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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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sagte Schwester Lioba ruhig. Sie erreichte Grieser und beschleunigte ihren Schritt, sodass er gezwungen war, ihr nachzueilen.
    Sie führte Grieser auf den Gang, schloss hinter ihm die Tür zum Refektorium und ging direkt nach unten in ihr Büro. Schweigend folgte er ihr und wartete, bis sie sich gesetzt hatte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er zerknirscht und ließ seinen Worten eine angedeutete Verbeugung folgen.
    Ärgerlich musterte Schwester Lioba den Hauptkommissar, der ihr gegenüber auf dem Besucherstuhl Platz nahm. Er nestelte in seiner Jackentasche und förderte sein Notizbuch zutage. Er wirkte angespannter als am Morgen. »Miriam Schürmann ist nicht in ihrem Zimmer im Gästehaus umgebracht worden. Wenn sie außerhalb vom Rupertsberg ermordet wurde, so muss ihre Leiche gegen Morgen ins Kloster gebracht worden sein.«
    »Wir feiern jeden Abend die Vigilien, das Nachtgebet.In der Abteikirche. Die Vigilien enden gegen 20.45 Uhr. Manchmal kommen Touristen und Einheimische in die Kirche, die unserem Nachtgebet beiwohnen. Wenn die letzten Besucher nach Ende des Gebets das Kloster verlassen haben, schließen wir alle Türen ab. Dann haben nur noch die Schwestern Zugang zur Klosteranlage. Am nächsten Morgen nach dem Morgengebet öffnen wir wieder das Kloster für Außenstehende.«
    »Das heißt, es gibt die ganze Nacht keine Möglichkeit, auf das Klostergelände zu kommen?«, fragte der Hauptkommissar. Schwester Lioba schüttelte den Kopf.
    »Dann müsste es jemand gewesen sein, der Zugang zum Kloster hatte«, erklärte Grieser gedehnt.
    Schwester Lioba spürte, wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. »Sie denken, eine der Schwestern hat Miriam im Kloster ermordet?« Sie stand auf. Ein Ordner mit Rechnungen rutschte über die Kante des Schreibtischs und landete vor ihren Füßen. Reflexartig bückte sie sich und angelte nach dem grauen Pappordner, der unter dem Schreibtisch verschwunden war. Auch Grieser war aufgestanden. Er kniete sich neben sie und zog einige der weißen Papierstücke zu sich her.
    Schwester Lioba richtete sich auf und legte behutsam den Ordner auf ihren Schreibtisch zurück. Stumm schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel.
O Kraft der Weisheit, / du zogst deine Bahn / umfingst das All / auf dem einzigen Weg, / der zum Leben führt. / Drei Kräfte hast du, Flügeln gleich: / Zur Höhe empor schwingt sich kraftvoll der eine, / von der Erde her müht sich der zweite, / und allüberall schwingt der dritte. / Lob sei dir, Weisheit, / würdig bist du allen Lobes!
    Grieser hielt ihr einen Packen Rechnungen hin. Schwester Lioba murmelte einen Dank und nahm ihm die Papiere ab. Dann schob sie das ganze Bündel zur Seite.
    »Könnten Sie sich denn vorstellen, dass es eine der Schwestern war?«, fragte Grieser.
    »Ordensschwestern sind Menschen wie andere auch«, erwiderte Schwester Lioba. »Sie können auch fehlen. Allerdings könnte ich mir nicht vorstellen, dass eine Schwester, die zu solch einer Tat fähig ist, danach ihr Leben als Ordensfrau einfach fortsetzt. Deshalb würde ich sagen, nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Das hätte mich auch gewundert«, sagte er zögernd.
    »Welche Möglichkeiten gibt es noch?«, fragte sie. Der Schweißfilm auf ihrer Stirn trocknete allmählich und hinterließ ein kühles Gefühl.
    »Haben die Gäste nachts Zugang zu allen Räumlichkeiten des Klosters?«
    »Nein«, sagte Schwester Lioba. »Mit ihrer Codekarte können sie von außen ins Gästehaus gelangen. Alle anderen Gebäude und der Klosterhof bleiben ihnen nachts verschlossen.«
    »Auch die Kirche?«, vergewisserte sich Grieser.
    »Nachts bleibt eine kleine Seitentür der Kirche geöffnet. Doch um dorthin zu gelangen, muss man Zugang zum Klosterhof haben. Das ist nur mit einem Generalschlüssel möglich.«
    »Bleiben also nur die Schwestern.«
    Schwester Lioba sah ihn sprachlos an.
    »Könnte jemand an einen Generalschlüssel herangekommen sein?«, fragte Grieser.
    Schwester Lioba zog die Augenbrauen zusammen. »Nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Einen Satz Schlüssel habe ich, einen zweiten Schwester Heidrun. Sie ist Priorin und damit meine Stellvertreterin. Die Ersatzschlüssel werden hier in meinem Büro aufbewahrt.«
    Er sah sie schweigend an. Schwester Lioba erwiderte seinenBlick. Sie ging rasch die verschiedenen Möglichkeiten durch, die ihr blieben. Sie konnte ihn hinauswerfen. Das machte sie und den Konvent verdächtig und würde bedeuten, dass die Polizei erst recht versuchen

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