechten Schulter zuckte ein Muskel. Schwester Lioba versuchte sich auf das Gebet zu konzentrieren.
Mein Gott, du hast mich geschaffen, / ich lebe durch dich und trachte nach dir, / wenn ich mit Seufzen das Gute erflehe. / Ich kenne dich ja als meinen Gott / und weiß nur, daß ich dir dienen darf, / denn du hast mir Einsicht gegeben. / O du mein Helfer bei allem Guten, / durch dich vollbringe ich gute Werke. / Auf dich will ich all meine Hoffnung werfen / und mich bekleiden mit deiner Huld.
    Anschließend betete sie noch einen Rosenkranz. Immer wieder ertappte sie sich dabei, dass die Worte automatisch aus ihrem Mund strömten. Ihre Gedanken kreisten um den Mord an Miriam. Zwischen zwei Gebeten stieß sie unwillkürlich einen Seufzer aus. Sie rutschte immer weiter in diese Geschichte hinein, ob sie wollte oder nicht. Grieser hatte sich mit den Worten verabschiedet, dass seine Leute in den Privaträumen der Schwestern nichts gefunden hatten. Er betonte, dass es nötig sein könnte, noch genauere Untersuchungen anzustellen. Mehr Sorgen bereitete ihr die Frage, ob mit Miriams Tod alles ein Ende gefunden hatte. Kein gutes Ende, daran gab es keinen Zweifel. Aber vielleicht wenigstens ein Ende. Schwester Lioba versuchte, sich zu sammeln und ihre Gedanken auf das Gebet zu richten.
    Es klopfte. Schwester Lioba schwieg irritiert. Sie blickte auf den kleinen Reisewecker, ein Geschenk ihrer Schwester, der seit ihrer ewigen Profess auf dem Nachttisch stand. 21.30 Uhr. Die Zahlen leuchteten, sonst hätte sie die Uhrzeit im Dämmerlicht nicht erkennen können. Es musste etwas passiert sein. Die Regeln des heiligen Benediktus sahen vor, dass jede Schwester ab 21 Uhr Nachtruhe hielt.
    Es klopfte erneut. Schwester Lioba raffte ihren Habit. Als sie sich erhob, schoss ein stechender Schmerz durch ihr rechtes Knie. Sie stöhnte leise. Zögernd ging sie zur Tür und öffnete.
    »Mutter Oberin, es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit der inneren Einkehr unterbreche. Aber ich muss Sie dringend sprechen.«
    Die Priorin wirkte angespannt, ihre Augen waren voller Sorge. Schwester Lioba hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es wichtig war. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihrer Stellvertreterin, ihr in das Büro zu folgen. Das fehlte noch, dass man sie um diese Zeit gemeinsam in ihren Privaträumen verschwinden sah. Dann hätte sie zu allem Überflussauch noch Gerüchte ins Leben gerufen, die vernichtender nicht sein konnten.
    Sie schloss die Tür ihres Zimmers lauter als notwendig. Die anderen sollten hören, dass sie und Schwester Heidrun ins Büro gingen.
    Die Priorin folgte ihr mit gesenktem Kopf. Eine Etage tiefer trat sie hinter Schwester Lioba in ihr Dienstzimmer und schloss die Tür. Schwester Lioba widerstand der Versuchung, sich zu setzen. Sie blieb hinter ihrem Schreibtisch stehen und sah Schwester Heidrun ruhig an. Ihre Stellvertreterin war eine mütterlich wirkende Frau, Ende vierzig, die sonst nichts so leicht aus der Ruhe brachte.
    »Ich habe den Ordner geprüft, den Sie mir heute Nachmittag gegeben haben, um ihn neu zu sortieren und alles abzuheften.« Sie zupfte

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