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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Oberschulabschluss und lernte, wie man Fruchtsaft zu Wein vergor, ein Auto kurzschloss, Schlankheitspillen aufkochte und mit einer Augentropfenpipette in die Venen schoss und dass man in Müllcontainern nach Kreditkarten, Telefon- und Kontonummern herumwühlen musste.
    Doch das Schlüsselerlebnis, das sein ganzes Leben verändern sollte, stellte sich durch puren Zufall ein.
    Er besuchte eine Waffenbörse in der Turnhalle der Highschool. In dem Gebäude wimmelte es von Jägern, Sammlern, bürgerkriegsbegeisterten Hobbyhistorikern und Sportschützen – Leute, die Terry nie ernst genommen hatte und die er auch jetzt nicht ernst nahm. Aber an einem Ausstellungstisch saßen vier Männer, die anders waren als alle übrigen Menschenin dem Raum. Sie wirkten stramm und hart, wie Berufssoldaten, trugen ordentlich gestutzte Kinnbärte und schwarze T-Shirts, und ihre Arme waren von der Schulter bis zum Handgelenk mit kunstvollen Tattoos verziert. Sie grinsten die Besucher an, die den Gang auf und ab wanderten, aber ihre Augen funkelten unverkennbar düster, ihre Kleidung roch nach trockenem Männerschweiß, und die Blicke, die sie den Leuten zuwarfen, waren so durchdringend, dass alle unwillkürlich schluckten.
    Auf ihrem Tisch waren allerlei Luger und Nazi-Militaria aufgereiht. Terry nahm ein Pamphlet in die Hand, dessen Schlagzeile sich auf ein zionistisches Besatzungsregime bezog.
    »Was ist ein Zionist?«, fragte Terry.
    Einer der Männer schob ihm mit dem Fuß einen Stuhl zu. »Setz dich, mein Junge«, sagte er, dann legte er Terry den Arm um die Schulter.
    Der Arm fühlte sich schwer und dick an, und Terry kam es so vor, als strömte eine geradezu sinnliche Hitze und Kraft aus dem Körper des Mannes und übertrage sich auf ihn. Als Terry zu den Leuten auf dem Gang schaute, wandten sie rasch den Blick ab. Er spürte, wie es in seinen Lenden kribbelte.
    Die Abenddämmerung senkte sich jetzt über das Anwesen, auf dem Fluss spiegelten sich die letzten goldenen Sonnenstrahlen, und die Luft war kühl und roch nach gemähtem Gras und Carls preisgekrönten Angusrindern, die an der sumpfigen Tränke standen.
    Aber für Terry war es alles andere als ein schöner Abend. Wyatt, der immer noch sauer war, weil Maisey Voss sein Auto demoliert hatte, hatte zu ihm gesagt, wenn er irgendwo hinwollte,müsste er zu Fuß gehen oder trampen, weil weder er noch Carl ihm ein Fahrzeug überlassen würden.
    Jetzt waren Wyatt und Carl zum Autokino in Missoula gefahren und hatten Terry sich selbst überlassen. Terry lief am Ufer entlang zu dem flussaufwärts gelegenen Campingplatz, zog ein Maiskorn und ein Stück Käse auf seinen Angelhaken und warf seine Schnur in der Gegenströmung hinter einer verfaulten Pappel aus. Lila Schatten lagen auf den Bergen im Westen des Tales, und nur die höchsten Kämme, dort wo der Schnee noch nicht geschmolzen war, leuchteten noch.
    Er hörte, wie hinter ihm eine Autotür geöffnet wurde und jemand mit knirschenden Schritten über den Schlick und die Kieselsteine auf ihn zukam, drehte sich dann um und starrte auf das Gesicht des größten Mannes, den er je gesehen hatte.
    »Geh da rauf und steig in den Kofferraum von dem Auto«, sagte der Mann. Die Stimme klang gepresst, leblos, wie eine rostige Maschine.
    »Leck mich«, sagte Terry.
    Der Mann schlug Terry so heftig aufs Ohr, dass er dachte, sein Trommelfell wäre geplatzt. Er riss Terry die Schnur aus der Hand und warf sie in den Fluss, packte ihn dann am Gürtel und zerrte ihn die Böschung hinauf, stieß ihn kopfüber in den Kofferraum des kleinen Autos und knallte die Klappe zu.
    Eine halbe Stunde später saß Terry auf einem schweren Holzstuhl in einem Schlägerkäfig und starrte auf die automatische Wurfmaschine, die mit abgewetzten Basebällen geladen war. Der Käfig stand in einer geschlossenen Scheune, in der Staubfäden und Heukrümel im Schein der elektrischen Lampen tanzten, die entlang der Pferdeboxen angebracht waren.
    Der Mann, der ihn gekidnappt hatte, hatte kein Wort gesagt, seit er ihn aus dem Kofferraum geholt hatte.
    »Arbeiten Sie für den Doktor? Geht es um Maisey?«, sagte Terry.
    Aber der Mann antwortete nicht.
    Eine Seitentür wurde geöffnet, und ein Mann in einem abgeschnittenen Baseballtrikot und nagelneuen, noch steifen Jeans trat in die Scheune. Er hatte frisch gekämmte schwarze Haare, dunkel getönte Haut und rehbraune Augen.
    Er beugte sich in den Schatten und nahm eine Fernbedienung in die Hand, die an die Wurfmaschine

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