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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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Schwester Adelgund zu«, meldete sich nun Schwester Raphaela zu Wort. Sie verzog den Mund, doch es war nicht zu erkennen, ob sie lächelte. »Eine Weltliche hat im Kloster der Hildegard von Bingen nichts zu suchen.«
    Schwester Adelgund nickte mehrfach und öffnete den Mund. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, erhob sich Schwester Lioba.
    »Die Entscheidung ist gefallen«, sagte sie entschieden.
    Von Schwester Raphaela war ein undefinierbarer Laut zu hören. Ihre Augen blickten noch strenger als sonst. Schwester Lioba ließ sich nicht beirren und nickte Schwester Erika zu. »Bitte geben Sie Ihrer Studienkollegin Bescheid, dass wir uns freuen, wenn sie uns in dieser schwierigen Situation beisteht.«
    Schwester Erika warf einen vorsichtigen Blick zu Schwester Raphaela und sah dann hinüber zu Schwester Adelgund, die sich mit finsterer Miene setzte. Da die Novizin seit einigen Monaten im Gästehaus mithalf, war sie zurzeit Schwester Adelgund untergeordnet. Schwester Erika wandte den Blick wieder der Äbtissin zu. In ihren Augen lag Sorge. Doch sie nickte.

9. Kapitel
     
     
    Sie sind deshalb ohne Gatten gesunder, kräftiger und fröhlicher wie mit ihnen, weil sie nach dem ehelichen Verkehr schwach werden. Die Männer aber wenden sich von ihnen ab und meiden sie, weil sie die Männer nicht freundlich anreden, und weil sie die Männer nur wenig lieben.
     
    Kloster Altdorf lag im Neckartal, am Südhang des Odenwälder Berges Köpfel. Es war von der im Tal liegenden B37, die sich an der südlichen Neckarseite entlangschlängelte, gut zu erkennen. Der weitläufige Komplex wirkte wie ein Bindeglied zwischen den letzten Häusern Neuenheims und den ersten Gebäuden von Ziegelhausen, beides Heidelberger Stadtteile. Wie Rupertsberg war auch Altdorf ein Benediktinerkloster, das seit einigen Jahrzehnten von Benediktinerinnen bewohnt und bewirtschaftet wurde.
    Griesers Ducati hatte mit der Steigung keinerlei Probleme. Er passierte ein Steintor, hinter dem die Kirche und ein langgestrecktes Gebäude lagen, das er für das Hauptgebäude des Klosters hielt. Die schmale Straße machte eine starke S-Kurve und führte weiter oben an einem Gebäudekomplex vorbei, vermutlich das Internat. Grieser bog auf den Parkplatz des Internats und stellte dort sein Motorrad ab.
    Die Schule befand sich auf der nach Westen liegenden Seite des Klosters. Grieser wusste, dass dort rund 70 Schülerinnen und Schüler unterrichtet wurden. Sie wohnten in niedrigen, vor kurzem renovierten Gebäuden, die oberhalb des Schulgebäudes dem allmählich ansteigenden Südhang des Köpfels folgten.
    Grieser war froh, hier von den Journalisten verschont zu sein. Er verstaute Helm und Handschuhe in der Seitentasche der Ducati und ging auf das Schulgebäude zu. Über den hohen Eingangstüren verriet ein altertümlicher Fries, dass es die Hildegard-von-Bingen-Schule war. Ein breiter geschotterter Weg trennte das Schulhaus von den Wohnhäusern der Internatsschüler. Gerade hatte es zur Mittagspause geläutet, ein Strom von Kindern und Jugendlichen ergoss sich auf den Schulhof. Sie wirkten nicht anders als in jeder anderen Schule auch, aufgedreht nach den ersten zwei Stunden Unterricht, mehr oder minder lässig gekleidet und zu Späßen aufgelegt.
    Das Schulhaus war ein gedrungener dreiflügeliger Bau, der nicht sehr alt sein konnte, aber im Stil dem Kloster angepasst war. Grieser strebte zum Eingang, der in einem halbrunden Turm lag und über eine breite Außentreppe zu erreichen war. In der Schule begegnete er vereinzelten Schülerinnen und Schülern, die ihn keines Blickes würdigten. Grieser fragte sich durch und gelangte im ersten Stock schließlich zum Vorzimmer des Rektors, wo ihn ein freundlicher junger Mann empfing. Er trug einen Kurzhaarschnitt, der vage an Elvis Presley erinnerte, und einen altmodisch wirkenden braunen Anzug mit schmaler Lederkrawatte. Grieser erkundigte sich nach dem Schulleiter, Gerhard Lehmann.
    »Herr Lehmann ist heute in München auf einer Tagung«, sagte der Sekretär und zuckte bedauernd mit den Achseln.
    »Und sein Stellvertreter?«, fragte Grieser.
    Der junge Mann wirkte ehrlich betrübt. »Der auch«, sagte er und fuhr fort, »internationale Konferenz.«
    »Wer ist denn im Haus und könnte mir ein paar Fragen beantworten?«
    Der Sekretär musterte skeptisch Griesers Motorradkleidung.
    »Ich bin von der Kriminalpolizei Mainz und benötige einige Auskünfte im Zusammenhang mit dem Mord im Kloster Rupertsberg.« Grieser zückte seinen

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